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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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feuchtfröhlichen Abend machten. Wieder zu Kitson gewandt meinte er: »Es ist Sophie gegenüber nicht fair. Ich bring zurzeit so viel Scheiße mit nach Hause, verstehen Sie? Ich hab das Gefühl, ich lauf durch die Wohnung, und es bleibt überall kleben. Ich mache alles schmutzig
    »Hat das mit der Videoaufnahme zu tun?«
    »Ich weiß schon, es ist verrückt. Schließlich sehen wir jede Menge entsetzliches Zeug. Aber direkt zu sehen, wie es passiert. Ihnen dabei zuzusehen.«
    »Sich so zu fühlen ist normal, Dave. Sie sollten sich Sorgen machen, wenn es anders wäre.«
    »Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich möchte nichts davon an Chloe weitergeben. Ich muss damit fertig werden, aber ich sehe keinen Grund, warum sie darunter leiden sollte. Das ist wie Passivrauchen oder so. Ich will nicht, dass sie damit in Berührung kommt, und im Augenblick erstick ich fast daran. Ich hab das Gefühl, es hängt in meinen Klamotten und in den Haaren. Etwas untergründig Böses …«
    Kitson hob lächelnd das Glas.
    »Ich hab ja gesagt, es ist blöd«, sagte Holland.
    Kitson schüttelte den Kopf. »Nein, gar nicht. Manchmal wünsch ich meine drei zum Teufel, aber vielleicht sollte ich froh sein, dass ich so viel am Hals habe. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, Fußballsachen zusammenzusuchen, hinter den Schularbeiten her zu sein und ein Taxiunternehmen am Laufen zu halten, als dass ich mir zu Hause groß Gedanken über die Arbeit machen könnte.«
    »Vielleicht sollten Sophie und ich uns mehr Kinder zulegen«, meinte Holland.
    Kitson leerte ihr Weinglas. »Die nächste Runde geht auf mich …«
    Während Kitson am Tresen stand, dachte Holland darüber nach, wie Susan Jago sich abgemüht hatte, ihren Bruder zu beschützen, ihn selbst angesichts dieses widerwärtigen Beweismaterials zu verteidigen. Was wohl Jagos Mutter darüber dachte, was ihr Sohn getan hatte? Er hatte mit Eltern gesprochen, deren Kinder die grausamsten Verbrechen begangen hatten und die ihre Kinder nichtsdestotrotz liebten. Sie konnten nicht anders, so wie er sich nicht vorstellen konnte, seine Tochter nicht zu lieben, was immer sie tat. Die Familien der Täter – vor allem die Eltern der Mörder und Schläger – verloren ihren Glauben. Aber die Liebe, das war ihm inzwischen klar geworden, war an keine Bedingungen geknüpft. Man hörte nicht auf, seine Kinder zu lieben, wenn sie so etwas taten. Man fing an, sich selbst zu hassen.
    Kitson kam mit den Gläsern zurück zum Tisch und lächelte, als sich ihre Blicke trafen. Sie sah wirklich sexy aus. Holland fragte sich, was zum Teufel er sich eigentlich dabei dachte …
    »Was haben Sie eigentlich 1991 gemacht?«, fragte Kitson.
    Holland rechnete nach. »Da war ich sechzehn, also bin ich wahrscheinlich jeden Abend ausgegangen. Ich kann mich daran erinnern, dass ich ein paar Mal spät von irgendeiner Party oder einem Club nach Hause kam und mir dann die Berichterstattung im Fernsehen angesehen hab. Und Sie?«
    »Ich habe gerade meinen Abschluss auf dem College gemacht«, sagte Kitson. »Wir waren natürlich alle total dagegen. Es gab nicht ganz so viel Protest wie beim Letzten, aber es war jede Menge los. Unserer Meinung nach ging es nur um das Öl.«
    Es wurde laut, als jemand am Spielautomaten den Jackpot knackte. Holland beugte sich vor, um das Geldgeschepper zu übertönen. »Kein großer Unterschied, ob man ein Bulle oder ein Mörder ist, hm?« Er trank einen Schluck Bier. »Wie gut kennt man sich schon?«
    Kitson hob die Augenbrauen. »Was zum Teufel …«
    Holland wurde rot. Er wollte nicht so bescheuert geschwollen klingen. »Ich hätte nie gedacht, dass Sie eine Linke sind, das ist alles«, sagte er.
    »Und ich hätte nie gedacht, dass Sie ein solches Sorgenpäckchen aus dem Büro mit nach Hause nehmen.« Sie lä chelte und nickte Richtung Hollands Glas. »Apropos …«
    »Apropos was?«
    »Wenn Sie wirklich mehr Kinder wollen, sollten Sie austrinken und nach Hause gehen. Um die Sache anzugehen …«
     
    »Siehst echt beschissen aus«, sagte Spike.
    Grinsend trat Thorne zur Seite und winkte eine junge Frau vorbei, als wäre er ein Torero. »Ich fühl mich auch beschissen«, sagte er. »Kaputt, erledigt, am Ende …«
    »Wie viele davon hast du intus?«
    Thorne hatte gerade angefangen, sich an den Geschmack von Carlsberg Special Brew zu gewöhnen, war aber überrascht, wie das Zeug reinhaute. Fürs London Lift war es zu spät, die hatten schon alle rausgeworfen und zugesperrt. Und seitdem hatte er vor

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