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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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erstechen.«

Elftes Kapitel
    Thorne hätte sich ein angenehmeres Plätzchen vorstellen können, um einen sonnigen Sonntagvormittag zu verbringen. Er hasste Krankenhäuser aus den bekannten und noch ein paar weiteren Gründen, die wiederum mit seinem Beruf zu tun hatten – und mit ein paar Fällen, an denen er gearbeitet hatte …
    Er schob seinen Stuhl etwas näher ans Bett. Holland saß neben ihm. Auf der anderen Seite des Bettes machte es sich ein Aufseher in einem schäbigen braunen Sessel bequem.
    »Sie sind ein verdammter Glückspilz, Gordon«, sagte Thorne.
    Rooker war vor zwei Tagen angegriffen worden, etwa eine Stunde, nachdem Thorne und Chamberlain Ryan auf der Straße zur Rede gestellt hatten, und vier Stunden, bevor Marcus Moloney erschossen worden war. Thorne hatte vermutet, dass er Ryan mit dieser Provokation veranlassen würde, etwas wegen Rooker zu unternehmen. Aber so schnell hätte er das unmöglich in die Wege leiten können. Es musste mit Thornes erstem Treffen mit Ryan zusammenhängen, als er ihn in seinem Büro besucht und zum ersten Mal Rookers Namen erwähnt hatte. Das brachte den Stein ins Rollen .
    Er musste einen Nerv getroffen haben …
    Thorne versuchte sich Ryan vorzustellen, wie er auf der Straße vor seinem Spielsalon stand und der Wind ihm über das Gesicht peitschte. Ryan hatte nur dagestanden und gelächelt, als Thorne ihm Grüße von Rooker bestellte. Hatte sich in der Gewissheit gewiegt, dass er seine eigenen Grüße bereits bestellt hatte. Rooker sollte sie noch an diesem Abend erhalten, Moloney im Laufe der Nacht. Zwei Probleme innerhalb weniger Stunden gelöst.
    Was genau hatte Rooker gesagt? Billy Ryan ist kalt …
    Rooker versuchte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht etwas im Bett hochzuhieven. »Was meinen Sie mit Glückspilz?«
    Die improvisierte Klinge – ein gespitzter Pinsel –, die Alun Fisher ihm während der Kunststunde in den Bauch gerammt hatte, war auf wundersame Weise an sämtlichen lebenswichtigen Organen in Rookers Körper vorbeigeschrammt. Er hatte eine Menge Blut verloren, aber in der OP war es mehr darum gegangen, ihn wieder zusammenzuflicken, als ihm das Leben zu retten.
    Rooker ließ sich wieder in die Kissen sinken. »Ich bin vielleicht ein Glückspilz, weil ich noch am Leben bin. Aber dafür haben ’ne Menge Leute Wind von der Sache bekommen.«
    Thorne fand, es wäre besser, wenn Rooker nicht davon erfuhr, wer seinen Namen bei Billy Ryan hatte fallen lassen.
    »Hab Ihnen doch gesagt, ich bin zum Abschuss freigegeben«, sagte Rooker. »Jetzt hab ich noch ’n Grund mehr, dafür zu sorgen, dass das Schwein hinter Gitter kommt.«
    Rookers Haare hingen schlaff herunter, und sein Gesicht hatte die Farbe eines acht Tage alten Blutergusses. Sein Goldzahn blinkte, aber die Hälfte seiner oberen Zähne fehlte. Die Brücke lag in einem Glas auf dem Nachtkästchen. An seinem linken Arm war eine Infusion gelegt, und am Zeigefinger hing ein Oxymeter. Mit dem rechten Handgelenk war er nicht allzu dezent an einen Gefängnisaufseher gefesselt, einen von zweien, die sich am Bett abwechselten. Der Aufseher, dessen Schädel und Gesicht fein säuberlich rasiert waren, war tief in die Lektüre eines Taschenbuchs versunken.
    Rooker hob die Handschellen, wozu er seine Hand und die des Aufsehers hochreißen musste. »Absolut lachhaft, oder?«
    Der Aufseher blickte nicht mal auf. »Als ob ich verduften könnte. Als ob mich jemand hier rausholte. Wer denn, bitte?«
    Holland grinste. »Haben Sie gar keine Freunde, Gordon?«
    »Sehen Sie irgendwo Blumen?«
    »Freunde, Bekannte … Wir müssen das alles überprüfen«, sagte Thorne. »Dem einen oder anderen macht es was aus, dass dieser Typ aus dem Nichts auftaucht und behauptet, er hätte Jessica Clarke auf dem Gewissen.«
    »Überprüfen Sie, was Sie wollen«, meinte Rooker. »Ich kann Ihnen nicht helfen. Aber lassen Sie sich eines gesagt sein: Wenn es der Kerl ist, der es getan hat, der es wirklich getan hat, dann wissen wir beide, wer seinen Namen kennt.«
    Das Licht in dem kleinen Zimmer war eigenartig. Die Vorhänge waren zugezogen, um das grelle Sonnenlicht abzuhalten, das nun durch dünnes, braun und orange gemustertes Nylon gefiltert wurde. Ein schmutzig gelbes Licht strich über die hellen Wände und milderte den metallischen Schimmer des Servierwagens und des Infusionsständers.
    »Erzählen Sie mir von Alun Fisher«, sagte Thorne.
    Rooker biss sich mit den wenigen Zähnen, die er noch im Oberkiefer hatte, in die

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