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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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erstanden hatte. »Na, was meinst du dazu?«
    »Welch grandiose Idee. Im Sarg nach Paris!«
    Dickie sagte es mit fröhlichem Spott, so als wollte er Tom auf den Arm nehmen, indem er so tat, als ließe er sich darauf ein, während er in Wirklichkeit nicht die leiseste Absicht hatte, sich darauf einzulassen. »Ich meine es ernst«, sagte Tom. »Er ist wirklich auf der Suche nach zwei hilfsbereiten jungen Männern. Die Särge sollen die sterblichen Überreste gefallener Franzosen aus Indochina enthalten. Der französische Begleiter soll angeblich der Verwandte des einen Gefallenen oder vielleicht sämtlicher Leichen sein.« Ganz so hatte der Mann es zwar nicht ausgedrückt, aber doch so ungefähr. Und zweihunderttausend Lire, das waren schließlich mehr als dreihundert Dollar, reichlich für einen Bummel durch Paris. Dickie hatte immer noch Bedenken gehabt gegen Paris.
    Dickie sah ihn scharf an, drückte den krummen Stummel der Nazionale, die er gerade rauchte, aus und riß ein Päckchen Luckies auf. »Bist du sicher, daß der Bursche, mit dem du da gesprochen hast, nicht selber unter Rauschgift stand?«
    »Du bist jetzt immer so verdammt vorsichtig!« sagte Tom mit einem Lachen. »Wo ist dein Unternehmungsgeist geblieben? Du siehst aus, als glaubtest du mir nicht einmal! Komm mit, ich werde dir den Mann zeigen. Er sitzt noch unten und wartet auf mich. Carlo heißt er.«
    Dickie machte keinerlei Anstalten, sich zu erheben. »Wer dir ein solches Angebot macht, der klärt dich auch gewiß nicht über alle Einzelheiten auf. Sie suchen ein paar Draufgänger, die sich von Triest nach Paris verladen lassen, mag sein, aber selbst daraus werde ich nicht klug.«
    »Kommst du mit und redest mit ihm? Wenn du mir nicht glaubst, dann sieh ihn dir wenigstens an.«
    »Gewiß.« Unvermittelt stand Dickie auf. »Ich könnte es vielleicht sogar machen für hunderttausend Lire.« Dickie klappte den Gedichtband zu, der auf der Couch gelegen hatte, und folgte Tom hinaus. Marge besaß eine Menge Bücher mit Gedichten. In letzter Zeit hatte Dickie angefangen, sich öfter mal eins auszuleihen.
    Der Mann saß noch an dem Ecktisch im »Giorgio«, als sie eintraten. Tom lächelte ihm zu und nickte.
    »Hallo, Carlo«, sagte Tom. »Posso sedermi?«
    »Si, si«, sagte der Mann und wies einladend auf die Stühle an seinem Tisch.
    »Dies ist mein Freund«, sagte Tom in sorgfältigem Italienisch. »Er möchte wissen, ob die Sache mit der Bahnfahrt in Ordnung ist.« Tom beobachtete, wie Carlo sich Dickie ansah, von oben bis unten, und Tom fand es großartig, wie die dunklen, hart und kalt blickenden Augen des Mannes nichts anderes verrieten als höfliches Interesse, wie er im Bruchteil einer Sekunde Dickies schwach lächelndes, aber mißtrauisches Gesicht in sich aufzunehmen und abzuschätzen schien, Dickies Bräune, die nur vom monatelangen In-der-Sonne-Liegen stammen konnte, Dickies abgetragene Sachen italienischer Herkunft und seine amerikanischen Ringe.
    Über die fahlen, dünnen Lippen des Mannes kroch langsam ein Lächeln, und er sah Tom an.
    »Allora?« drängte Tom ungeduldig.
    Der Mann hob seinen süßen Martini an die Lippen und trank. »Der Job ist reell, aber ich glaube nicht, daß Ihr Freund der richtige Mann für mich ist.«
    Tom sah zu Dickie hinüber. Dickie betrachtete sich den Mann mit wachen Augen, mit dem gleichen nichtssagenden Lächeln, in dem Tom jetzt auf einmal ein verächtliches Lächeln erkannte. »Also, du siehst jetzt wenigstens, daß es wahr ist!« sagte Tom zu Dickie.
    »Hm-m«, machte Dickie und sah immer noch den Mann an, als wäre er ein fremdes Tier, das ihn interessierte und das er zertreten könnte, wenn er wollte.
    Dickie hätte mit dem Mann italienisch sprechen können. Dickie sagte nicht ein Wort. Vor drei Wochen, dachte Tom, wäre Dickie mit Begeisterung auf das Angebot des Mannes eingegangen. Mußte er jetzt so dasitzen wie ein Spitzel oder ein Polizeidetektiv, der nur auf die letzte Bestätigung wartete, damit er den Mann verhaften konnte? »Nun«, sagte Tom endlich, »du glaubst mir jetzt wohl, oder?«
    Dickie warf ihm einen Blick zu. »Das mit dem Job? Wie soll ich das wissen?«
    Tom blickte erwartungsvoll auf den Italiener.
    Der Italiener zuckte die Achseln. »Nicht nötig, darüber zu reden, nicht?« fragte er auf italienisch.
    »Nein«, sagte Tom. Eine irrsinnige, grenzenlose Wut kochte in seinen Adern und ließ ihn am ganzen Leibe zittern. Er raste vor Wut auf Dickie. Dickie betrachtete sich den Mann,

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