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Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition)

Titel: Tollkirsche und Korsett: Kates Hunger nach Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. G. Stoll
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Haushaltes vorbereiten, dem sie als verheiratete Frau vorstand.
    Kate schnaubte.
    Nicht, dass ihre Mutter viel Initiative in diese Richtung zeigte, obgleich sie selbst dies vermutlich anders einschätzte! Ohne die Hausdame wäre sie hoffnungslos überfordert, auch nur einen Tag zu überstehen, da war Kate sich sicher.
    Nein. Sie wollte keinen Ehemann, wollte niemandem gehorchen müssen, wollte frei sein. Um dies zu erreichen, musste sie handeln, durfte keine Rücksicht auf Sicherheit und Bequemlichkeit nehmen. Weder sich noch ihren Angehörigen gegenüber.
    Fortlaufen, Anglia verlassen und sich in der Fremde ein eigenes Leben aufbauen.
So sah der grobe Plan aus.
    Ihn in die Realität umzusetzen, erforderte ein Maß an Skrupellosigkeit und Verlogenheit, das sie eigentlich nicht besaß. Nur, blieb sie hier, ging sie zugrunde. Wie der rote Papagei, der sich erst die Federn ausgerissen hatte und dann von der Stange in den Tod gefallen war. Eine Sache bereitete ihr allerdings Kopfschmerzen. Selbst wenn die Flucht aus ihrem Elternhaus gelang, benötigte sie danach die Hilfe eines bestimmten Menschen. Und der hasste sie.
     
    Ihr Vater war ein viel beschäftigter Mann, ihre Mutter leicht hinters Licht zu führen, und Elise mehr an ihren Freundinnen als an Kate interessiert. All das vereinfachte die Vorbereitungen.
    Diesmal verhielt sie sich klüger und wartete ab, bis sich der Baron beim Frühstück ungewöhnlich gut gelaunt zeigte. Kurz darauf passte sie ihn ab, als er sich auf den Weg in den Club machte. Die Dampfkutsche stand bereits vor der Tür, da bat sie ihn, ein letztes Mal Madames Haus aufsuchen zu dürfen. Sie wolle sich von ihrer Vergangenheit verabschieden und vielleicht einige Erinnerungsstücke mitnehmen.
    »Ich weiß, es wird bald verkauft. Ihr selbst habt keine Zeit und Mutter oder Elise fürchten sich zu sehr, aber einer der Bediensteten kann mich hinfahren und Maria begleitet mich selbstverständlich«, erklärte sie mit zuckersüßer Stimme, bemüht, wie ein harmloses Kind zu klingen.
    Ihr Vater zögerte mit der Antwort. Er besaß zwar nicht den Schlüssel, doch soweit sie mitverfolgt hatte, was aus Madames Besitz geworden war, konnte er ihn sich jederzeit von einem befreundeten Notar besorgen.
    Sie versuchte, Elises bettelnden Blick nachzuahmen, wie sie es vor dem Spiegel geübt hatte. Anscheinend mit Erfolg. Er schenkte ihr ein kleines Lächeln und befahl einem der Diener, erst den Haustürschlüssel für die Bakerstreet abzuholen und dann seine Tochter dorthin zu bringen. Erleichtert fiel sie ihm um den Hals. Als wäre ihm ihre Begeisterung peinlich, löste er sich aus der Umarmung und nickte ihr zu. Sie sah ihm hinterher, wie er davoneilte.
    Ein wenig quälten sie Gewissensbisse, seine Gutgläubigkeit auszunutzen, doch blieb ihr keine andere Wahl.
    Nur zwei Stunden später hielt die Dampfkutsche vor Kates ehemaligem Gefängnis. Dichte Nebelschwaden klebten am Gemäuer, tanzten um die schmutzige Fassade und ließen das Gebäude noch verlassener und düsterer wirken, als sie es in Erinnerung hatte. Von Marias ursprünglicher Begeisterung, sie auf diesen Ausflug begleiten zu dürfen, war nicht viel übrig geblieben. Nervös knetete die junge Frau die Hände und folgte ihr eher zögernd zur Haustür. Kate versuchte, sich die eigene Anspannung nicht anmerken zu lassen. Jeden Moment erwartete sie, von einem der Hunde angefallen zu werden, wenngleich sie wusste, dass sie nicht länger hier waren. Das Anwesen war unbewohnt, größtenteils ausgeräumt und wurde demnächst versteigert. Der Ertrag würde an die Krone gehen und sollte einen Teil der von Madame verursachten Schäden decken.
    Gespielt ruhig beobachtete Kate, wie der Diener aufschloss. Die Türangeln quietschen beim Öffnen, ein durch Mark und Bein gehendes Geräusch. Sie riss sich zusammen, atmete tief ein und betrat das Haus.
    Wie verrückt von mir, freiwillig an den Ort zurückzukehren, an dem Madame mich jahrelang eingesperrt hat.
    Die Luft roch abgestanden, fremd und ein wenig modrig. Der Flur wirkte viel schäbiger und beengter, als sie ihn in Erinnerung hatte. Nur wenige Meter hinter der Tür wartete Schwärze. Erfolglos bemühte sich der Diener, das vorderste Gaslicht anzuzünden. Das Gas war längst abgedreht und die Lampen deshalb unbenutzbar.
    Aus der Finsternis tönte hektisches Rascheln. Maria sprang zurück.
    »Nur eine harmlose Maus«, vermutete der Diener. Hoffentlich! Wenn Ratten vom Haus Besitz ergriffen hatten, wurde es gleich

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