Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
der Küche um. Zwei gerahmte Schwarzweißposter von Filmen. Ein Chromkessel, ein Toaster und ein Mixer. Ein großer, teuer aussehender Kühlschrank. Der Laden schien gut zu laufen, auch wenn er sich nicht sicher sein konnte, was Eve gehörte und was ihrer Mitbewohnerin. Die vielen Kräuter in den Terrakottatöpfen gingen vermutlich auf Eves Konto. Und die la teinischen Namensschilder – wahrscheinlich von Blumen – auf der riesigen, fast eine ganze Wand einnehmenden Tafel wohl ebenso. Angenehm überrascht war er, als er in der linken unteren Ecke seinen Namen und seine Handynummer las.
»Weshalb haben sie sich denn in den Haaren, deine Freunde? Nichts Ernstes …?«
Sie wandte sich um und leckte sich die Finger ab. »Keith. Erinnerst du dich an ihn? Der Typ, der mir samstags aushilft. Er war hier, als Ben kam. Ben vermutet, dass er auf Denise steht, und Denise sagte ihm, er solle kein solcher Idiot sein … »
Thorne erinnerte sich an den Blick, mit dem Keith ihn bedacht hatte, als er sich in dem Laden mit Eve unterhielt. Vielleicht war es nicht nur Denise, auf die er stand …
»Was denkst du?«, fragte er. »Über Keith und Denise …«
Eine Tür quietschte und wurde zugeschlagen, und einen Augenblick später wurde die Küchentür von einer schlanken, blonden Frau aufgestoßen. Sie war barfuß und trug weite Camouflageshorts und eine ärmellose schwarze Herrenweste. Sie trat von hinten zu Eve und rief: »Das riecht super!«
Dann drehte sie sich zu Thorne um. Ihre Haare waren einen Tick kürzer und heller als die von Eve. Obwohl sie schlank wirkte, betonte die ärmellose Weste ihre durchtrainierten Arme und Schultern. Ein breites Lächeln zeigte sich auf ihrem fein geschnittenen Gesicht.
»Hallo, du bist sicher Tom. Ich bin Denise.« Sie ergriff seine ausgestreckte Hand und ließ sich auf den Stuhl gegenüber fallen. »Ist Tom in Ordnung? Oder Thomas?« Sie schnappte sich die Weinflasche und schenkte sich sehr großzügig ein.
»Tom passt …«
Sie beugte sich über den Tisch und plapperte drauflos, als würden sie sich schon ewig kennen. »Eve hat gar nicht mehr aufgehört, von dir zu reden. Ich konnte es schon nicht mehr hören.« Ihre Stimme war überraschend tief und etwas theatralisch. Thorne wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Stattdessen trank er noch einen Schluck Wein. »Fließt richtig über. Vermutlich kehrt sie uns im Augenblick nur deshalb am Herd den Rücken zu, weil sie knallrot angelaufen ist …«
»Halt die Klappe«, sagte Eve lachend, ohne sich umzudrehen.
Denise nahm einen großen Schluck und grinste Thorne erneut an. »In Fleisch und Blut«, sagte sie. »Ein Mann, der Mörder fängt.«
Thorne konnte nach dem Vormittag in Soho etwas Entspannung gebrauchen. Allmählich fing er an, den Abend zu genießen. Diese Frau war zweifellos total verrückt, aber nichtsdestotrotz sehr sympathisch.
»Im Augenblick bin ich ein Mann, der sie nicht fängt …«
»Wir brauchen alle mal eine Pause, Tom. Morgen fängst du wahrscheinlich eine ganze Wagenladung.«
»Einer würde mir reichen …«
»Genau, ein richtig dicker Fisch.« Sie hob ihr Glas, als wolle sie ihm zuprosten.
Thorne lehnte sich zurück und sah hinüber zu Eve. Als hätte sie seinen Blick gespürt, drehte sie sich um und lächelte.
Thorne wandte sich wieder Denise zu. »Was ist mit dir? Was machst du so?« Er betrachtete den winzigen, glitzernden Stecker in ihrer Nase und dachte: Schauspielerin, Autorin, Performancekünstlerin …
Sie verdrehte die Augen. »Gott, IT. Tut mir Leid, stinklangweilig, fürchte ich.«
»Na ja …«
»Mach dir nichts draus. Ich seh schon, wie du wegdämmerst. Verdammt, was glaubst du, wie ich mich dabei fühle? Den ganzen Tag diese pickligen Herr-der-Ringe- Leser, denen ich ständig was aus dem Netz herunterholen soll …«
Hinten am Herd lachte Eve. Thorne wusste sofort, dass sie das Gleiche dachte wie er. »Wo ich arbeite, bedeutet herunterholen etwas ganz anderes …«
Als Ben, zumindest nahm Thorne an, dass es Ben war, in die Küche schlenderte, war Denise die Erste, die aufhörte zu lachen. Er ging zum Herd, wo Eve stand und kochte, und begann, an einem Fingernagel zu kauen. Mit einer Kinnbewegung deutete er auf Thorne. »Hi …«
Thorne nickte zurück. »Hi. Du bist wohl Ben?«
Der Wein gluckerte in ihr Glas, und Denise meinte spitz: »Oh ja, das ist Ben.« Ben wirkte nicht gerade glücklich über das entsetzlich aufgesetzte Lächeln, mit dem sie ihn bedachte, als sie seinen
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