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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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hatte er es ihr auch nicht abgenommen. Holland hatte in den Rückspiegel geblickt, als er aus dem Hotelparkplatz fuhr, und Thorne gesehen, wie er ihn beobachtete. Wie er Thorne so stehen sah, die Hände in den Hosentaschen, mit diesem Gesichtsausdruck, schoss ihm durch den Kopf, dass er es womöglich nur für diesen Tag auf sich beruhen ließ.
    Holland versuchte, sich etwas anders hinzusetzen. McEvoy saß geradezu auf ihm. Ihr Gewicht war ihm zu viel, doch jedes Mal, wenn er sich zu bewegen versuchte, begann sie wieder zu weinen. Sie hatte sechs-, siebenmal wieder damit angefangen und aufgehört, seit sie an ihrer Wohnung angekommen waren, unerträglich laut. Als käme es ganz tief aus ihrem Bauch. Ein so rohes und ungeformtes Gefühl, dass es aufschrie, sobald es an die frische Luft kam. Dieses Schluchzen schien sie jedes Mal zu zerreißen – und ihn mit –, bevor es nach langen Minuten verstummte.
    Da der Motor abgestellt war, war die Uhr am Armaturenbrett nicht beleuchtet, doch es musste bereits weit nach Mitternacht sein. Ein Mann, der mit seinem Hund spazieren ging, spähte kurz ins Auto, blickte jedoch schnell wieder weg. Holland war sich nicht sicher, ob er verstanden hatte, was er da sah.
    »Sarah …«
    Sie stöhnte und hob die Hand. Sie sah aus, als habe sich jeder Pinselstrich ihres Make-ups aufgelöst. Als Holland den Mund öffnete, schob sie ihm ihre Zunge hinein, was bei ihm nicht ohne Wirkung blieb. Es kostete ihn viel Kraft, sich diesem Kuss zu entziehen.
    »Sarah, lass uns reingehen.«
    »Nein …«
    Sie drückte ihn so fest an sich, dass er an sich halten musste, um nicht zu schreien. Er fasste sich an den Nacken und zwängte eine Hand zwischen ihre Finger und seine Haut. »Du musst damit aufhören. Du solltest ins Bett und schlafen.«
    Ihre Stimme war heiser und von verzweifelt anmutenden, absurden Pausen unterbrochen, in denen sie nach Luft schnappte. »Hat es Spaß … gemacht, Recht zu behalten? Zu sehen, wie ich … bei der Arbeit Scheiße baue …?«
    »Sei nicht albern.«
    »Vor … allen …«
    »Was du Thorne erzählt hast … sollte reichen.«
    »Wenn er es mir abgekauft hat.«
    Holland bemerkte, dass er ihr schon einige Zeit über die Haare streichelte. »Was du vorhin gesagt hast übers Recht behalten. Das ist mir absolut egal, aber vielleicht siehst du es als Warnung, etwas dagegen zu unternehmen … »
    Sie barg den Kopf tiefer an seiner Schulter. Vielleicht nickte sie, aber er war sich nicht sicher.
    »Sarah?«
    Sie wimmerte. Es hörte sich an, als sei der nächste hysterische Anfall im Anzug. Er hörte auf, ihr über die Haare zu streicheln. »Das könnte deine letzte Chance sein, verstanden?«
    Sie hob den Kopf und starrte ihn an. Etwas Unbekanntes war in ihren blutunterlaufenen Augen, das ihm vollkommen verschlossen blieb. Es waren vielleicht fünfzehn Sekunden, dass sie ihn so ansah. Herausfordernd … entschuldigend … sich fügend … Sie sagte etwas ohne Worte, etwas, das er noch lange Zeit später zu ergründen suchte.
    Dann, in den frühen Morgenstunden, als die ersten Regentropfen auf die Windschutzscheibe klatschten, blieb ihm wenig zu sagen übrig, was nicht glatt und nichts sagend klang. »Ich bin für dich da, wenn du versuchen möchtest, was zu verändern …«
    Er drückte ihren Kopf wieder sachte auf seine Schulter, und die beiden saßen da und hielten sich umklammert, doch aus den falschen Gründen.
    McEvoy, die das brauchte, aber sich nichts mehr wünschte, als dass er ging. In ihre Wohnung wollte, allein sein und den Computer anschalten wollte.
    Holland, der sie beruhigte wie ein kleines Kind. Seine Haltung nur ganz leicht veränderte, den Arm nur ein ganz klein wenig bewegte, um einen Blick auf seine Uhr zu erhaschen.
     
    Mary aus Rickmansworth: »Man sollte ihn nie rauslassen. Was ist denn mit den Eltern des kleinen Mädchens? Die haben schließlich auch lebenslänglich bekommen.«
    Alan aus Leicester: »Das hat nichts mit Rache zu tun, Bob, sondern mit Gerechtigkeit. Es ist zu früh.«
    Ein Kind, das wegen des Mordes an einem kleinen Mädchen ins Gefängnis geschickt wurde und mittlerweile zu einem erwachsenen Mann herangewachsen war und für eine bedingte Strafaussetzung in Frage käme. Die Diskussion war schon acht Monate vorher wütend geführt worden, über die Strafaussetzung der beiden Jungen, die Jamie Bulger ermordet hatten. Nun war sie aufs Neue ausgebrochen. Die Telefonleitungen liefen heiß, worauf Bob nicht vergaß, sie hinzuweisen …
    Susan aus

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