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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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schaltete das Radio ein. Ein altes Lied von den Eurythmics. Thorne beugte sich sofort vor und sagte dem Fahrer, er solle das Radio ausschalten.
    Der Fahrer bog nach rechts von der AI Richtung Highgate Woods ab.
    »Sie wissen, dass es gleich neben dem Broadway ist?«
    »Broadway …«
    Thorne erhaschte durch den Spiegel den Blick des Fahrers. Entschuldigend, aber eigentlich auch gleichgültig.
    »Wenn schwarze Minicabfahrer die Prüfung absolvieren müssen, was macht ihr Jungs dann?«
    »Bitte?«
    »Egal.«
    Er hatte einen Tag verstreichen lassen, bis er mit Frank Keable gesprochen hatte. Als er in dessen Büro getreten war, hatte er sich gründlich darauf vorbereitet, seinen Verdacht zu erläutern – die Einzelheiten, die auf Bishop hinwiesen. Zehn Minuten später war er mit dem Gefühl hinausgegangen, als wäre er gerade in der Schule gewesen.
    »Ich muss ehrlich sein, Tom. Nein, er hat kein wasserdichtes Alibi, aber …«
    »Für keinen der Morde, Sir. Ich habe überprüft …«
    »Aber Sie haben nur Zeug herausbekommen, das ihn, nun ja, nicht aus dem Rennen wirft … aber was ist mit der Beschreibung? Zwei der Zeugen sagen, er sei Anfang bis Mitte dreißig.«
    »Die Größe stimmt, Frank, und Bishop sieht viel jünger aus, als er ist.«
    In diesem Moment war Thorne klar geworden, dass er wenig überzeugend klang. Er sollte besser den Mund halten, bevor er etwas sagte, womit er den Eindruck von Verzweiflung hinterlassen könnte. »Und er ist Arzt! Und eigentlich … mag ich ihn nicht besonders …«
    Am selben Abend war er nach Hause gegangen und hatte eine Frauenstimme in seinem Wohnzimmer gehört.
    »… im Büro. Mein Gott, ich hasse so was – tut mir Leid. Egal, auf jeden Fall rufen Sie mich bitte zurück, ich bin ziemlich aufgeregt deswegen.«
    Er grinste. Wie konnte eine Frau, die in menschliche Gehirne vordrang, wegen eines Anrufbeantworters so unsicher werden? Er fand es liebenswert, doch er wusste, dass sie seine Einstellung für herablassend halten würde. Er hatte den Hörer aufgehoben.
    »Tom?«
    Was hatte sie gefragt? »Ist da Tom?« Oder: »Ist es in Ordnung, wenn ich Sie anrufe, Tom?« Seine Antwort blieb jedenfalls dieselbe.
    »Ja, hi …«
    »Hier ist Anne Coburn – tut mir Leid, ich war nur am Herumschwafeln. Ich habe versucht, Sie im Büro anzurufen. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.«
    Er hatte seine Privatnummer auf die Rückseite seiner Visitenkarte geschrieben, die er ihr gegeben hatte. Er warf seinen Mantel aufs Sofa und zog das Telefon zum Sessel hinüber. »Nein, ist schon in Ordnung. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Also, weswegen sind Sie so aufgeregt?«
    »Bitte?«
    »Sie sagten, Sie seien aufgeregt. Das habe ich auf dem Anrufbeantworter gehört, als ich gerade hereinkam.«
    »Oh, stimmt. Wegen Alison. Ich glaube, sie fängt wirklich an zu kommunizieren.«
    Er beugte sich seitlich hinunter zu der halb leeren Flasche Wein, saß aber sogleich wieder kerzengerade in seinem Sessel. »Was? Das ist ja fantastisch.«
    »Ich meine, sie fängt erst an, und ich muss sagen, dass es Leute gibt, die nicht so überzeugt sind wie ich, aber Sie sollten sich das einfach selbst anschauen.«
    »Ja natürlich …«
    »Er hat ein weiteres Mädchen umgebracht, stimmt’s?«
    Thorne lehnte sich zurück, klemmte sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter und goss reichlich Wein in sein Glas. War der Fall in den Zeitungen erwähnt worden? Er hatte nichts gesehen. Und selbst wenn, es gab keine Verbindung zu den anderen Morden. Woher wusste sie also davon?
    Bishop. Er hatte ihr offenbar erzählt, dass sie bei ihm gewesen waren. Ebenso, wie Anne ihm von den anderen Morden erzählt hatte? Das musste er sie unbedingt fragen.
    »Na ja, ich verstehe, wenn Sie nicht darüber reden wollen. Tom?«
    »Nein, ich habe nur gerade an etwas anderes gedacht. Ja, es stimmt, wir haben eine weitere Leiche gefunden.«
    Jetzt war es an ihr, eine Pause einzulegen. »Ich weiß, ich habe gesagt, dass Alison keine Aussage machen würde, jedenfalls nicht in herkömmlicher Weise, aber vielleicht … Hören Sie, ich will keine falschen Hoffnungen wecken.«
    »Sie meinen, sie könnte auf Fragen antworten?«
    »Noch nicht, aber später, glaube ich. Auf einfache Fragen. Ja und Nein. Wir könnten vielleicht ein System ausarbeiten. Entschuldigung, ich schwafle schon wieder. Wir müssten wohl ausführlicher darüber reden, aber ich wollte, dass Sie es wissen.«
    »Ich bin froh darüber.«
    Dann lud sie ihn zum Abendessen

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