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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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roten Plastikkorb. Dann hatten sie Caldicott, ohne sein Schreien zu beachten, nach vorne gebeugt und mit dem Kopf und den Schultern in die massive Stahltrommel geschoben, sein Gesicht auf das glühend heiße Metall gedrückt …
    Caldicott streckte ihm breit grinsend einen Brief entgegen, zog dabei die versengte Haut über seine gelblichen Schneidezähne. Der macht ja dem Phantom der Oper Konkurrenz, dachte Welch und schnappte sich den Umschlag, bevor er sich schnell hinter seine Tür verzog …
    Natürlich ist der Umschlag geöffnet worden, aber derlei Eingriffe in seine Privatsphäre stören ihn schon lange nicht mehr. Er hat ein paar wertvolle Minuten allein für sich und Gelegenheit, ihren Brief zu lesen, der letzte, den er in einem winzigen Kabuff lesen muss, in dem es nach der Scheiße seines Zellengenossen stinkt.
    Wieder ein Foto. Das ist das Erste, wonach er schaut. Beinahe hätte er laut aufgeschrien, als er es zwischen den Seiten des Briefes fühlt. Er zieht es heraus und drückt es an seine’ Brust, ohne es sich anzusehen. Schließlich hebt er es hoch, sehr, sehr langsam, und stöhnt laut, als er den ersten Blick auf sie erhascht. Die Kapuze ist verschwunden, aber dieses Mal hat sie den Kopf gesenkt und wendet der Kamera den Rücken zu. Nur ihr kurz geschnittenes Haar ist zu sehen, das Gesicht bleibt verborgen. Sie sitzt in der Hocke, ihre Handgelenke sind auf den Rücken gefesselt, der Schatten fällt auf ihre Schulterblätter und ihren wunderschönen runden Hintern …
    Die Tür geht auf, und er ist nicht mehr allein. Schnell zieht er die Knie an, um seine Erektion zu verbergen, und drückt das Foto wieder flach gegen die Brust. Als sich sein Zellengenosse ächzend auf das Bett gegenüber fallen lässt, hat Welch bereits die Augen geschlossen und sieht jedes winzige Detail der nackten Jane klar und deutlich vor sich.

7. Mai 1976
    »Meine Damen und Herren, es mag Sie überraschen, aber ich möchte mich in den folgenden Minuten auf die Aussage eines Zeugen der Verteidigung konzentrieren … Ich fordere Sie auf, noch einmal die Aussage von Detective Sergeant Derek Turnbull zu bedenken. Sergeant Turnbulls Ruf als Polizist ist beispielhaft, und ich bin der Meinung, wir sollten seiner Zeugenaussage großen Wert beimessen. Wir sollten ernst nehmen, was wir zu diesem sehr beunruhigenden Fall aus seinem Mund gehört haben.
    Ich möchte, dass Sie sich folgende Worte ins Gedächtnis rufen …
    Rufen wir uns die Worte Sergeant Turnbulls über die Vernehmung der Frau ins Gedächtnis, die meinen Mandanten dieses schwerwiegenden Vergehens beschuldigt. Er sprach von ›Verwirrtheit‹, von ›Abschweifen‹, und während des Kreuzverhörs räumte er ein, diese Frau ›schien keinen klaren Gedanken fassen zu können‹. Ich frage Sie, sollte man nicht eigentlich in der Lage sein, sich an einen Vorfall, der angeblich so belastend war, genau zu erinnern! Sollte er sich nicht in das Gedächtnis eingebrannt haben! Natürlich sollte er das. Und doch bleibt diese Frau vage, was exakte Zeitangaben angeht. Sie bleibt uns eine konsistente Beschreibung schuldig, was die Kleidung meines Mandanten zum Zeitpunkt des angeblichen Übergriffs betrifft. Nur jede Menge heiße Luft und ein irrelevanter Schwall Schwachsinn über Aftershave …
    Rufen wir uns die Worte von Sergeant Turnbull über die Ergebnisse der medizinischen Untersuchung ins Gedächtnis. Nichts wurde gefunden unter den Fingernägeln dieser Frau. Nichts wurde gefunden, was auch nur auf den geringsten Kampf hingewiesen hätte. Sergeant Turnbull wiederholte vor Gericht, wie sie das zu erklären versucht hatte. ›Ich konnte mich nicht zur Wehr setzen‹, hatte sie gesagt.
    Konnte sie es nicht, oder wollte sie es nicht?
    Rufen wir uns die Worte von Sergeant Turnbull über die Umstände der ersten Vernehmung ins Gedächtnis, der ersten medizinischen Untersuchung. Diese Untersuchung war, wie er es ausdrückte, ›mehr als nutzlos‹, da sie am Morgen nach dem vorgeblichen Übergriff stattfand und nachdem sich das so genannte Opfer geduscht hatte. Rufen Sie sich die Worte seiner Kollegin ins Gedächtnis, mit denen sie das Kleid beschrieb, das Sie als Beweisstück A gesehen haben. ›Zu hübsch für die Arbeit.‹ Ich habe all diese Puzzleteile zusammengesetzt und bin zu einem ganz anderen Bild gekommen, was sich im Dezember letzten Jahres in diesem Lager abspielte …
    Könnte dieses Kleid nicht zerrissen worden sein, als die beiden in einem einvernehmlichen Akt eines

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