Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
Mackillop die Wagentür öffnen konnte. »Ich bin Ryan Eales«, sagte er. Er hob die Plastiktüten hoch. »Ich muss jetzt gehen und meine Einkäufe wegräumen …«
Thorne und Maxwell hasteten durch einen Notausgang in einen überdachten Hinterhof. Die Recyclingtonnen – insgesamt ein halbes Dutzend, jeweils mit Weißglas, Grünglas, Plastik oder Zeitungen gefüllt – standen neben drei riesigen Mülltonnen. Es roch nach Katzenpisse und nasser Wolle, und jeder freie Quadratzentimeter auf den Mauern war mit aufwendigen und größtenteils unleserlichen Graffiti bedeckt. Thorne riss die Tonnendeckel nach oben, bis er die gesuchte Tonne fand. Dann fing er an, stapelweise die alten Zeitungen herauszuwerfen.
Maxwell trat unter den Rand des Daches und streckte die Hand in den Regen. »Ich nehme an, du klärst mich auf, was das hier soll, wenn du fertig bist.«
»Vielleicht kann ich dir ersparen, ein Computerbild zu erstellen.«
»Und die Sun von der letzten Woche hilft uns da weiter, oder wie?«
»Natürlich kann es sein, dass ich damit total schief liege.«
»Nach dem, was ich gehört habe, geh ich davon aus.«
Wegen der großen Bandbreite der Angestellten und Kunden hatte das Lift ein großes Repertoire an Lesestoff. Thorne wühlte sich durch die Ausgaben der üblichen Boulevardblätter und Tageszeitungen. Darunter Dutzende von Freiexemplaren, die auf Australier und Neuseeländer abzielten, Musikzeitschriften und TV-Magazine, bis er das fand, was ihn interessierte.
Er griff nach der verknitterten Ausgabe des Standard. Die Schlagzeile verstörte ihn noch genauso wie beim ersten Mal, als er sie sah: »Obdachlosenmorde: Met ermittelt verdeckt«.
Maxwell blickte Thorne über die Schulter. »Damit war die Katze aus dem Sack, richtig?«
Thorne schlug die Zeitung auf und begann zu lesen. »So hat er es erfahren …«
»Was erfahren?«
»Du hast mich vorhin gefragt, wieso er hierher kam und Fragen stellte. Ich glaube nicht, dass er gezielt hierher kam. Ihm war klar, es ist eine gute Idee, Orte wie das Lift aufzusuchen. Es stand ja in der Zeitung. Hör zu …«
Er zitierte aus dem Artikel. »›Die Metropolitan Police arbeitet dem Anschein nach eng mit einer Organisation zusammen, die Obdachlose betreut. Dies erleichtert dem undercover arbeitenden Beamten die Integration in die Obdachlosengemeinde«
Auf dem Weg ins Haus verdaute Maxwell das Gehörte. An der Tür drehte er sich um. »Verdammte Scheiße Thorne las weiter und wurde von Sekunde zu Sekunde wütender. Die Story hatte nicht nur ihn und seine Arbeitsweise verraten, sie hatte auch, absichtlich oder nicht, dem Mörder aufgezeigt, wie er ihn finden konnte.
»Er liest das und rechnet sich aus, dass es Leute gibt, die eingeweiht sind.«
»War ja nicht so schwierig, oder?«, meinte Thorne. »Leute in einem der Obdachlosenheime, einem der Tageszentren. Bei Crisis, Aquarius oder hier. Er machte sich eine Liste und zog los. Er besuchte alle, zückte seinen geklauten Ausweis und fragte ein bisschen herum in der Hoffnung, einen Glückstreffer zu landen und an jemanden zu gelangen, mit dem die Met ›eng zusammenarbeitete ‹ . Vielleicht warst du der Erste, mit dem er redete, oder der Vierzigste. Es spielt keine Rolle …«
»Das heißt, selbst wenn er deinen Namen kannte, muss er nicht unbedingt dich gekannt haben?«
»Nicht unbedingt. Wir können davon ausgehen, dass er sein Wissen aus der Zeitung hat und nicht … direkt von der Quelle.«
Dennoch blieben einige Fragen offen. Zum Beispiel, woher der Mörder Thornes Namen kannte. Doch es sah allmählich so aus, als ob ein gestohlener Polizeiausweis die einzige Verbindung der Polizei zu den Morden war. Daher sprach nichts dagegen, die Überwachung von McCabe und den anderen von Charing Cross einzustellen.
Thorne hob die Zeitung hoch. »Mir ist aber noch immer nicht klar, wer das hier rausgegeben hat.« Er warf den Standard auf den Stapel der bereits aussortierten Zeitungen und fuhr fort, den Hauptstapel zu durchsuchen. Die Zeitung, nach der er eigentlich suchte, hatte er noch immer nicht gefunden.
Eales’ Wohnung war klein, aber gut eingerichtet und tipptopp in Schuss. Innen führte eine schmale, mit einer Kokosmatte ausgelegte Wendeltreppe nach oben in einen Wohnschlafraum, an dessen Ende man durch einen Bogen in eine Kochnische gelangte. Gegenüber war eine Tür, hinter der sich, wie Mackillop vermutete, das Badezimmer befand.
Eales räumte seine Einkäufe in die Schränke, während Mackillop auf
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