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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Feigheit denn Mitgefühl dahintersteckte. Dass eine Unterlassungslüge auf lange Sicht gesehen meist schlimmer war als die brutale Wahrheit.
    Dennoch wollte er es ihr nicht sagen. Sofern es sich vermeiden ließ …
    Als Thorne zurück ins Wohnzimmer ging, machten sie es sich gemütlich. Sie setzten sich vor dem Sofa auf den Boden und teilten sich das letzte Papadom. Dabei sahen sie sich Yvonne Kitsons Auftritt in Crimewatch an.
    In der Studiorunde am Ende der Sendung wandte Kitson sich noch einmal an die Zuschauer und bat um Hinweise zum Mord an Deniz Sedat. Sie trug einen klug gewählten anthrazitfarbenen Hosenanzug und erklärte, der Mord sei »ein Schock für die ganze Gemeinde« und sie bitte jeden, der sachdienliche Hinweise habe, sich bei der Polizei zu melden. Natürlich würden sämtliche Anrufe vertraulich behandelt. Sie beendete ihren Aufruf mit einer direkten Aufforderung an die junge Frau, die sich bereits telefonisch gemeldet habe und anscheinend über etwas reden wollte, sich noch einmal zu melden.
    »Nach meiner Kenntnis dieses reizenden Teils von Nordlondon zu urteilen«, meinte Louise später, »braucht es mehr als einen erstochenen Gangster, um die Leute zu schocken.«
    Thorne grinste. »Das dürfen wir aber nicht laut sagen.«
    In Anbetracht der Millionen, die Jahr für Jahr ausgegeben wurden, um das Image der Stadt zu verbessern, wäre es unklug, die Gegenden ins Rampenlicht zu rücken, in denen die Polizeiarbeit eher an einen Kriegseinsatz erinnerte. Bis zu den Olympischen Spielen war es noch ein paar Jahre hin, und schon wurden die ersten Witze gerissen. Wie gut Großbritannien diesmal im Schießen abschneiden würde und was wohl aus den Marathonläufern würde, die sich in Hackney und Tottenham verirrten.
    Louise zappte wieder durch die Kanäle. »Sie kam gut rüber, fand ich«, sagte sie.
    Thorne zuckte die Schultern, als hätte er sich darüber keine Gedanken gemacht.
    In den paar Wochen, in denen sie zusammenarbeiteten, waren Louise und Yvonne ganz gut miteinander ausgekommen. Doch seither, so kam es Thorne vor, litt ihr Verhältnis zusehends. Gerade eben hatte er es in Louises Stimme gehört, als sie Yvonne anscheinend ein Kompliment machte. Er hatte sie ein Mal darauf angesprochen und gefragt, ob sie etwa eifersüchtig sei. Woraufhin sie ihm fast den Kopf abriss und ihm erklärte, er solle sich bloß nicht zu viel einbilden. Er war sich nicht ganz sicher gewesen, was sie damit gemeint hatte. Bildete er sich ihrer Meinung nach etwas ein, weil er glaubte, Kitson sei interessiert? Oder weil er glaubte, das mache Louise etwas aus? Er wollte sein Glück lieber nicht überstrapazieren, indem er sie danach fragte.
    »Läuft sonst noch was?«, fragte Louise. Thorne beugte sich über sie und schnappte sich die Time Out von dem niedrigen Tisch neben dem Fenster. »Was das Aufbleiben lohnt?«
    Thorne blätterte die Fernsehseiten durch. Auf ITV gab es nach den Nachrichten die Highlights aus der Champions League. Und auf Channel Four lief Die üblichen Verdächtigen . Das ließ er sich normalerweise nie entgehen. Auf mindestens drei Kanälen gab es außerdem Poker.
    »Absolut nichts.«
     
    Es gab kaum Licht. Er konnte kaum die Gesichter sehen, die zehn Meter entfernt waren. Und er wagte es nicht, sich zu bewegen, um kein Geräusch zu machen. Damit würde er keinen Oscar gewinnen.
    Dabei hatte er ohnehin nur fünfzehn Sekunden. Aber er tat sein Bestes, um den Clip so interessant wie möglich zu machen: Er begann mit dem Kanal und schwenkte hinüber, bis er den Typen in der Bildmitte hatte; bis er sie beide hatte. Das nannte man »die Einstellung entwickeln«.
    Er ließ das Handy sinken und sah zu der knienden Frau. Blickte auf seine großen Hände auf ihrem Kopf. Lauschte auf das Stöhnen und Saugen.
    Da gab es einiges zu entwickeln …
    Er und Angie hatten nicht so auf Filme gestanden, waren höchstens ein-, zweimal im Kino gewesen, bevor Robbie zur Welt kam. Aber in den Jahren im Knast hatte er eine Menge Filme gesehen und Geschmack daran gefunden. Einmal die Woche auf der großen Leinwand und dann noch die DVDs aus der Gefängnisbibliothek. Klar, so was war nicht dabei. Das hätten sie nicht erlaubt. Aber nackte Titten, auf die man sich freuen konnte, hatte es hier und da schon mal gegeben. Jede Menge Gefängnisfilme, logisch. Allein schon um sie auf die Palme zu bringen. Zwei wahnsinnig starke Typen , Flucht von Alcatraz, die hatte er alle öfter als einmal gesehen. Die Verurteilten , wo die

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