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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sechs das Becke House verließ, wartete Nunn auf ihn. Er trug wieder seinen Gestapo-Mantel.
    »U-Bahn oder Auto?«, fragte Nunn.
    »Ich fahre mit der U-Bahn.«
    Nunn schloss sich ihm an. »Das passt. Ich kann die Northern Line runter zum Embankment nehmen. Und von dort direkt weiter nach Putney.«
    »Sie fahren zurück zur Arbeit?«
    »Nein, aber ich wohne gleich um die Ecke vom Büro. Das ist ziemlich praktisch.«
    »Ist trotzdem eine Drei-Stunden-Rundreise«, meinte Thorne. »Daraus schließe ich, es geht Ihnen um mehr als ein kleines Schwätzchen. Schon als Sie anriefen, war da was im Busch.«
    Mit weit ausholenden Schritten liefen sie durch den Nieselregen die Aerodrome Road hinauf und nach links zur U-Bahn-Station, am Colindale Park und der British Newspaper Library vorbei. In dieser war Thorne schon ein paarmal gewesen und hatte auf der Suche nach einer Info über archivierten Ausgaben und Mikrofiche-Dateien gebrütet. Es hatte immer um einiges länger gedauert, als er gedacht hatte. Er hatte sich in den Geschichten und Bildern verloren, auch wenn sie nichts mit seinem aktuellen Fall zu tun hatten. Er hatte das trockene Rascheln des vergilbten Papiers genossen und die Berichte, als die Spurs noch ein Team hatten und die Promis berühmt dafür waren, was sie taten .
    »Ich wollte nur noch einmal betonen, alles, worüber wir neulich gesprochen haben, bleibt streng vertraulich«, sagte Nunn.
    »Also, schießen Sie los.«
    Nunn lächelte, aber nur mit den Lippen.
    »Schon etwas merkwürdig«, meinte Thorne, »dass Sie so hart sind. Ich meine, Skinner ist schließlich tot.«
    »Es hat sich nichts geändert.«
    »Erzählen Sie das mal Mrs Skinner.«
    »Deshalb hat sich arbeitstechnisch nichts geändert, will ich sagen.«
    »Was du tust, das tu ganz, richtig?«
    »Es bleiben Details, wie zum Beispiel, ob Mrs Skinner die Polizistenpension ihres Mannes bekommt, falls sich herausstellen sollte, dass es ausreichend Beweise für eine Anklage gegen ihn gegeben hätte.«
    Darüber musste Thorne beinahe lachen. Zum ersten Mal seit ein, zwei Tagen. »Darum geht’s also?«
    »Das ist nur ein Punkt. Diese Dinge müssen ihren Weg gehen.«
    »Schauen Sie, ich weiß, ihr Typen steht auf diese Räubergeschichten«, sagte Thorne. »Aber die Tatsache, dass Skinner nicht gerade ein Saubermann war, hat wahrscheinlich einiges damit zu tun, dass er jetzt tot ist. Und nicht nur er. Das bedeutet, dass wir das nicht geheim halten können. Ich habe bereits mit meinen DCI darüber gesprochen. Das ist ein wichtiger Aspekt unseres Falls.«
    Nunn sah auf zur Anzeige und dachte darüber nach. »Solange Sie sich wirklich bemühen, uns nicht in die Quere zu kommen.«
    Sie mussten nicht lange auf einen Zug Richtung Süden warten, wofür Thorne dankbar war. Auf dem Bahnsteig war nicht viel mehr als Small Talk möglich, und davon hatte er gerade genug. Der Zug war mehr oder weniger leer, sie hatten einen ganzen Wagen für sich. Sobald die Türen zugingen und die U-Bahn losfuhr, war es überraschend warm, und Nunn stand auf, um seinen Mantel auszuziehen und über seine Knie zu legen.
    »Stimmt das wirklich?«, fragte Thorne. »Dass sich nichts geändert hat?« Er wollte unbedingt wissen, was Nunn damit gemeint hatte. War die Ermittlung aus den banalen Gründen noch nicht geschlossen, die Nunn erwähnt hatte, oder steckte da etwas anderes dahinter? Liefen bereits gegen einen zweiten Beamten Ermittlungen?
    »Nichts Handfestes«, sagte Nunn.
    »Danke für die ausführliche Erklärung.« Thorne fragte sich, ob man bei der DPS-Ausbildung Kurse durchlief, wie man in freundlichem Ton nichts sagte. Ob sie dabei gemeinsam mit Politikern und bestimmten Frauen aus seinem Leben die Schulbank drückten? »Ist das gut für Sie oder schlecht?«, fragte er.
    »Was?«
    »Dass Skinner umgebracht wurde.«
    »Einen Augenblick mal …«
    »Ich meine es ernst. Wir wissen beide, Skinner war so korrupt, wie’s nur geht, auch wenn niemand das laut gesagt hat. Also wie haben’s die Herrschaften oben aufgenommen, dass er kaltgemacht wurde? Sind sie froh, einen korrupten Beamten loszuwerden, ohne sich selbst groß anstrengen zu müssen? Erspart ihnen eine Menge Peinlichkeiten, könnte ich mir vorstellen.«
    » Peinlich ist das niemandem.«
    »Und was ist mit Ihnen? Nun können Sie ihn nicht mehr drankriegen. Fühlen Sie sich nicht ein klein wenig … betrogen?«
    »Mehr als nur ein klein wenig«, sagte Nunn und genoss es, Thorne mit seiner Antwort vor den Kopf zu stoßen. »Das

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