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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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erzählten.«
    »Was für einem Advokaten, Madame? Was wollen Sie damit sagen?« sagte Alwerth. – »Ja, ja,« sagte sie, »das sieht Ihnen einmal wieder so recht ähnlich, daß Sie Ihre eigne Wohlthätigkeit verleugnen wollen; aber mein Sohn Nachtigall hat ihn wohl gesehn.« – »Gesehn? wen, Madame?« antwortete er. – »Je nun, Ihren Advokaten, oder Ihren Herrn Anwalt,« sagte sie, »den Sie so großmütig waren hinzuschicken, um sich nach der Sache zu erkundigen.« – »Noch wird mir nichts deutlicher, auf meine Ehre!« sagte Alwerth. – »Nun, so erzählen Sie's doch selbst, mein lieber Herr Sohn,« schrie sie. »In der That, Herr von Alwerth,« sagte Nachtigall, »ich habe eben diesen Ihren Anwalt, der den Augenblick von Ihnen wegging, als ich in's Zimmer trat, in einem Bierkeller in der Aldersgatestraße gesehn, wo er mit zweien von den Kerlen sprach, die der Graf Liebegrimm angestellt hatte, den Herrn Jones mit Gewalt zum Seesoldaten wegzunehmen, und welche eben dadurch bei dem unglücklichen Renkontre zwischen ihm und Herrn Fitz Patrick zugegen waren.« – »Ich gestehe es Ihnen, liebster Herr von Alwerth,« sagte Madame Miller, »daß ich, weil ich diesen Herrn Anwalt zu Ihnen aufs Zimmer kommen sah, meinem Herrn Sohn gesagt habe, wie ich vermutete, daß Sie ihn hingeschickt hätten, um sich nach der Sache genau zu erkundigen.« Herr Alwerth ließ bei dieser Neuigkeit in seinen Mienen Zeichen des größten Erstaunens blicken und war darüber wirklich zwei bis drei Minuten völlig stumm. Endlich wendete er sich gegen Herrn Nachtigall und sagte: »Ich muß Ihnen bekennen, Herr Nachtigall, daß ich über das, was Sie mir da sagen, mehr verwundert bin, als über irgend etwas bisher in meinem ganzen Leben. Sind Sie recht gewiß, daß es wirklich dieser mein Anwalt war?«
    »So gewiß, als ich es nur von etwas sein kann,« antwortete Nachtigall. »In der Aldersgatestraße?« rief Alwerth. »Und waren Sie wirklich in der Gesellschaft dieses Prokurators und der beiden Werber?« – »Ja, Herr von Alwerth!« sagte der andre, »und zwar beinahe eine halbe Stunde hindurch.« – »Gut, mein lieber Freund!« sagte Alwerth, »und wie betrug sich der Prokurator dabei? Hörten [263] Sie alles, was unter ihm und den beiden Kerlen gesprochen wurde?« – »Nein, mein Herr!« antwortete Nachtigall, »ich kam erst dazu, als sie schon bei einander saßen. So lange ich da war, sprach der Advokat nur wenig; als ich aber die Kerle verschiedenemal examiniert hatte, welche auf einer Erzählung beharrten, die demjenigen gerade entgegenstand, was ich von Herrn Jones gehört hatte und welches, wie ich hernach durch Herrn Fitz Patrick erfahren habe, eine offenbare Falschheit war, so ermahnte der Advokat die Kerle, sie sollten ja nichts anders sagen als die lautre Wahrheit, und schien so sehr zum besten des Herrn Jones zu sprechen, daß ich, als ich hernach dieselbe Person bei Ihnen sah, daraus schloß, Sie hätten sich durch Ihre Güte antreiben lassen, ihn dahin zu schicken.« – »Nun, schickten Sie ihn denn nicht wirklich hin?« sagte Madame Miller. – »Nein, in Wahrheit nicht!« antwortete Herr Alwerth. »Ich wußte auch nicht, daß er einen solchen Auftrag ausgerichtet hatte, und erfahre es erst diesen Augenblick.« – »Ich sehe schon alles, was dahinter steckt!« sagte Madame Miller. »So wahr ich das Leben habe, ich sehe es schon! Kein Wunder, daß sie die Köpfe so dicht zusammengesteckt haben. Ich bitte Sie, liebster Herr Sohn, laufen Sie doch den Augenblick hin nach den Kerlen. Machen Sie sie ausfindig, wenn sie noch über dem Erdboden sind. Ich will selbst hinlaufen.« – »Liebste Madame Miller,« sagte Alwerth, »gedulden Sie sich und thun Sie mir den Gefallen und schicken Sie einen Bedienten hinauf, den Herrn Dowling herunter zu bitten, wenn er im Hause ist, wo nicht, so soll Blifil kommen.« Madame Miller ging hinweg, murmelte etwas zwischen den Zähnen und kam sogleich zurück mit der Antwort: Herr Dowling sei weggegangen, der andre (wie sie ihn nannte) würde aber gleich kommen.
    Herr Alwerth war bei kälterm Blute als diese gute Frau, deren Gedanken alle im Aufruhr und zur Verteidigung des Herrn Jones im Gewehr standen. Unterdessen war er doch nicht ohne einigen Argwohn, welcher dem ihrigen ziemlich nahe kam. Als Blifil ins Zimmer trat, fragte er ihn mit sehr ernsthaftem Gesichte und mit einem weniger freundlichen Blicke, als derselbe je vorher an ihm gesehn hatte: »Ob er etwas davon wisse, daß Herr

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