Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
Vom Netzwerk:
weil mich ein Polizeiinspektor in dieser Sache verhört hat, erst vor ein paar Wochen in Venedig. Er sagte, er hätte auch Dickie schon dazu vernommen. Das komische dabei ist, daß ich gar nicht ahnte, daß ich gesucht wurde - bis ich es in Venedig in der Zeitung las. Da ging ich hier zum Polizeirevier und meldete mich zur Stelle.« Noch immer lächelte Tom. Vor Tagen schon hatte er den Entschluß gefaßt, Mr. Greenleaf dies alles doch besser zu erzählen, falls er je mit ihm zusammenträfe, ob Mr. Greenleaf nun schon vom San Remo-Boot wußte oder nicht. Es war besser so, als wenn Mr. Greenleaf es von der Polizei erführe, als wenn ihm dort gesagt würde, daß er mit Dickie in Rom zusammengewesen war zu einem Zeitpunkt, da ihm bekannt gewesen sein mußte, daß die Polizei nach ihm suchte. Außerdem paßte das genau zu dem, was er über Dickies damalige Depression sagte.
    »Ich verstehe das alles nicht ganz«, sagte Mr. Greenleaf. Er saß auf dem Sofa und hörte aufmerksam zu.
    »Das ist ja jetzt erledigt, da Dickie und auch ich noch ganz lebendig sind. Der Grund, warum ich das überhaupt erwähne, ist der, daß Dickie wußte, die Polizei suchte mich, denn sie hatten ihn ja nach mir gefragt. Beim ersten Gespräch mit der Polizei mag er tatsächlich nicht genau gewußt haben, wo ich war, aber er wußte zumindest, daß ich noch im Lande war. Aber sogar als ich dann nach Rom kam und ihn besuchte, hat er der Polizei nicht gesagt, daß ich ihn besucht habe. Er hatte nicht die Absicht, ihnen soweit entgegenzukommen, er hatte keine Lust dazu. Ich weiß das, weil Dickie zur gleichen Zeit, da Marge im Hotel in Rom mit mir sprach, unterwegs war, um mit der Polizei zu reden. Er war der Meinung, die Polizei sollte mich nur selber finden, er dachte nicht daran, ihr zu sagen, wo ich zu finden wäre.«
    Mr. Greenleaf schüttelte den Kopf, ein väterliches Kopfschütteln voll nachsichtigen Tadels, so als könnte er das von Dickie ohne weiteres glauben.
    »Wenn ich mich recht erinnere, war das derselbe Abend, an dem er sagte, wenn noch so was passierte . . . Mich hat das in einige Verlegenheit gebracht, später in Venedig. Die Polizisten haben mich wahrscheinlich für schwachsinnig gehalten, weil ich nicht gewußt habe, daß ich gesucht wurde, aber es bleibt eine Tatsache, daß ich es nicht wußte.«
    »Hm-m«, machte Mr. Greenleaf uninteressiert.
    Tom stand auf, um Cognac zu holen.
    »Ich fürchte, ich kann mich Ihrer Meinung nicht anschließen, wenn Sie sagen, Richard hätte Selbstmord begangen«, sagte Mr. Greenleaf.
    »Ach, Marge auch nicht. Ich habe ja auch nur gesagt, daß es eine der Möglichkeiten ist. Ich halte es nicht einmal für das wahrscheinlichste.«
    »Nein? Was denn dann?«
    »Daß er sich verborgen hält«, sagte Tom. »Darf ich Ihnen einen Cognac anbieten, Mr. Greenleaf? Ich kann mir vorstellen, daß Ihnen in diesem Hause ganz hübsch kalt ist nach Amerika.«
    »Offen gesagt, ja.« Mr. Greenleaf nahm sein Glas entgegen.
    »Sehen Sie, er kann ja nicht nur in Italien, er kann in vielen anderen Ländern sein«, sagte Tom. »Er könnte nach Griechenland oder Frankreich oder irgendwohin gegangen sein, nachdem er in Neapel angekommen war, denn man fing ja erst Tage später an, nach ihm zu suchen.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Mr. Greenleaf müde.

26
    Tom hatte im stillen gehofft, daß Marge die Einladung zur Cocktailparty des Antiquitätenhändlers im »Danieli« vergäße, aber sie vergaß sie nicht. Gegen vier Uhr ging Mr. Greenleaf in sein Hotel, um sich etwas hinzulegen, und kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, kam Marge und erinnerte Tom an die Party um fünf.
    »Möchten Sie denn wirklich hingehen?« fragte Tom. »Ich weiß nicht einmal mehr, wie der Mann hieß.«
    »Maloof. M-a-l-o-o-f«, sagte Marge. »Ich würde gern hingehen. Wir brauchen ja nicht lange zu bleiben.«
    So war das also. Was Tom daran so haßte, das war das Aufheben, das man von ihnen machte, nicht eine, nein, gleich zwei Hauptfiguren des Greenleaf-Dramas, ins Auge fallend wie ein Akrobatenpaar im Scheinwerferlicht der Zirkuskuppel. Er spürte, er wußte, sie waren nichts als zwei Namen, Trophäen des Mr. Maloof, Ehrengäste, die tatsächlich erschienen, und ganz gewiß dürfte Mr. Maloof heute allen mitgeteilt haben, daß Marge Sherwood und Tom Ripley seiner Party beiwohnen würden. Es war unangebracht, empfand Tom. Und Marge konnte ihre Vergnügungssucht nicht einfach damit entschuldigen, daß sie sagte, sie machte sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher