Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
Wie lange es her war, dass er dasselbe getan hatte. Vor vier Monaten hatte er mit seiner Freundin Schluss gemacht, und bis auf ein betrunkenes Herumgefummel mit einer Polizistin aus Colindale in der Toilette des Oak lag seither sextechnisch eine Durststrecke hinter ihm. Na ja, gleich käme er der Sache ziemlich nahe, zumindest in der Vorstellung, wenn Stone auftauchte und mit den Höhepunkten seiner Leistung prahlte.
Die Frau mit dem Hund musterte ihn, als sie am Auto vorbeiging. Sie sah aus, als habe sie den Gestank des Hundehaufens in der Plastiktüte noch in der Nase.
Ihm fiel ein, dass er vergessen hatte, dass Samstag war, als er mit Stone über die beste Strecke sprach. Auf der North Circular konnte heute einiges los sein. Andererseits hatte er so oder so die Qual der Wahl. Mit der U-Bahn war es eine Tortur hierher. Zwischen Willesden Green und West Finchley lagen einige Stationen …
Hoffentlich musste er nicht noch viel länger warten.
Als sie anfingen, diesen dämlichen Countrykram zu spielen, suchte Mackillop rasch einen anderen Sender. Dann nahm er sich das Kreuzworträtsel im Express vor, legte die Zeitung über das Lenkrad und kramte in seiner Tasche nach einem Stift.
Zweiunddreißigstes Kapitel
Maxwell fand die Seite, die er suchte, und schob das Anmeldebuch hinüber. Er deutete auf das Datum und den Eintrag, der Thorne interessierte.
Der Name war eher in Schreib- als in Druckschrift, aber dennoch einigermaßen lesbar. »DS Morley«, sagte Thorne. »Detective Sergeant T. Morley.«
»Wie ich am Telefon sagte, er hatte einen Polizeiausweis …«
Sie befanden sich allein in der Kammer neben dem Waschmaschinenraum. Der Samstagmittagsansturm war in vollem Gange, und es befanden sich eine Menge Leute im Haus, Klienten wie Angestellte. Thorne stand unter Strom, aber trotz allem, was passiert war, war es noch immer wichtig, die Ermittlung verdeckt zu halten. Vor allem hier.
Oder zumindest so verdeckt, wie es noch möglich war …
»Was genau hat er gesagt?«, fragte Thorne.
Maxwell setzte sich auf einen Karton mit der Aufschrift »Domestos«. Es roch nach Bodenwachs und Putzmittel. »Scheiße … Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das genau sagen kann …«
»Hat er meinen Namen genannt?«
»Ich nehm’s an. Er hat definitiv von dir gesprochen.«
»Ausdrücklich von mir?«
»Ja, soweit ich mich daran erinnern kann …«
»Vorname? Familienname?«
»Ich glaube, er kannte deinen Vornamen. Doch, ja …«
»Es geht darum, ob er nach mir suchte oder nur nach dem ›Undercoverbullen«. Ist dir der Unterschied klar? Wir müssen wissen, wie viel er wusste.« Thorne starrte auf den Namen, langte nach seinem Telefon und rief Scotland Yard an.
»Er wusste genug«, sagte Maxwell.
Sobald man ihn in die Informationszentrale durchgestellt hatte, nannte Thorne seinen Namen und die Nummer in seinem Polizeiausweis. Er erklärte der Dienst habenden Beamtin, er brauche die Überprüfung eines Kollegen. »Er heißt Morley«, sagte er. »Vorname beginnt mit einem ›T‹. Ein Sergeant …«
Die Frau notierte sich die Details und versicherte Thorne, sie rufe ihn umgehend zurück.
»Haben Sie eine Ahnung, wie lange das dauern wird?«
»Sie wissen, wie das läuft«, sagte sie. »Ich muss zuerst Sie überprüfen, bevor ich irgendetwas unternehmen kann.«
Andy Stone glaubte, die hier hätte er richtig eingeschätzt. Aber er war überrascht worden. Er hatte gedacht, es ginge nur um Sex und auch sie wolle nur eine schnelle Nummer am Nachmittag, wie üblich. Deshalb hatte er es so eingerichtet, dass er zum »Lunch« vorbeikam. Er hatte gerade so viel Zeit eingeplant, um hierher zu kommen, ihr zu geben, was sie wollte, und dann wegen der Aussage rechtzeitig bei Mackillop zu sein. So weit die Theorie. Die Praxis sah anders aus. Die Frau hatte ihm was gekocht, sie hatte tatsächlich mit ihm essen wollen. Nicht dass sie nicht auch noch mit ihm ins Bett wollte. Sie hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass Spaghetti Bolognese nicht der einzige Menüpunkt war. Aber er konnte nicht sofort loslegen, oder? Nicht, nachdem er sich den Bauch mit Nudeln voll geschlagen hatte. Also zwanzig Minuten fürs Essen, fünfzehn fürs Plaudern, während er wartete, dass die Nudeln nach unten rutschten, und dann eine gute halbe Stunde auf der Matratze. Unmöglich, rechtzeitig nach Finchley zu kommen.
Er saß auf der Bettkante, und während er mit ihr plauderte, schlüpfte er so rasch wie möglich in seine Klamotten, wobei er
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