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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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…«
    Die Leiche rechts außen neigt sich zur Seite und kippt langsam um. Der Soldat dahinter, der noch immer nicht mitmacht, streckt kurz die Hand aus, hält aber inne und lässt den Toten auf den Boden sinken. Dann sieht man den Fleck auf der Leiche, der sich abhebt, weil er nasser ist, schwärzer. Er ist oben an der Schläfe und beginnt, sich Zentimeter um Zentimeter im Sand auszubreiten.
    »Pass auf …«
    Ein Soldat drückt das Gesicht gegen das eines Toten. Er hebt die Hand und packt ihn am Hals. Er dreht den Kopf hin und her.
    »Noch ’ne Flasche Bier, noch ’ne …«
    Seine Freunde lachen. Er zieht einen Handschuh aus, beugt sich hinüber und berührt den Hinterkopf des Toten mit der Fingerspitze, betrachtet die feuchte Fingerkuppe und reibt sie am Daumen, bevor er dem Toten damit auf die Stirn tippt.
    Ein kleiner roter Fleck, der an den Rändern auszufransen beginnt.
    »So ist es besser. Wir wollen doch sichergehen, dass sie ihn in den Himmel reinlassen.«
    Der Soldat, der die Leiche zu Boden sinken ließ, packt plötzlich seinen Kameraden, während dieser den Handschuh wieder überstreift, und zieht ihn hoch. Brüllt ihm ins Gesicht.
    »Das ist bei den Hindus, du dumme Sau. Nicht bei den Muslims.«
    »Schon gut …«
    »Nicht bei den Scheißmuslims!« Er schubst ihn weg. Die beiden Soldaten stehen sich gegenüber und starren einander an. Hinter ihnen der Horizont, ein glühender Streifen.
    Dann fährt die Kamera zur Seite und auf den Boden.
    Es folgt weißes Rauschen …

Siebzehntes Kapitel
    Holland drückte auf die Fernbedienung, um das Video zu stoppen.
    Nach etwa einer halben Minute, während der kein Wort fiel, stand Holland auf und trat zum Videorekorder. Er drückte auf »Eject« und nahm die Kassette heraus.
    Brigstocke wandte sich zu dem Mann neben ihm. »Was denken Sie darüber?«
    »Ich denke, das ist einen Mord wert«, sagte Thorne. »Um die Sache geheim zu halten.«
    »Es ist grässlich.« Holland steckte die Kassette zurück in den großen Umschlag und setzte sich. »Das war jetzt das vierte Mal, dass ich es sehe, und ich bin noch immer froh, dass ich heute noch nichts im Magen hab.«
    Die drei saßen in beigen Sesseln um einen Couchtisch im Fernsehraum des London Lift. Brendan Maxwell hatte zwar zunächst gestöhnt, weil er Ärger bekäme, wenn Lawrence Healey das mitkriegen würde, aber schließlich hatte er sich doch bereit erklärt, sie außerhalb der Geschäftszeiten hereinzulassen. Es war Donnerstagabend, kurz nach sieben. Fast sechsunddreißig Stunden, nachdem ihnen Susan Jago die Videokassette ausgehändigt hatte.
    »Was ist mit dem Ton?«, fragte Thorne. »Man versteht kaum was. Die eine Stimme am Anfang, wenn sie diese Sauerei mit dem Speck machen, ist total verzerrt.«
    Holland verzog das Gesicht. »Das ist echt abscheulich …«
    »Wir schicken es zu einem Labor am Newlands Park«, sagte Brigstocke. »Nach dem, was die mit den Aufnahmen von Notfallanrufen geschafft haben, denk ich, da müsste was drin sein. Vielleicht erfahren wir, was gesprochen wird.«
    »Also was wissen wir bisher?«, fragte Thorne.
    Holland zog ein Notizbuch heraus, das er nicht wirklich brauchte. »Wir haben es mit dem ersten Golfkrieg zu tun. Chris Jago wurde von Bremerhaven in Norddeutschland aus dorthin abkommandiert. Im Oktober 1990. Vom Datum auf dem Band wissen wir, dass dieser Vorfall am 26. Februar 1991 stattfand. Was den genauen Ort angeht …«
    »Ich glaube nicht, dass das wirklich wichtig ist«, unterbrach Brigstocke.
    Thorne kratzte sich an seinem Bart, der bereits eine beachtliche Länge erreicht hatte. »Was sagt Susan Jago dazu?«
    »Sie sagt, ihr Bruder wollte nicht mitmachen«, erklärte Holland. »Sie sagt, er sei der, der am Ende brüllt.«
    »Klar sagt sie das.«
    »Unmöglich zu sagen, wer wer ist, wir werden es nie erfahren.«
    »Wie gesagt, ich glaube nicht, dass das wichtig ist«, meinte Brigstocke.
    Thorne schüttelte den Kopf. »Da hat sich keiner sonderlich angestrengt, die Sache zu stoppen. Die hängen alle mehr oder weniger mit drin.«
    »Was wir wissen, ist, dass einer von denen unser geheimnisvoller Mann in der Leichenhalle von Westminster ist.« Holland griff in seine Aktentasche und holte eine Aufnahme in schlechter Auflösung heraus. Ein Videostill, auf dem vier britische Soldaten zu sehen waren, kurz bevor einer von ihnen vortrat und sein Gewehr überprüfte und wenig später das Abschlachten begann. Holland legte das Foto auf den Tisch und klopfte mit dem Finger darauf.

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