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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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stellen.
    »Sie haben gesehen, wie Luke reagiert hat«, sagte sie. »Als Lardner es ihm erzählt hat. Er liebt seinen Vater. Genau wie Juliet.«
    »Und Sie? Ich kann nicht verstehen, wie Sie …«
    »Ich hab ihn geliebt.« Sie sagte es, als sei sie sich selber nicht sicher, ob sie eine Märtyrerin oder eine Idiotin war. »Er tut mir leid, weil er am Ende ist. Er hasst sich dafür, was er getan hat …«
    »Getan hat. Vergangenheit.«
    »Vergangenheit …«
    Thorne wartete.
    »Es waren nur Fotos«, sagte sie. »Fotos von kleinen Mädchen. Vor Jahren. Mehr war da nicht.«
    Wieder fragte sich Thorne, wie in Gottes Namen sie sicher sein konnte. Aber ihm war klar, wie wenig das brachte. Diese Frage hatte sie sich bestimmt viele Male gestellt.
    Genauso wie die Frage, die sich Thorne in Bezug auf Superintendent Trevor Jesmond stellte. Warum hatte dieser nie Grant Freestone erwähnt? Thorne rang noch immer damit, ob er seine Befürchtungen denen gegenüber äußern sollte, die über das weitere Vorgehen zu entscheiden hätten. Er war sich nicht sicher, ob einfach sein Bauchgefühl hinter dieser Frage steckte oder etwas Abgründigeres …
    Maggie Mullen schob ihren Stuhl zurück. Sie war bereit zu gehen.
    »Aber Sie haben Peter Lardner doch geliebt«, sagte Thorne. »Nicht wahr?« Er hatte es gesehen, am Schluss. Als sie, in Blut getränkt, ihren früheren Liebhaber in den Armen hielt. Zum ersten Mal, seit sie in den kleinen, kalten Raum geführt wurde, wurden ihre Züge weicher. Wurde der Schmerz in ihren Augen und um ihren Mund sichtbar.
    »Ich war einmal besessen von ihm. So besessen, wie er war.«
    »Aber Sie hätten doch zusammen sein können. Das versteh ich nicht. Sie und Lardner und die Kinder …«
    Da waren sie wieder, der Kummer und die Verzweiflung. Während sie darüber nachdachte, wie sie darauf antworten sollte. »Haben Sie immer das Richtige getan?«
    Die Lüge kam ihm leicht über die Lippen. »Immer«, sagte Thorne.
    Maggie Mullen gab nicht zu erkennen, ob sie ihm glaubte oder nicht, als sie sich langsam aus dem Stuhl stemmte und an Thorne vorbei zur Tür und dem bereits wartenden Aufseher ging. Die Augen groß und der Blick starr.
    Sie hatte die gleichen Augen wie ihr Sohn …
     
    Die Augen groß und der Blick starr. Lukes Gesicht war grau unter der Baseballmütze. Thorne sah zu, wie er zu der anderen Seite des Autos geführt wurde, wie er sich bückte, um einzusteigen.
    Thorne wandte sich um und blickte Juliet Mullen direkt in die Augen. Es dauerte nur ein paar Sekunden, und ihr Gesicht war so ausdruckslos wie das ihres Bruders. Thorne sah nur eine stumme Anklage.
    Er ließ den Wagen an und schaltete die Musik ein.
    Er fragte sich, warum es in neun von zehn Fällen ein solches Scheißgefühl war, das Richtige zu tun.

Epilog
    Thorne kam durstig und mit Tränen in den Augen zu sich.
    Während er weg war, hatte er den alten Herrn eine Weile gesehen. Nicht dass er viel geredet hätte, er trieb sich nur so am Rand rum, hatte ein Auge auf die Dinge. Es kam ihm vor, als ließe sein Vater sich treiben, ein Schatten wie er. Als er wieder bei sich war, hatte Thorne das umwerfende Gefühl, mehr als nur den Schmerz hinter sich gelassen zu haben.
    Als wäre er seine beiden Phantome gleichzeitig losgeworden.
    Er richtete sich auf seinen drei Kopfkissen auf und schaute auf den Fernseher. Sich einen Bericht über einen Prozess anzusehen hatte was von Arbeit im Urlaub. Aber er konnte nicht widerstehen. In den Vereinigten Staaten erwartete einen der weltberühmtesten Promis ein Prozess, der mit einer längeren Gefängnisstrafe enden konnte. Und die letzten drei Wochen waren mit der Farce einer Geschworenensuche ausgefüllt gewesen. Ein Kandidat nach dem anderen war von der Verteidigung mit der Begründung abgelehnt worden, dass er den Angeklagten kenne und deshalb zu voreiligen Schlussfolgerungen neige. Worauf die Staatsanwaltschaft wissen wollte, wo man denn Geschworene finden könnte, die den Superstar nicht kennen und nicht wüssten, was man ihm vorwerfe.
    Noch immer schläfrig schloss Thorne die Augen und stellte sich im Kopf eine wunderbare Jury zusammen aus einem Eskimo, einem Kalahari-Buschmann, einem dieser afrikanischen Stammeshäuptlinge mit einer Untertasse in der Unterlippe …
    Annahmen.
    Jungs und Mädchen aus guten Elternhäusern und guten Schulen werden keine rassistischen Mörder. Und entführen keine Kinder, wenn sie erwachsen sind.
    Es geht um den Exbullen, wenn sein Kind gekidnappt wird.
    Kinder sind

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