Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
Vom Netzwerk:
lachte.
    Toms Hände schlossen sich um das Geländer, als wäre es Freddies Hals. Dann hörte Tom Freddies Schritte, Freddie stürmte die Treppe hoch. Tom ging in die Wohnung zurück und schloß die Tür. Er konnte weiterhin dabei bleiben, er wohne nicht hier, Dickie sei im »Otello« oder er wisse nicht, wo Dickie sei, aber Freddie würde jetzt nicht eher rasten, bis er Dickie gefunden hatte. Oder er würde ihn mit sich zerren, hinunter zu Signora Buffi, und sie fragen, wer er sei.
    Freddie klopfte an die Tür. Der Knopf drehte sich; es war zugeschlossen.
    Tom nahm einen schweren gläsernen Aschenbecher in die Hand. Er konnte ihn nicht mit der Hand umspannen, deshalb packte er ihn an einer Ecke. Er versuchte, nur noch zwei Sekunden lang zu überlegen: gab es keinen anderen Ausweg? Was sollte er mit der Leiche anfangen? Er konnte nicht überlegen. Dies war der einzige Ausweg. Er öffnete mit der linken Hand die Tür. Seine rechte Hand mit dem Aschenbecher war hocherhoben.
    Freddie kam herein. »Hören Sie mal, vielleicht sind Sie so freundlich, mir zu erklären . . .«
    Die geschliffene Kante des Aschenbechers traf ihn mitten auf die Stirn. Freddie blickte benommen. Dann knickten seine Knie ein, und er fiel nieder wie ein Bulle, dem man mit dem Holzhammer zwischen die Augen geschlagen hat. Mit dem Fuß stieß Tom die Tür zu. Er schmetterte die Kante des Aschenbechers in Freddies Genick. Wieder und wieder schlug er auf das Genick ein, er zitterte bei dem Gedanken, Freddie verstellte sich bloß, und einer von Freddies Riesenarmen könnte sich plötzlich um seine Beine schlingen und ihn zu Boden reißen. Ein scharfer Schlag traf Freddies Kopf, und Blut kam. Tom fluchte über sich selber. Er rannte ins Badezimmer und holte ein Handtuch, legte es unter Freddies Kopf. Dann tastete er nach Freddies Handgelenk, um den Puls zu fühlen. Er schlug noch, ganz schwach, und kaum hatte Tom das Handgelenk berührt, schwand er dahin, gerade als hätte der Druck der Finger ihn zum Stillstand gebracht. Einen Augenblick später war er weg. Tom lauschte, ob sich etwas regte hinter der Tür. Er meinte Signora Buffi hinter der Tür stehen zu sehen mit dem zögernden Lächeln, das sie immer hatte, wenn sie zu stören glaubte. Aber es war nichts zu hören. Es hatte keinerlei lautes Geräusch gegeben, dachte Tom, weder vom Aschenbecher noch von Freddies Sturz. Er blickte hinunter auf Freddies klobige Masse am Boden, und plötzlich fühlte er Ekel in sich aufsteigen und ein Gefühl der Hilfosigkeit.
    Es war erst zwanzig vor eins, noch Stunden, bis es dunkel wurde. Ob irgendwo jemand auf Freddie wartete? Vielleicht unten in einem Auto? Er durchsuchte Freddies Taschen. Eine Brieftasche. In der Brusttasche des Mantels der amerikanische Paß. Ein Sammelsurium von italienischen und allen möglichen anderen Geldstücken. Ein Schlüsselbund. Da waren zwei Autoschlüssel an einem Ring, auf dem »Fiat« stand. Er suchte in der Brieftasche nach Wagenpapieren. Und da waren sie schon, mit allem, was dazugehört: Fiat 1400 nero - convertibile - 1955. Den konnte er finden, wenn er hier in der Nachbarschaft stand. Tom durchforschte alle Taschen, auch die in der lederfarbenen Weste, nach einem Parkschein, aber er fand keinen. Er trat ans Fenster, und dann lächelte er fast, weil es so einfach war: Da unten stand das schwarze Kabriolett, am Bordstein gegenüber, fast genau vor dem Hause. Ganz sicher war er nicht, aber er glaubte, daß niemand darinsaß.
    Plötzlich wußte er, was er tun würde. Er machte sich daran, das Zimmer herzurichten, er holte die Gin- und Wermutflaschen aus der Hausbar, und nach kurzem Nachdenken auch noch den Pernod, denn der roch viel stärker. Er stellte die Flaschen auf den Tisch und mixte einen Martini in einem hohen Glas, er tat ein paar Eiswürfel hinein, trank ein bißchen davon, damit das Glas benutzt war, dann goß er etwas davon in ein anderes Glas, trug es hinüber zu Freddie, drückte Freddies schlappe Finger um das Glas und stellte es wieder auf den Tisch. Er untersuchte die Wunde, sie hatte aufgehört zu bluten oder hörte auf, und das Blut war nicht durch das Handtuch auf den Fußboden gesickert. Er lehnte Freddie aufrecht gegen die Wand und goß ihm aus der Flasche den puren Gin in den Schlund. Das war gar nicht so einfach, der größte Teil ging daneben und tropfte vorn auf Freddies Hemd, aber Tom glaubte nicht, daß die italienische Polizei tatsächlich eine Blutprobe machen würde, um festzustellen, wie betrunken

Weitere Kostenlose Bücher