Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
einem unbequemen Stuhl Platz nahm, noch immer verblüfft, was für ein Schwein er gehabt hatte.
»Sie ist nicht groß, ich weiß«, rief Eales aus der Küche. »Aber ich hab auch nicht viel Kram …«
Mackillop strahlte. Er fühlte sich, als sei er ein erfahrener Haudegen. Er konnte es nicht erwarten, Stones Gesicht zu sehen, wenn er endlich hier aufkreuzte. Wenn dem DC dämmerte, wer von ihnen heute Mittag wirklich der Glückspilz gewesen war.
»Sie glauben nicht, was ich hier an Miete zahle …«
»Die Wohnung ist nett«, sagte Mackillop, und er meinte es ehrlich. Seine eigene Wohnung in einem modernen Mietshaus war größer, doch ausgesprochen funktional. Ihm gefielen die Parkettböden hier, die blanken Holzbalken an der Decke und die bunten Glaseinsätze in der Badezimmertür.
»Ich bin zufrieden«, sagte Eales.
»Das wär ich auch …«
»Gut, dass ich grad eingekauft hab.« Eales kam aus der Küche, eine ungeöffnete Packung Kekse in der Hand. »Der Kaffee ist gleich fertig.« Er reichte ihm das Gebäck und wandte sich um zur Küche. »Wenn Ihr Kollege noch länger braucht, Sie können sich’s inzwischen ruhig gemütlich machen …«
Während er auf seinen Kaffee wartete, sah Mackillop sich weiter um. Eales hatte gesagt, er besitze nicht viel, und in Mackillops Augen bestand kein Zweifel, was der wertvollste Besitz des Exsoldaten war. Unter dem kleinen Fernsehgerät am Bettende stand ein Videorekorder, auf dem einige unbeschriftete Kassetten lagen. Die gaben Mackillop zu denken …
»Warum haben Sie sich nicht bei uns gemeldet, Mr. Eales?«, fragte er.
Eales kam zurück, reichte Mackillop eine Tasse und setzte sich auf die Bettkante. »Ich hab nichts verbrochen«, sagte er.
»Aber Sie wussten doch, dass wir Sie suchen? Sie wirkten nicht gerade überrascht, jemanden von der Polizei vor Ihrer Haustür zu finden.«
»Na ja, etwas schon.«
»Sie wussten offensichtlich, nach wem ich suchte.«
»Ich hatte keine Ahnung, bis ich es neulich im Fernsehen sah. Ich habe schon länger keine Zeitung mehr gelesen. Ich komme kaum aus dem Haus.«
Mackillop nahm sich einen Keks aus der Packung am Boden und hob ihn hoch. »Außer um einzukaufen.«
»Ein-, zweimal die Woche«, sagte Eales. »Man muss die Vorräte auffüllen. Und wenn ich einkaufen gehe, brauche ich nicht lange.«
»Sie halten sich also bedeckt?«
»So kann man es auch ausdrücken.«
Mackillop wusste natürlich, warum. Selbst wenn sein Leben bedroht war, Eales war nicht sonderlich scharf darauf, zur Polizei zu gehen und zu erklären, warum ihn der Mörder auf seine Liste gesetzt hatte. Außerdem wusste Mackillop, dass er, indem er ihn befragte, so gut wie sicher seine Befugnis überschritt. Bisher hatte er Glück gehabt, aber die Stimme der Vernunft warnte ihn, es nicht zu übertreiben. »Geh ich recht in der Annahme, dass im Mietvertrag nicht Ihr Name steht?«
»Da steht ein Name, den ich manchmal benutze.« Eales schlürfte seinen Kaffee. »Ich zahle die Miete, und der Rest kümmert niemanden.«
»Sie haben Ihren richtigen Namen schon länger nicht mehr benutzt, stimmt’s?«
Eales lehnte sich nach vorne, nahm sich eine Hand voll Kekse und ließ sich dann wieder auf den Stuhl fallen. »Ach ja?«
»Ich weiß das, weil wir danach gesucht haben. Überall » Sie sind doch nicht hier, um mich hinter Gitter zu bringen, weil ich ein paar Formulare nicht korrekt ausgefüllt habe?«
»Nein«, sagte Mackillop. »Aber die Frage drängt sich auf, warum Sie unbedingt anonym bleiben wollen.« Er sah zu, wie Eales seine Tasse in drei, vier schnellen Schlucken leerte, während seine eigene Tasse sich noch ganz heiß anfühlte.
Eales stand auf und schwenkte seine leere Tasse. »Ich hol mir noch eine.«
Mackillop folgte ihm in die Küche. »Mr. Eales …«
»Ich bin in den letzten Jahren ziemlich viel rumgekommen.« Eales sprach mit dem Rücken zu Mackillop, während er sich Kaffee und Zucker aus dem Schrank nahm und an den Kühlschrank trat, um sich Milch zu holen. »Ich habe ein paar eher merkwürdige Jobs angenommen, verstehen Sie? Für ein, zwei zwielichtige Typen gearbeitet …«
»Inwiefern zwielichtig?«
»Zwielichtig im Sinn von »streng geheim«. Ich tu, wofür ich bezahlt werde, danach verzieh ich mich und halte den Mund. Diese Art von Aufträgen werden nicht vom Arbeitsamt vermittelt, verstehen Sie?«
Mackillop dachte darüber nach. Wahrscheinlich sprach Eales von Söldneraufträgen. Er sah, wie sich seine Schultern unter dem Sweatshirt
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