Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer
erlaubt.«
»Haben Sie niemanden in diesen Gangs sitzen?«
Bannard holte tief Luft und antwortete wie ein Taxifahrer auf die Bitte, um vier Uhr morgens über die Themse nach Süden zu fahren. »Das ist nicht drin, mein Freund.« Er versprach, sich umzuhören, ob jemand aus seinem Team eine Idee hatte. Jeder hatte seine Kontakte.
Thorne bedankte sich. »Zu dem Thema neulich, unter der Brücke«, fügte er hinzu. »Es würde mich interessieren, ob die Black Dogs bereits einen neuen Chef haben.« Er dachte darüber nach, wen Marcus Brooks wohl noch alles beseitigen wollte. Die Nachricht, die im Verlauf des Tages eintrudeln würde.
Bannard zog die Luft durch die Nase. »Falls ja, weiß ich zumindest nicht, wer es ist. Früher oder später erfahre ich es schon. Es ist sicher so ein langhaariges, von oben bis unten tätowiertes Arschloch, so viel kann ich Ihnen versprechen.«
Thorne wusste, was Bannard meinte. Er verwechselte selbst bereits die drei toten Biker: ein Haufen totes weißes Fleisch und bunte Tinte.
»Deshalb wahrscheinlich auch die Spitznamen«, sagte Bannard. »Damit sie selbst wissen, wer wer ist.«
»Das macht Sinn«, sagte Thorne. Bannard hatte nur gescherzt, aber sein alter Herr hatte genau das gemacht, als die Aussetzer kamen. Die Namen waren als Erstes weggefallen und durch einfache - und meist wenig schmeichelhafte - Beschreibungen ersetzt worden. Das hatte für den Kioskbesitzer ebenso gegolten wie für Tom Thorne selbst.
»Das ist also Ihre beste Karte?«, fragte Bannard. »Die Namen, die Sie von Tindall bekommen haben?«
»Beste Karte?«
»Auf der Suche nach Brooks, mein ich.«
Abgesehen von den vertraulichen Nachrichten, die wir uns spätnachts schicken, dachte Thorne.
»Wir verfolgen noch ein paar andere Spuren«, sagte er.
Es waren mehr als ein paar.
Die sogenannten vierundzwanzig Stunden, nachdem Martin Cowans’ Leiche aus dem Kanal gehievt worden war, hatten keine auch nur annähernd interessante Spur ergeben, aber es gab dennoch genug Hinweise, denen sie im Augenblick nachgingen: die Dinge, die sie aus der Wohnung in Hammersmith mitgenommen hatten; die neueste Beschreibung von Marcus Brooks; die Informationen, die sie von Davey Tindall erhalten hatten. Zwar waren einige Beamte aus dem Team - das inzwischen auf über fünfzig Mitglieder vergrößert worden war - unterwegs, um die Leute auf Tindalls Liste zu befragen, doch die meisten arbeiteten dort, wo heutzutage der Großteil der Polizeiarbeit verrichtet wurde: am Schreibtisch, wo Telefon, Fax und Computer in Reichweite waren.
Mausarm und Rückenschmerzen, das waren mittlerweile die häufigsten Beschwerden bei der Met. Nicht einmal Streifenbeamte - häufig mit den Kontaktbereichsbeamten unterwegs - hatten Probleme mit den Füßen. Auch wenn Thorne der Meinung war, er würde die Schuhe etwas mehr abnutzen als die meisten; zumindest die meisten Detective Inspectors.
»Klar, aber das kommt nicht vom fleißigen Ermitteln, sondern vom Davonlaufen.« Holland oder Hendricks … einer der beiden hatte ihn damit aufgezogen.
Nachdem Thorne wieder aufgelegt hatte, immer noch ohne klare Vorstellung, warum Bannard eigentlich angerufen hatte, ging er zu Holland.
»Wann lerne ich es endlich, meine große Klappe zu halten?«, sagte der DS. Bei der Besprechung am Donnerstag hatte er vorgeschlagen nachzuforschen, wo Brooks sein Auto gekauft hatte. Abgesehen von dem gemeinsamen Ausflug mit Thorne nach Soho hatte er den Großteil der Zeit damit verbracht, diesen Vorschlag zu bereuen.
Er schob einen Stapel Unterlagen über den Schreibtisch, Richtung Thorne. »Gebrauchtwagenhändler aus Acton, Brentford, Chiswick und Shepherd’s Bush. Hunderte davon. Und dabei sind die Schwarzhändler noch nicht mitgerechnet.« Er griff nach einem Post-it-Zettel, auf dem er sich Notizen gemacht hatte. »Bin auf ein paar ordentliche BMWs aus zweiter Hand gestoßen, die Sie interessieren könnten. Falls Sie das Kotzomobil doch mal abstoßen wollen.«
»Ich hör Ihnen gar nicht zu«, sagte Thorne.
Holland schob seinen Stuhl zurück und deutete auf den Stapel alter Zeitungen und Autozeitschriften. »Das hat auch echt Spaß gemacht. Jedes einzelne niedere Subjekt anzurufen, das in den letzten Tagen einen dunklen Mondeo verscherbelt haben könnte. Sie sollten hören, wie die Luft holen, wenn ich ihnen sage, von wo aus ich sie anrufe. Als hätten sie Angst, jemand hätte dran glauben müssen, weil sie so einem armen Teufel eine Todesfalle angedreht haben
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