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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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plaudern«, sagte Healey.
    Thorne beugte sich nach unten, um sein Geschirr auf das Tablett zu stellen. »Sie müssen mehr raus«, antwortete er.
    Er stellte das Tablett auf den Wagen neben der Essensausgabe und blickte sich um, da er sichergehen wollte, dass Healey noch an Ort und Stelle war. Er wollte nachsehen, ob er eine Nachricht bekommen hatte, und solange Healey noch aß, konnte er wunderbar nach oben ins Büro schleichen und sich sein Handy zurückholen.
     
    Das Aussehen spielte eine wichtige Rolle. Zumindest sah das Russell Brigstocke so. Als müsse man ein harter Kerl sein, der anderen Angst einjagt. Natürlich ging es auch darum, was man im Kopf hatte. Ob man den Willen hatte, kräftig auszuteilen, und auch entsprechend einstecken konnte. Aber sobald im Kopf alles klar war, kam das Aussehen ins Spiel. Der Schnitt des Mundes, die Art und Weise, wie die Augen das Licht absorbierten – wie sie es aufsogen und schluckten –, zählte weitaus mehr als die Körpergröße oder das Gewicht, das man in seinen Schlag legen konnte.
    Brigstocke fand, dass Jason Mackillop wie ein Bulle aussah. Er hatte kurz geschnittene Haare und ein Gesicht voller Aknenarben. In seinem blauen Anzug von Marks & Spencer stand er immer ein bisschen komisch in der Gegend herum. Als sei er dafür geschaffen, sich ständig auf etwas zu stützen: das Dach eines Zivilfahrzeugs, das Fensterbrett in einem miefigen Verhörraum, einen Tresen. Mackillop sah natürlich aus, wie ein Casting Director sich einen Bullen vorstellte. Aber da die meisten, die diesen Beruf wirklich ausübten – Brigstocke eingeschlossen, wenn er ehrlich war –, eher wie Bankbeamte aussahen, war das wohl nicht schlimm. In diesem Augenblick fand er, er könne ruhig mehr Bullen vom Schlage eines Jason Mackillop gebrauchen.
    »Gut, her mit diesen Namen …«, sagte Brigstocke.
    Die Liste der Soldaten auf dem Glorious- Foto war aufgeteilt worden, und Mackillop hatte dabei das große Los gezogen. Auf seinem Teil der Liste befand sich der Autor des ursprünglichen Artikels, und First Lieutenant Stephen Brereton war nicht nur relativ einfach ausfindig zu machen, er hatte auch problemlos die relevanten Informationen geliefert. Mackillop hatte Brigstocke bereits erklärt, dass Brereton – inzwischen Major im Corporate Communications Department des Verteidigungsministeriums – sich ziemlich gut an Chris Jago erinnerte. Er hatte von ihrer gemeinsamen Zeit in Bremerhaven erzählt, von Jagos Schwäche für deutsches Bier und deutsche Mädchen. Er hatte Mackillop von dem engen Zusammenhalt in den einzelnen Crews erzählt, von dem Wert, der von oben auf eine gewisse, wenn auch freundliche, Rivalität zwischen den Crews gelegt wurde. Brereton schien es nicht weiter zu stören, dass er ihm nicht sagen durfte, warum sich die Polizei dafür interessierte. Er meinte, er würde gerne seine alten Magazine und Tagebücher aus dem Golfkrieg durchsehen. Es dauerte keine zehn Minuten, und er rief zurück, um die Namen der anderen drei Männer durchzugeben, die Anfang 1991 zusammen mit Chris Jago die Besatzung eines Challenger-Panzers bildeten.
    »Dieser Major unten in Somerset … Poulter? Er sagte, die Besatzungen würden sich ständig ändern, selbst im Kampfeinsatz. Wie kann sich Brereton dann sicher sein, dass sich am 26. Februar 1991 genau diese Männer in dem Panzer befanden?«
    »Ist er sich ja nicht«, warf Mackillop ein. »Nicht absolut, nicht hundertprozentig, mein ich. Ich nannte ihm das exakte Datum, und er sagte, sein Gedächtnis sei nicht so gut, aber er denke, an Verletzungen oder Versetzungen in letzter Minute würde er sich wahrscheinlich erinnern. Er wolle nicht die Hand dafür ins Feuer legen, wüsste aber nicht, warum diese Besatzung hätte geändert werden sollen.«
    »Gut …« Brigstocke streckte die Hand aus, um den Zettel entgegenzunehmen.
    Mackillop las dem DCI stattdessen vor, was darauf stand: »Panzersoldat Christopher Jago, er war der Richtschütze; Lance Corporal Ryan Eales, der Ladeschütze; Panzersoldat Alec Bonser war der Fahrer, und der Panzerkommandeur war Corporal Ian Hadingham. Das war wohl die Crew.« Mit diesen Worten trat er vor und schob das Blatt über den Schreibtisch.
    Jago. Eales. Bonser. Hadingham.
    Brigstocke starrte auf die Namen der vier Männer, denen die Schlüsselrolle bei der Lösung einer Mordserie zukam.
    Vier Männer, die selbst gemordet hatten und dafür nun anscheinend mit ihrem eigenen Leben bezahlten.
    »Was wir noch nicht wissen,

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