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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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An seiner Klingel stand kein Name, er hatte dem Hausverwalter klargemacht, daß er seinen Namen nicht an der Klingel haben wollte, weil er es nicht gern hätte, wenn ihn die Leute zu Hause überfielen. Es klingelte zum zweitenmal, und Tom ignorierte es immer noch, er fuhr fort, hingebungsvoll zu packen. Er packte für sein Leben gern, und er ließ sich sehr viel Zeit dabei, einen ganzen Tag oder auch zwei Tage, liebevoll legte er Dickies Kleidungsstücke in die Koffer, ab und zu probierte er ein schönes Hemd oder eine Jacke vor dem Spiegel an. Er stand eben vor dem Spiegel und knöpfte ein blau-weißes Sporthemd von Dickie zu, das er noch nie angehabt hatte, ein Hemd mit Seepferdchenmuster, als er ein Klopfen an seiner Tür hörte.
    Das könnte Fausto sein, schoß es Tom durch den Kopf, das sähe Fausto ähnlich, ihn hier in Rom aufzustöbern und überraschen zu wollen.
    Das ist ja Quatsch, redete er sich selber zu. Aber seine Handflächen waren kalt und feucht, als er an die Tür ging. Er fühlte sich einer Ohnmacht nahe, aber so ein Unsinn, dachte er, außerdem war es gefährlich, wenn er hier umkippte und längelang auf dem Fußboden gefunden wurde, und er riß die Tür auf mit beiden Händen, allerdings öffnete er sie nur einen Fußbreit.
    »Hallo!« sagte die amerikanische Stimme aus dem Halbdunkel des Treppenhauses. »Dickie? Ich bin´s, Freddie!«
    Tom machte einen Schritt zurück, hielt die Tür auf. »Er ist . . . Wollen Sie nicht hereinkommen? Er ist im Augenblick nicht da. Aber er muß bald zurück sein.«
    Freddie Miles kam herein, sah sich um. Sein häßliches Sommersprossengesicht staunte in alle Himmelsrichtungen. Wie mochte er in drei Teufels Namen bloß hergefunden haben?! Blitzschnell zog Tom seine Ringe ab und ließ sie in die Tasche gleiten.
    Und was noch? Er sah sich im Zimmer um.
    »Wohnen Sie hier bei ihm?« fragte Freddie mit diesem blindstarren Blick, der sein Gesicht idiotisch und irgendwie erschrocken aussehen ließ.
    »O nein. Ich bin bloß für ein paar Stunden hier«, sagte Tom und zog ganz beiläufig das Seepferdchenhemd aus. Er hatte darunter noch ein anderes Hemd an. »Dickie ist zum Mittagessen gegangen. Ins ›Otello‹, hat er glaube ich gesagt. Um drei spätestens wird er wohl wieder da sein.« Einer von den Buffis muß Freddie hereingelassen haben, dachte Tom, muß ihm gesagt haben, welche Klingel er drücken sollte, muß ihm auch gesagt haben, Signor Greenleaf sei zu Hause. Gewiß hatte Freddie erklärt, er sei ein alter Freund von Dickie. Jetzt mußte er also zusehen, wie er Freddie aus dem Hause lotste, ohne unten auf Signora Buffi zu stoßen, denn sie ließ immer ihr »Buon´ giorno, Signor Greenleaf!« fröhlich erschallen.
    »Haben wir zwei uns nicht in Mongibello kennengelernt?« fragte Freddie. »Sie sind doch Tom, nicht wahr? Ich hatte gedacht, Sie kämen auch nach Cortina.«
    »Ich hab´s leider nicht geschafft, danke. Wie war´s in Cortina?«
    »Oh, sehr schön. Was war denn mit Dickie los?«
    »Hat er Ihnen nicht geschrieben? Er hat sich entschlossen, den Winter in Rom zu verbringen. Mir hat er gesagt, er hätte Ihnen geschrieben.«
    »Kein Wort - wenn er nicht nach Florenz geschrieben hat. Aber ich war in Salzburg, und er hatte meine Adresse.« Freddie saß halb auf Toms Tisch, vor seinen Füßen wellte sich der grünseidene Läufer. Er lächelte. »Marge hat mir gesagt, daß er nach Rom gezogen ist, aber sie hatte keine Adresse, nur den American Expreß. Es war reiner Zufall, daß ich die Wohnung gefunden habe. Gestern abend bin ich im ›Greco‹ über einen Burschen gestolpert, der die Adresse wußte. Wie steht Dickie zu . . .«
    »Wer?« fragte Tom. »Ein Amerikaner?«
    »Nein, ein Italiener. Ein junges Bürschchen noch.« Freddie blickte hinunter auf Toms Schuhe. »Sie haben die gleichen Schuhe, wie Dickie und ich sie auch tragen. Sie sind unverwüstlich, nicht? Meine habe ich vor acht Jahren in London gekauft.«
    Es waren Dickies Schuhe aus Narbenleder. »Diese sind aus Amerika«, sagte Tom. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, oder wollen Sie lieber versuchen, Dickie im ›Otello‹ zu erwischen? Wissen Sie, wo es ist? Es hat nicht viel Sinn, daß Sie warten, weil er im allgemeinen bis drei weg ist zum Essen. Ich selber gehe auch gleich.«
    Freddie war ins Schlafzimmer hinübergeschlendert, jetzt blieb er stehen, starrte die Koffer auf dem Bett an. »Will Dickie verreisen oder ist er gerade angekommen?« fragte Freddie und drehte sich um.
    »Er

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