Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
winkte ihn herein. »Keine Details«, sagte er. »Ich hab nur was von Benachrichtigungen wegen Dienstvorschrift neun gehört.«
    »Mehreren?«, fragte Thorne.
    Karim nickte langsam.
    Eine Benachrichtigung wegen Dienstvorschrift neun war das erste Anschreiben, das ein Beamter erhielt, gegen den ermittelt wurde. Es listete die Details der Beschuldigung auf und informierte den Betroffenen über die Ermittlung gegen ihn und über seine Rechte. Wenn man eine Dienstvorschrift neun erhielt, dann wusste man, dass man eine Ermittlung am Hals hatte, so trivial der Anlass auch sein mochte.
    Der erste Hinweis auf die Scheiße, in der sie steckten.
    »Wer noch?«, fragte Kitson.
    Karim sah zu Thorne. »Normalerweise er, keine Ahnung, wer sonst …«
    Thorne zuckte leicht zusammen, als das Handy in seiner Jacke läutete. Er griff danach und überließ Kitson und Karim ihrem Gespräch.
    Das Nachrichtendisplay war leer, wie üblich.
    Er scrollte nach unten, um zu sehen, was angehängt war. Es dauerte nicht lange, und er merkte, dass Kitson und Karim aufgehört hatten zu sprechen und ihm wie erstarrt zusahen, als er auf das Display starrte. Sobald der Film zu Ende war, blickte er auf und beantwortete ihre unausgesprochene Frage mit einem kleinen Nicken, bevor er von seinem Schreibtisch aufstand.
    Und zur Tür hinauslief …
    Die Kantine befand sich auf demselben Gang, auf der anderen Seite der Büros. Thorne roch es bereits nach dreißig Sekunden, und eine Minute später stürzte er auf Russell Brigstockes Tisch zu.
    Zunächst wirkte Brigstocke nicht gerade erfreut, als er ihn sah, doch ein Blick auf das Handy in Thornes Hand reichte, und er wusste Bescheid.
    »Fuck …«
    Thorne setzte sich neben ihn und schob ihm das Handy zu. »Der lebt noch«, sagte er. »Zumindest als die Aufnahme entstand.«
    Brigstocke hielt den Atem an, als er sich den Fünfzehn-Sekunden-Clip ansah, und sagte, als er zu Ende war: »Spielen Sie ihn noch mal ab.« Nachdem er ihn zum zweiten Mal gesehen hatte, meinte er: »Noch einer, den wir nicht nach Newlands Park schicken müssen.«
    Thorne dachte eine Sekunde nach. »Das sehe ich anders.«
    »Den kenn ich«, sagte Brigstocke. »Ich hab mit ihm zusammengearbeitet.« Dabei griff er mit einer Hand nach seiner Teetasse und schob mit der anderen das Handy über den Tisch. Plötzlich wirkte er erschöpft und müde. »Das ist ein Bulle.«

Zehntes Kapitel
    Detective Inspector Paul Skinner starrte auf das Display und kaute an seiner Oberlippe, als er sich betrachtete: wie er langsam die Straße hinunterlief; kurz stehen blieb, um in ein Schaufenster zu schauen; sich einmal umdrehte und direkt in die Kamera blickte. Als der kurze Videoclip zu Ende und nur noch das verschwommene Standbild von ihm selbst zu sehen war.
    »Schon seltsam, das.«
    Skinner, Thorne und Holland standen in der großen, kaum beleuchteten Küche einer viktorianischen Doppelhaushälfte in Stoke Newington. Eine lebendige Gegend: Vor der Haustür lag der Clissold Park; am Wochenende gab es den Markt in der Church Street. Dieses Viertel im Norden Londons, das früher bei den politisch Radikalen beliebt war, hatte sich dieses Multikulti-Feeling, diesen Touch von Boheme bewahrt, zumindest im Dorf - locker und friedlich. Aber Skinners Haus war nur ein paar Straßen entfernt von der Stelle, wo Reggie Kray 1967 Jack »The Hat« McVitie erstochen hatte. Und nicht allzu weit entfernt von der Stelle, wo fast vierzig Jahre später jemand dasselbe mit Deniz Sedat gemacht hatte.
    Skinners Frau steckte den Kopf durch den Türspalt und fragte zum wiederholten Mal, ob Thorne oder Holland etwas trinken mochte. Skinner verneinte an ihrer Stelle und setzte sich wieder an den orangeroten Holztisch.
    Er deutete auf Thornes Handy. »Das war gestern.«
    »Wann?«, fragte Thorne.
    »Ich bin raus, um mir ein Sandwich zu kaufen, wie immer. Halb eins, Viertel vor eins, um den Dreh.« Er deutete erneut auf das Handy. »Das ist keine fünfzig Meter von meinem Revier weg …«
    Skinner war in der Wache an der Albany Street in Camden stationiert, in der Einheit für den Schutz der Öffentlichkeit. Ein netter, ruhiger Posten, die Art von Job, für den die meisten Bullen einen Mord begehen würden, wenn sie dreißig Dienstjahre auf dem Buckel hatten. Nachsehen, ob die Sexualstraftäter noch da waren, wo sie sein sollten - recht viel stressiger wurde es nicht. Meetings und Besprechungen, Tee und Kekse zum Abwinken und nichts, was die Wochenendplanung ernstlich in Gefahr brachte.

Weitere Kostenlose Bücher