Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
verstohlen auf die Uhr sah, um sie nicht zu verletzen. Sie schien ihn plötzlich gern zu haben. Vielleicht bedeutete das ganze Lunch-Koch-Ding, dass sie die Sache zwischen ihnen etwas vorantreiben wollte. Musste er bei Gelegenheit drüber nachdenken.
Scheiße, er hatte noch nicht mal ein Taxi bestellt. Er fragte sie, ob sie eine Taxinummer habe. Als sie – noch nackt – die Karte aus ihrer Geldbörse ziehen wollte, stand er ihr im Weg. Sie fasste mit der Hand nach seinen Eiern. Er trat zurück, griff nach seiner Hose in der Ecke und erklärte, er sei wirklich verdammt spät dran.
Sie holte die Karte aus der Handtasche und rief ihm die Nummer zu. Stone plumpste auf das Bett und wählte. Er sah, wie sie ins Bad ging und sich vorbeugte, um das Wasser in die Wanne laufen zu lassen …
Er war fünfzehn, vielleicht zwanzig Minuten zu spät dran … wenn er Glück hatte. Er bestellte das Taxi und suchte nach seinen Schuhen. Sobald er unterwegs war, würde er Mackillop anrufen.
Das rhythmische Rumpeln ging in ein hohes Wimmern über, als eine der Waschmaschinen nebenan in den Schleudermodus wechselte.
»Wir reden hier von dem Mörder, richtig?«, sagte Maxwell. »Tom?«
»Gut möglich.«
»Wie kam er darauf, hierher zu kommen, und wieso redete er mit mir, als kenne er dich?«
Thorne konnte noch immer nicht sicher sein, dass der Mörder ihn nicht kannte. Er sah von dem Handy hoch, das sich standhaft weigerte zu klingeln. »Das versuche ich herauszufinden.«
Natürlich gab es noch jede Menge anderer offener Fragen. Der Mörder konnte den Namen des verdeckt ermittelnden Polizisten, den er suchte, gekannt haben oder auch nicht. Nach Thornes Schnitzer im Anschluss an seine Verhaftung war diese Information draußen, das war sicher. Aber selbst wenn McCabe oder jemand aus seinem Team die undichte Stelle war – selbst wenn DS T. Morley einer seiner Mitarbeiter war –, verstand Thorne nicht, wie der Mörder auf die Verbindung zum Lift gekommen war.
»Irgendwie unheimlich, die Vorstellung, dass ich mit dem Arsch gesprochen habe«, sagte Maxwell.
»Gewöhnt man sich dran.«
»Muss ich vor Gericht, wenn ihr ihn findet?«
»Vielleicht. Phil kann dir ein paar Tipps geben …«
Maxwell grinste, schien sich aber nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. »Das Problem ist, ich bin mir nicht sicher, ob das Bild in meinem Kopf richtig ist. Ich weiß nicht, ob ich mich korrekt an den Typen erinnere oder nur an eine Vorstellung von ihm. Jetzt, wo ich weiß, was er getan hat. Verstehst du?«
»Wir müssen zusehen, dass du so bald wie möglich auf eine Polizeiwache kommst«, sagte Thorne. »Und ein Fahndungsbild auf die Reihe kriegen.«
»Wenn ich nicht mit ihm geredet hätte, wäre Terry Turner noch am Leben, richtig?«
Thorne sah zur Seite. »Ich hätte viel schneller eins und eins zusammenzählen müssen, Bren.«
»Wenn ich ihm nicht gesagt hätte, wo du normalerweise schläfst …«
Das Handy vibrierte in Thornes Hand.
Die Beamtin aus der Informationszentrale berichtete, es gäbe zwei T. Morleys in der Metropolitan Police. »Deshalb habe ich mich über beide erkundigt.«
»Danke«, sagte Thorne.
»Keine Ursache, ist die normale Vorgehensweise. Also, der eine ermittelt in Mordfällen in Wimbledon. Der andere arbeitet als Springer in Barnet. Das ist der mit der Überfallakte in seinen Unterlagen. Trevor Morley …«
»Überfallakte?«
»Er arbeitet erst seit kurzem wieder. Er wurde auf dem Parkplatz vor einem Pub überfallen. Vor drei Monaten. Ziemlich üble Sache. Schädelbruch …«
Sie brauchte Thorne gar nicht erst zu erzählen, dass der Dieb nicht gefasst worden war. Oder dass bei dem Überfall unter anderem Trevor Morleys Polizeiausweis gestohlen wurde. Er brauchte ihr wiederum nicht zu erzählen, dass dieser Polizeiausweis vielleicht der Grund dafür war, warum Morley überhaupt überfallen wurde.
Er bedankte sich bei der Beamtin für ihre Hilfe. Sie sagte ihm, sie würde einen Bericht darüber an den Chief Inspector der Informationszentrale weiterleiten, der sich womöglich mit ihm in Verbindung setzen müsste. Thorne stimmte zu und hängte auf.
»Kein echter Bulle also«, sagte Thorne. »Er benutzte einen gestohlenen Polizeiausweis.«
Das half Brendan Maxwell auch nicht weiter. »Sein Foto war drin.«
»Das ist schnell reingeklebt. Wie genau hast du hingesehen?«
Maxwell schüttelte den Kopf. So genau, wie man bei so was hinsieht.
»Ob du dich nun an sein Gesicht erinnerst oder es dir nur vorstellst,
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