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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Mahlzeit, in anderen wiederum nur Tee, Kaffee und Kekse oder an bestimmten Tagen ein Sandwich. Bei dieser Auswahl an kostenlosem Essen für jeden, der Bescheid wusste, und der Möglichkeit, im London Lift für weniger als ein Pfund ein dreigängiges Menü aufgetischt zu bekommen, fragte Thorne sich, warum so viele es dennoch vorzogen, bei jedem Wetter auf der Straße zu betteln, um sich einen Teller Suppe zu kaufen.
    Caroline schien zu wissen, wovon sie redete. »Es gibt Leute, die gehen einfach ungern wo hinein. Verstehst du? Warum auch immer, sie fühlen sich in Gebäuden nicht wohl. Zentren wie das Lift sind nicht für jeden geeignet …«
    »Und billig ist nicht dasselbe wie umsonst, oder?«, hatte Spike hinzugefügt. »Wenn du nichts hast, und es gibt was umsonst, dann nimmst du, was du kriegen kannst.«
    Die drei liefen rasch vom Trafalgar Square hinunter Richtung Temple Underground Station, wo es um neun Uhr Suppe gab. Die Straße war in grelle Lichter getaucht: die Neonbeleuchtung am Vaudeville- und Adelphi-Theater; die riesigen gelben Lampen vor dem Eingang zum Strand Palace Hotel; die Autos mit ihren roten Bremsleuchten oder hellen weißen Scheinwerfern, die in beide Richtungen krochen.
    Abends war es wieder kühl, aber zum Glück regnete es nicht.
    »Du nimmst mit, was immer du kannst und wann immer du kannst, weil du jede Gelegenheit nutzen musst«, sagte Spike. »Kapiert?«
    Caroline war kurz stehen geblieben, um sich eine Zigarette anzuzünden, und holte Spike und Thorne nun wieder ein. »Außer an Weihnachten«, sagte sie.
    Thorne erzählte ihnen eine Geschichte über eines dieser It-Girls mit zu vielen Namen und zu wenig zu tun, die er irgendwo gelesen hatte. Das Mädchen hatte etwas davon gefaselt, wie furchtbar es doch sei, an Weihnachten kein Dach über dem Kopf zu haben, und vorgeschlagen, alle Obdachlosen sollten den Winter in der Karibik verbringen und sich von frischem Fisch ernähren.
    Carolines Lachen ging schnell in einen Hustenanfall über.
    »Blöde Schnepfe«, sagte Spike.
    Bis zum Dezember waren es noch ein paar Monate hin, aber viele Läden hatten bereits für Weihnachten dekoriert. Thorne hatte keine Ahnung, wo er dieses Jahr feiern würde. Die Schwester seines Vaters, Ellen, hatte ihn eingeladen, und auch Hendricks. Jeder sagte ihm, das erste Weihnachten sei das schlimmste …
    »Es heißt ja, das sei die schrecklichste Zeit auf der Straße«, sagte er. »Im Fernsehen laufen immer so Dokumentationen. Über Frauen in grünen Gummistiefeln, die sich über Weihnachten einen Penner nach Hause holen.«
    Spike zuckte die Achseln. »Auch nicht anders als sonst, nur ein bisschen kälter. Die Leute reagieren anders.« Mit seinem besten Islington-Schickimicki-Akzent setzte er hinzu: »Die Zeit, wenn die Menschen echt Mitgefühl zeigen …«
    Sie erzählten Thorne von den Schlechtwetterunterkünften, die Crisis und andere Organisationen dann aufmachten. Über die Spenden, die flossen – hauptsächlich von ganz normalen Leuten und ein paar gewieften Firmen. Läden mit großen Namen, die den Weihnachtsmann spielten und ihre Lager leerten.
    »An Weihnachten kannst du hier auftauchen, Truthahn essen und dir so viele Gap-Pullis mitnehmen, wie du tragen kannst.«
    »Das ist totale Scheiße«, sagte Caroline. »Den ganzen Januar hindurch siehst du diese armen Teufel in den Tageszentren und Heimen, die nichts haben als ein Riesendrogenproblem und einen Sack voll mit den neuesten Toilettenartikeln.«
    Spike nahm Caroline die Zigarette aus dem Mund, um sich damit selbst eine anzuzünden. »Die neuen Klamotten sind schon geil. Die Leute, die ihr Zeug bei der Altkleidersammlung spenden, glauben, wir wären ganz wild drauf, uns wie Rentner anzuziehen. Blöde Pullis und Pyjamas, in denen schon jemand gestorben ist.«
    »Nichts gegen einen ordentlichen Pulli.«
    Caroline griff nach seinem Arm. »Ja klar, aber du bist schließlich auch ein alter Opa, oder?«
    Sie gelangten zu einem Geschenke-und-Schreibwaren-Laden, dessen Schaufenster mit dem üblichen Lametta-Kitsch dekoriert war. Sie warfen einen Blick hinein.
    »Viel zu früh«, sagte Thorne. Daneben befand sich ein Dixon ’s-Mediamarkt, wo die Fernseher seine Aufmerksamkeit fesselten. Neben einer Seifenoper und einer Polizeiserie wurden auch die Nachrichten auf Sky ausgestrahlt. Ein Journalist sprach in die Kamera. Thorne versuchte herauszufinden, worüber er sprechen könnte. Alan Ward fiel ihm ein, der Journalist, den er vor der Colindale Station

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