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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Nigga!
    Thorne regte sich auf - dabei konnte er nicht sagen, ob er sich aufregte, obwohl oder weil es absurd war, eine Cartoonfigur rassistisch zu beleidigen. Egal, diesem Number1Razr würde er die Hosen ausziehen, und wenn es die ganze Nacht dauerte.
    In den nächsten drei Spielen passten sie beide früh. Dann, als sich ein ordentliches Sümmchen im Pot befand und noch zwei Karten ausstanden, hatte Thorne eine Acht und eine Neun, und die Zehn und der Bube lagen auf dem Tisch. Wahrscheinlich hätte er es langsam angehen sollen, aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, eine große Summe zu setzen und diese mit einem Kommentar zu garnieren: Mach schon, du rassistisches Schwein …
    Number1Razr schnappte nach dem Köder und setzte alles. Thorne zog sofort gleich. Die Karten wurden aufgedeckt, und mit einem Ass und einem König als Hole Cards hatte sein Gegner die höhere Straße, und da die letzten zwei Karten keine Hilfe waren, verabschiedete er sich mit dem dritten Platz aus dem Turnier.
    Später, als er sich schlafen legte, dämmerte ihm, dass er sich dumm verhalten hatte. Schließlich wusste er sehr wohl, dass die Spieler einander absichtlich auf die Palme brachten, in der Hoffnung, der andere würde leichtsinnig und alles auf eine Karte setzen, wie es so schön hieß.
    Fünfzig Dollar Verlust an einem Abend. Eine teure Lektion, aber das war Thorne egal. Er hatte jede Minute davon genossen, und noch jetzt, eine Stunde später, war er ganz high und hellwach.
    Ihm machte das Spiel selbst bereits Spaß, aber wenn man dabei noch ein Gegenüber hatte, das man vernichten wollte, das war nicht zu schlagen.
    Baby, keine Ahnung, wie weit ich heute Nacht gelaufen bin, und wahrscheinlich ist das auch egal. Aber ich schwöre, ich habe keine Ahnung, wie ich einen Fuß vor den anderen setze, weil mein Kopf sich anfühlt, als wär er vollgestopft mit schmutziger Watte. Ich weiß, ich hab gesagt, dass ich es gerne mache und dass es besser ist, als in der Wohnung dahinzudämmern, aber heute Nacht hab ich nur an Schlaf gedacht. Wie sehr ich mich danach sehne und wie sehr ich mich davor fürchte. Weil ich weiß, dass ich, falls ich einschlafe, in ein paar Stunden wieder aufwache und mich wie Scheiße fühle.
    Vielleicht liegt es an den Träumen, an die ich mich nicht erinnere. Noch schlimmere Träume als die normalen, mein ich. Die so jenseits sind, dass mich ein Überlebensinstinkt oder was weiß ich herausreißt und ich aufwache, bevor es wirklich schlimm wird. Allerdings hab ich keine Ahnung, was das sein könnte. Die Träume, an die ich mich erinnern kann, sind beschissen genug. Es geht um dich und Robbie, um das, was passiert ist. Oder schlimmer, wenn es nicht passiert ist und alles in Ordnung ist, genauso, wie es einmal war. Aber dann fällt es mir ein, im Traum, mein ich. Und wenn ich dann aufwache, ist es wieder so, als ob ich es gerade erfahren hätte, verstehst du? Als wäre ich wieder in Long Lartin, und diese Bullen erzählen mir alles, und jedes einzelne Wort trifft mich wie eine Keule.
    Womit wir beim Thema wären …
    Einer von ihnen ist tot. Einer von denen von früher, mein ich, wegen denen ich eingebuchtet worden bin. Aber da laufen inzwischen andere Sachen, andere Leute mischen plötzlich mit. Es passieren Dinge, die nichts mit mir zu tun haben, und ich hab das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Aber mach dir keine Sorgen, diese Details sind nicht wichtig! Der Kleinkram war dir ohnehin nie wichtig, außer bei Handtaschen oder Schuhen!
    Ich denke nicht daran, jetzt aufzuhören. Das wollte ich dir sagen. Egal, wie chaotisch oder seltsam sich das entwickelt, ich zieh es durch. Und, ja, ich hab die Regale nicht vergessen, die ich nie aufgebaut habe, und das Badezimmer, das über ein Jahr lang nur zur Hälfte gefliest war. Mir ist also absolut klar, dass du mich auslachst, wenn ich davon rede, etwas durchziehen zu wollen.
    Ist gut. Macht mir nichts. Solange ich dich lachen sehe …
    Okay, es ist Zeit, wieder zu probieren, ob ich schlafen kann. Ich schau mal die Schlaftabletten durch, ob welche dabei sind, die ich noch nicht versucht habe. Vielleicht sollte ich mir einen Cocktail mixen.
    Drück den Jungen von mir. Und sei du auch gedrückt und mehr, Baby.
    Marcus XX

Zwölftes Kapitel
    Camden Market war eine der größten Touristenattraktionen Londons. Laut einigen Quellen hatte es den größten Einzelhandelsumsatz im Land und bis zu hunderttausend Besucher am Wochenende. Als er sich von der U-Bahn-Station

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