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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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vielleicht legitim wäre, ein bisschen Unordnung zu stiften. Nein, warum nicht bei deinesgleichen das Unterste zuoberst kehren? Die eigenen Leute fertig machen. Die normalen Idioten, die sich in ihrem Job abrackern, die in deinem Viertel wohnen, in dem versifften Block, den du noch unerträglicher gemacht hast, indem du ständig in den Lift pisst und benutzte Nadeln auf dem so genannten Spielplatz rumliegen lässt. Tritt die Tür deines Nachbarn ein und schau, wie high du mit einem Schwarzweißfernseher wirst. Oder mit dem billigen Schmuck. Scheiß drauf, das, was gut ist – der Großbildfernseher, die DVDs –, ist ohnehin nur gemietet, was soll’s? Die dummen Arschlöcher sind nicht versichert? Ist doch nicht deine Schuld, oder?«
    »Mann, sind Sie fertig?«
    »Nur zu, los, mach’s und lass nichts an dich ran. Wenn du was siehst, nimm es dir. Denn es zählt nur, was du dafür einstreichen kannst. Keine Scheißgefühle …«
    »Sie verschwenden Ihre …«
    »Keine Scheißgefühle. Dann wart ab, was du fühlst, wenn mal einer deiner Kumpels Kohle braucht und bei deiner Mutter das Fenster eintritt. Wenn Nikes Größe 43 durch Mums Wohnzimmer trampeln und ihre Schubladen durchwühlt werden. Und vielleicht ist dein Kumpel übel drauf oder etwas durchgeknallt, und vielleicht liegt deine Mum gerade im Bett …«
    »Ich hab’s getan, weil Sie ein Bulle sind.«
    Thorne hielt inne und holte Luft. Wartete ab.
    »Deshalb habe ich den Haufen auf Ihr Bett gemacht, klar?«
    Es klang vernünftig. Thorne war als Detective keine solche Lusche, dass er nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen hätte, bewusst angepeilt worden zu sein. Das war das Problem mit Nachbarschaftsüberwachung. Man wusste nie genau, welche Nachbarn einen überwachten …
    »Woher wusstest du das?«, fragte Thorne.
    »Wusste ich nicht, bevor ich drin war. Da war ein Foto, das hinter einer ihrer Lautsprecherboxen runtergefallen war. Sie in Ihrer Scheißbullenuniform …«
    Mullen lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, so wie Thorne. Er musterte ihn wie eine Stereo- oder Videoanlage, die er taxierte, um zu sehen, ob es sich lohnte, sie mitzunehmen.
    »Die Haare waren damals dunkler«, sagte Mullen. »Und Sie waren kein derart fettes Schwein.«
    Thorne nickte. Er erinnerte sich an das Foto, hatte sich bereits öfter gefragt, wohin es verschwunden sein könnte. Es war kein Foto, das ihm wahnsinnig viel bedeutet hätte, aber trotzdem, Mullens Reaktion darauf, als er es vor ein paar Wochen gesehen hatte, war ein wenig extrem.
    »Ein Blick auf ein altes Foto genügt dir, um mein Bett als Toilette zu benutzen, seh ich das richtig?«
    Mullen grinste, es begann ihm Spaß zu machen. Seine Zähne waren am Ansatz braun verfärbt. »Ja, mehr oder weniger …«
    »Du kleiner Wichser hältst dich wohl für wahnsinnig witzig …«
    Auf Thornes jähe Bewegung und das Kratzen des Stuhls auf dem Boden hin zuckte Mullen zurück und erstarrte. Doch er schien seine Selbstsicherheit schnell zurückzugewinnen.
    »Verstehen Sie, das war nichts Persönliches.«
    »Und es ist auch nichts Persönliches, wenn ich hier vorbeikomme, dir eine verpasse und den Arsch aufreiße, klar?
    Ich bin ein Bulle, und du bist ein Dieb. Stimmt’s, Noel? Bestimmte Dinge müssen wir einfach tun …«
    Mullen wirkte nach wie vor gelangweilt. »Sie werden gar nichts tun.«
    Thorne konnte wirklich nicht viel mehr tun, als sich etwas in Szene zu setzen, um sich besser zu fühlen. Ob der Alte, der Darren Ellis gegenübergesessen hatte, sich genauso hilflos gefühlt hatte?
    »Tut es dir Leid, Noel?«
    »Ob es mir was tut?«
    »Tut es dir Leid?«
    »Klar, es tut mir Leid, dass sie mich erwischt haben.«
    Thornes Lächeln war aufrichtig. In gewisser Weise war durch Mullens Ehrlichkeit sein etwas verdrehter Glaube an die Menschheit wiederhergestellt. Womöglich halfen ihm ein paar harte Jahre dabei, sich noch einen oder zwei Tricks zuzulegen, sich genauso gut zu verkaufen wie Darren Ellis. Im Augenblick jedoch hatte Mullens Antwort etwas Aufbauendes. Irgendwie beruhigte es ihn, dass es dem Jungen tatsächlich scheißegal war.
    Für einen Moment mochte er ihn beinahe.
    Der Moment verstrich, und für eine Minute blickte Thorne Mullen in die gelangweilten Augen, bis der Junge aufsprang, durch das Zimmer schoss und an die Tür hämmerte.
     
    Stone nahm den Anruf entgegen und hielt Holland den Hörer hin. »Für dich …«
    Während Holland durch ihr kleines Büro zum Telefon lief, legte Stone die Hand auf

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