Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
wir müssen es so schnell wie möglich auf Papier bringen. Ich telefoniere kurz und kümmere mich drum.«
»Ich weiß nicht, wie viele Details ich noch weiß.«
Thorne drückte die Tasten auf seinem Handy und suchte nach Brigstockes Nummer. »Fang einfach mit dem Üblichen an«, sagte er. »Größe, Figur, Haarfarbe …«
»Er war groß. Deutlich über einen Meter achtzig. Und gut gebaut. Sah ziemlich fit aus.«
»Haarfarbe?«
»Mittel. Gut geschnitten. Und er trug einen Bart. Nicht direkt rot, eher rotblond. Und auch dieser Hauttyp. Hell … blaue Augen, glaub ich … und Sommersprossen, verstehst du?«
Thorne verstand.
Da war es, dieses seltene und doch so vertraute Prickeln. Dieses eklige Gefühl, eine Spinne krabble über seinen Nacken, unter den Haaren den Kragen seines schmuddligen grauen Mantels entlang. »Trennt ihr den Müll?«, fragte er.
Maxwell wirkte verwirrt und klang auch so. »Ja …«
»Wo?«
»Draußen, bei den Mülltonnen.«
Maxwell öffnete den Mund, um noch etwas hinzuzufügen, aber Thorne war bereits zur Tür hinaus.
Dreiunddreißigstes Kapitel
Beschissenes Wetter und Leute, die ihre Nase in alles stecken. Britischer geht’s nicht, fand Jason Mackillop.
Es war einer dieser seltsamen Nachmittage im Spätsommer, an denen sich das Wetter nicht entscheiden konnte: Sonne, Wind und Regen wechselten sich ohne erkennbares System alle halbe Stunde ab. Im Augenblick nieselte es, und Mackillop schaute durch die nasse Windschutzscheibe zu dem Mann mit den Plastiktüten, der auf das Auto zulief und seinen Blick mit unverhohlener Neugier erwiderte.
Stone hatte ein paar Minuten zuvor angerufen, um ihm mitzuteilen, dass er später käme. Das Grinsen in Stones Stimme war unüberhörbar gewesen, womit er wohl auf seine phänomenale Ausdauer anspielte. Jetzt würde Mackillop also weitere zwanzig Minuten oder länger hier festsitzen …
Der Mann mit den Plastiktüten lief ein paar Meter an der Zieladresse vorbei, blieb stehen und kam zurück. Er starrte herüber, bis er Mackillops Blick auffing, nahm die Plastiktüten fester in die Hand und ging langsam auf das Auto zu.
Mackillop drückte auf den Knopf. Er ließ das Fenster so weit herunter wie möglich, ohne dass es in den Wagen nieselte.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Mann.
Mackillop wollte dieselbe Frage stellen. Er fasste in seine Jacke und zog seinen Polizeiausweis heraus. »Nein danke, alles in Ordnung.«
Der Mann nickte kurz und brummte etwas, zeigte aber keine Bereitschaft weiterzugehen.
»Leben Sie hier?«, fragte Mackillop.
»Ja.« Er drehte sich um und schaute zu dem Haus, bevor er sich wieder Mackillop zuwandte. »Sind vier Wohnungen.«
»Ich weiß.«
»Ich finde, sie haben es ziemlich gut renoviert.«
»Ja …«
Wieder sah der Mann zu dem Gebäude. »Allerdings wohne ich noch nicht lang hier.«
Mackillop fand, es könne nicht schaden, wenn er ein paar Informationen sammelte, während er auf Stone wartete. Der Typ schien ein williger Gesprächspartner zu sein. »Kennen Sie einen Mr. Mahmoud?«
»Weiß nicht.«
Mackillop fischte unter dem Zeitungsstapel auf dem Beifahrersitz seine Liste heraus. »Asif Mahmoud …«
»Wie sieht der denn aus?«
»Er wohnt im Erdgeschoss.«
Der Mann beugte sich etwas weiter zu Mackillops Fenster herunter. Sein knielanger Regenmantel und die Baseballmütze waren von dem Regen dunkel. »Der Kiffer, oder? Riecht man, wenn man später nach Hause kommt.«
»Alles klar, danke«, sagte Mackillop. Wenn der Mann Recht hatte, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit diesem Besuch nicht nur ihre Zeit verschwendeten, soeben bis auf ein Minimum geschrumpft. »Mr. Mahmoud hilft uns, das ist alles.«
Der Mann lächelte in sich hinein und sah die Straße hinauf und hinunter.
»Darf ich Sie fragen, in welcher Wohnung Sie wohnen?«, fragte Mackillop.
»In der Wohnung d, dem Himmel am nächsten. Diese Treppen halten einen fit, das kann ich Ihnen sagen …«
»Oberster Stock?«
Als der Mann merkte, dass Mackillop ihn ansah, zum ersten Mal richtig ansah, lächelte er wieder und schluckte. Plötzlich wurde sein Gesichtsausdruck ernst, und er fragte Mackillop, wer er sei. Zu welcher Polizeiabteilung er gehöre und wo er stationiert sei. Mackillop beantwortete ruhig seine Fragen.
»Trainee?«, fragte der Mann. »So wie ein Arzt in der Ausbildung?«
»Das ist richtig.«
»Sie machen also so eine Art Grundausbildung?«
»Hören Sie …«
Der Mann trat ein paar Schritte nach hinten, damit
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