Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Sie wirklich, dass es in dieser Situation tatsächlich auch nur eine entfernte Rolle spielt, mit wem meine Frau vor fünf Jahren geschlafen hat?«
»Das kommt drauf an«, sagte Thorne. »Fällt für Sie unter »diese Situation« auch, dass ein Mitglied des MAPPA-Ausschusses heute Morgen ermordet aufgefunden wurde?« Er sah von einem Gesicht zum anderen. Aus Tony Mullens Miene ging klar hervor, dass ihm das neu war. Dass er diese Entwicklung, trotz seiner Verbindungen, nicht fünf Minuten später erfahren hatte. »Jemand brach in Kathleen Bristows Haus ein und ermordete sie. Und niemand macht mir weis, dass das nicht dieselbe Person ist, die Ihren Sohn entführte, also …«
Maggie Mullen begann zu schluchzen.
»Ich würde gerne wissen, ob Sie die Tatsache, dass Ihre Frau in diesem Ausschuss saß, noch immer für unwichtig halten. Für irrelevant.«
Mullen stand auf, streckte seiner Frau die Arme entgegen, doch sie bewegte sich nicht. Sie saß da und weinte und sah überall hin, nur nicht zu Thorne und ihrem Mann. Schließlich ging Mullen zu ihr. Er nahm sie in die Arme und zog sie zu sich auf das Sofa, drückte ihren Kopf an seine Brust, bis sie sich losriss, um Luft zu holen.
»Ich verstehe nicht, wie Sie überhaupt in diesen Ausschuss gelangen konnten«, sagte Thorne. »War das nicht ein Interessenkonflikt, wenn es doch Ihr Mann war, der Freestone hinter Gitter gebracht hatte?«
Mullen sah zu seiner Frau. Sie war nicht in der Lage zu antworten. »Sie hat es nicht gewusst«, sagte er. »Zumindest nicht am Anfang. Wir haben nie über unsere Fälle gesprochen, und sie hatte den Namen Grant Freestone nicht mal gehört, bevor sie in diesen Ausschuss kam.«
»Also was passierte? Sie sagten: »Zumindest nicht am Anfang.««
»Sie hat meinen Namen auf Freestones Bewährungsbericht gesehen. Wo es darum ging, wie er mich bedroht hatte. Sie sprach davon aufzuhören, aber das war wirklich nicht nötig. Was in der Vergangenheit passiert war, spielte für Maggie und die anderen im Ausschuss keine Rolle, also gab es auch keinen Konflikt.«
»Natürlich nicht. Dennoch war es sicher praktisch, jemanden im Ausschuss zu haben, der für Sie ein Auge auf Freestone hatte. Jemanden, der einen beruflichen Freibrief hatte, ihm ständig über die Schulter zu schauen.«
Mullen schüttelte den Kopf. »Sie reden Mist. Meine Frau hat nur ihre Arbeit gemacht.«
»Genau. Und jede Menge Überstunden, wie’s scheint.«
Eine billige Retourkutsche, die so aufgenommen wurde, wie sie es verdiente. Mullen setzte sich auf, griff nach der Hand seiner Frau und sprach ruhig und bestimmt. Jedes Wort aufgeladen mit tiefster Verachtung für Thema wie Zuhörer.
»Maggie arbeitete nur deshalb mit diesem Mann eng zusammen, weil es für sie wichtig war, ihre Arbeit ordentlich zu machen. Sie vertraute jedem in diesem Ausschuss und hatte jeden Grund zu der Annahme, dass die anderen ihre Arbeit mit derselben Hingabe erledigten wie sie.«
Neben ihm saß steif und zitternd Maggie Mullen. Die Tränen kamen jetzt langsamer, doch noch immer verzog sie das Gesicht bei jedem Schluchzer und bei jedem Satz ihres Mannes. Als sei sie angeekelt, entsetzt über diese Frau, über die er sprach und die Sie nicht kannte.
»Männer wie er verwechseln eine enge Arbeitsbeziehung leicht mit Zuneigung. Sie suchen verzweifelt danach und machen sie zunichte, beschmutzen sie. Sie sind Blutsauger. Das war er.«
Neben ihm sprach Maggie Mullen ruhig den Namen ihres Mannes. Es klang wie eine Bitte, doch aufzuhören.
»Er klammerte«, sagte Mullen. »Er klammerte grauenvoll. Und er nutzte das Mitgefühl meiner Frau schamlos aus.«
Maggie Mullen schüttelte den Kopf. Diesmal blieb sie hart. Sie wiederholte ihren Satz und bewegte sich dazu im Rhythmus. »So war es nicht. So war es nicht.«
»Beruhig dich, Schatz …«
»Sei nicht so verdammt blöd!«, schrie sie. Sie wandte sich zu Thorne, konzentrierte sich und fuhr ruhig fort. »Er hat Luke.«
Thorne spürte ein Prickeln im Nacken, das stärker wurde …
»Wer hat Luke?«
Sie wiederholte seinen Namen. Den Namen des Mannes, mit dem sie die Affäre gehabt hatte.
Mullen griff nach ihrer anderen Hand und sah ihr in die Augen, sein Gesicht dicht an ihrem. »Tut mir leid, Schatz, ich weiß nicht …«
Sie brüllte ihm den Namen ins Gesicht, schrieb ihn ihm in Spuckefetzen über die Wangen und in die Augen.
»Er hat Luke«, sagte sie. »Er hat diese Leute, dieses Pärchen, dazu gebracht, ihn zu entführen. Als Warnung.
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