Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
die Sprechmuschel. »Sie klingt ziemlich sexy.«
Holland sagte nichts und nahm das Telefon. Inzwischen hatte er sich an Stones Arroganz gewöhnt, aber das selbstgefällige Grinsen, das Achselzucken und die wissenden Blicke, die in Wahrheit rein gar nichts wussten, gingen ihm noch immer auf die Nerven.
Andererseits ging ihm in letzter Zeit ziemlich viel auf die Nerven.
»Detective Constable Holland.«
»Hier ist Joanne Lesser …«
»Oh, hallo, Joanne.« Holland blickte auf, um zu sehen, wie Stone die Augen verdrehte und mit den Lippen ihren Namen formte. Worauf ihm Holland den Stinkefinger zeigte.
»Bisher bin ich in den Ordnern selbst noch nicht fündig geworden«, sagte sie. »Ich habe gestern eine Nachricht hinterlassen. Dass einige woanders untergebracht wurden.«
»Okay, ist mir entgangen, aber …«
»Keine Sorge, ich arbeite noch daran. Ich bin aber auf etwas anderes gestoßen.«
»Aha …« Holland griff nach einem Stift und begann zu kritzeln, während er zuhörte.
»Ein Kollege aus dem Team hier meint, die alten Dateikarten müssten noch unten in unserem Keller liegen. Ich versuche, sie auszugraben, wenn sie nicht schon alle vermodert sind …«
»Glauben Sie, da könnten die Karten von Mark und Sarah Foley darunter sein?«
»Deshalb habe ich ja angerufen. Ich sehe keinen Grund, warum sie nicht darunter sein sollten. Wahrscheinlich enthalten sie nicht viele Informationen, das sind ja nur kleine Karten. Die eigentlichen Akten sind bestimmt zwanzig Zentimeter dick …«
»Was steht denn auf diesen Karten?« Holland blickte auf und sah, dass Stone ihn interessiert beobachtete.
»Der übliche Kram«, sagte Lesser. »Fallnummer, Geburtsdatum, Beginn der Pflegschaft, Namen der Pflegeeltern …«
Holland hörte auf zu kritzeln und notierte »Namen und Daten«. »Das klingt fantastisch, Joanne. Könnte uns wirklich helfen …«
»Ich rufe Sie an, wenn ich die Information gefunden habe, ja?«
»Können Sie eine E-Mail schicken? Wahrscheinlich sicherer …«
Als er sich noch einmal bei ihr für ihre Mühen bedankte, hörte er beinahe, wie sie rot wurde.
»Klang gut«, sagte Stone, nachdem Holland aufgelegt hatte.
»Sie denkt, sie kann uns eine Liste mit den Pflegeeltern der Kinder besorgen«, erklärte Holland. »Und die Daten, wann sie in Pflege gegeben wurden …«
Stone blickte nachdenklich drein. »Sucht sie weiter nach den Akten?«
»Wahrscheinlich gibt es für sie kein Halten mehr. Aber ich nehme an, dass diese Namen und Daten uns reichen.«
»Sag mir, wenn ihr sie habt. Ich helf dir dabei.«
Holland lehnte sich zurück und streckte sich. »Sollte nicht zu viel Arbeit sein. Ich denke, das schaffe ich al lein …«
»Wie du meinst.« Stone konzentrierte sich wieder auf seinen Monitor und begann zu tippen.
Holland wusste, dass er sich hier mal wunderbar selbst behauptet hatte. Obwohl diese Richtung der Ermittlungen seiner Ansicht nach den Aufwand überhaupt nicht lohnte. Thorne hatte einen Narren daran gefressen, also würde Holland tun, was zu tun war. Auch wenn er es beinahe schon für Zeitverschwendung hielt.
Er verstand nicht, wie es ihnen helfen sollte, Mark und Sarah Foley heute zu finden, wenn sie wussten, wo die beiden vor fünfundzwanzig Jahren waren.
Thorne verließ die U-Bahn-Station und betrat die Kentish Town Road. Er war auf dem Weg nach Hause, lief Richtung Camden, auf die Polizeiwache zu, in der er vor beinahe zwölf Stunden mit Noel Mullen gesprochen hatte.
Er dachte darüber nach, was der Junge gesagt hatte …
»Es tut mir Leid, dass sie mich erwischt haben.«
… und fragte sich, ob er es je schaffen würde, dem Mörder von Remfry, Welch, Southern und Charlie Dodd zu diesem Gefühl zu verhelfen. Er vermutete, dass – falls er ihn fasste – das wohl das Einzige wäre, was dem Mörder Leid tat.
Thorne vertrat sich auf dem Bürgersteig vor dem Bengal Lancer die Beine, als sein Handy läutete. Er sah sich die Nachricht an und drückte die Rautetaste, um Eve sofort zurückzurufen.
Die Entschuldigung kam nicht sofort, aber ziemlich bald.
»Tut mir Leid …«
»Was tut dir Leid?«
»Eine ganze Menge. Zum Beispiel, dass ich nicht angerufen habe.«
»Ich weiß doch, dass du viel zu tun hast.«
Der Besitzer des Restaurants, der Thorne gut kannte, sah ihn durchs Fenster. Er begann, zu winken und ihn aufzufordern, doch ins Lokal zu kommen. Thorne winkte zurück und deutete auf das Telefon.
»Wo bist du denn?«, fragte Eve.
»Auf dem Weg nach Hause. Überlege
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