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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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vier Uhr sechsundfünfzig ein. Sie klangen sehr ruhig.«
    »Wirklich? Wahrscheinlich stand ich unter Schock.« Walker schüttelte den Kopf und atmete zehn Sekunden laut durch, bevor er sagte: »An den Anruf kann ich mich gar nicht mehr erinnern.«
    »Und die Zeit danach?«, fragte Thorne. »Erinnern Sie sich daran, wie Sie auf die Straße hinausliefen? An die Tür nebenan klopften und brüllten, überall sei Blut?«
    Wieder Kopfschütteln. »Verschwommen.« Walkers Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ich kann mich nicht mehr
genau daran erinnern, was ich sagte …, was ich schrie. Ich weiß nur noch, dass ich hinterher ganz heiser war und keine Ahnung hatte, warum. Ich kniete neben Emily und wartete, dass jemand kommt. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor.« Tränen traten ihm in die Augen, was Walker aber nicht zu stören schien. Er senkte nur den Kopf und wischte sie mit dem Handrücken weg. »Ich wollte sie anfassen«, fuhr er fort. »Ich weiß, dass ich das nicht durfte, weil es die Beweislage oder so durcheinanderbringt. Ich glaube, ich hab einfach zu viel von diesen Fernsehsendungen gesehen. Aber ich wollte sie einfach nur für ein paar Minuten halten. In diese Tüte greifen und sie streicheln.«
    Holland fixierte Thorne, bis das Nicken kam. »Hätten Sie gern ein paar Minuten Pause, Mr Walker?« Er schob seinen Stuhl zurück und brummte was von wegen, er wolle Taschentücher holen.
    »Eigentlich hätten wir’s«, sagte Thorne.
    Walker nickte. Die Dankbarkeit war ihm an den Augen abzulesen, bevor er sie schloss.
    Kaum hatte Holland das Band ausgeschaltet, sprang Thorne hoch und war auf dem Weg zu Tür. »Okay, dann organisieren wir Ihnen mal ein Taxi.«
    Walker erhob sich langsam aus dem Stuhl. »Am schwersten war es, es Emilys Vater zu sagen. Ich meine, nach dem, was Emilys Mutter passiert ist.« Er wandte sich zu Thorne. »Wie viel Pech kann eine Familie eigentlich haben?«
    »Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht folgen«, sagte Thorne.
    Walker wirkte verwirrt. Er sah zu Holland, der den Kopf schüttelte, um zu zeigen, dass er ebenso im Dunklen tappte.
    »Ach, ich hab gedacht, Sie wüssten das«, sagte Walker. »Die Mutter meiner Frau wurde auch ermordet, vor fünfzehn Jahren. Emily hieß mit Mädchennamen Sharpe.«

    Thorne konnte sich nur wiederholen. Emily Walkers Name war natürlich in der Datenbank CRIMINT auf etwaige Einträge abgeglichen worden, doch es gab keine kriminelle Vorgeschichte. Eine Tragödie in der Familiengeschichte würde dort auch nicht auftauchen, so etwas wurde als nicht relevant erachtet.
    Walker sah noch immer zwischen Thorne und Holland hin und her, als erwarte er, dieser Name würde ihnen etwas sagen. Er griff nach seiner Jacke und sagte seinen Satz, der, wie er aus Erfahrung wusste, jedes Gespräch beendete.
    »Sie war ein Opfer von Raymond Garvey.«
     
    Sie sahen Walkers Taxi nach und gingen in die andere Richtung davon, zurück zum Peel Centre. Es war noch nicht ganz zehn Uhr. Ein milder Vormittag, aber ein leichter Nieselregen lag in der Luft.
    »Ich hab angerufen, bevor er kam«, sagte Holland. »Er war um zwei Uhr wieder in der Schule. Ging nicht vor Viertel vor fünf. Wenn Sie wollen, kann ich noch mal mit Hendricks reden und gegenchecken, ob er sich bei den Zeitangaben sicher ist.«
    »Schenken Sie sich das«, sagte Thorne.
    Sie gingen schneller, um nicht zu nass zu werden.
    »Ich hab mir das durch den Kopf gehen lassen, dass er nach dem Mittagessen zurück in die Schule gegangen ist«, sagte Holland. »Hatte plötzlich das Bild von dem Mörder vor mir, der ihn gesehen hat, und sofort losmarschierte und klingelte. Emily öffnet die Tür, weil sie glaubt, ihr Göttergatte hätte was vergessen.«
    Thorne schüttelte den Kopf. »Die Zeiten passen nicht zueinander.«
    »Hatte einfach dieses Bild im Kopf, Sie wissen schon.«

    Sie liefen weiter, bogen an der Aerodrome Road rechts ab und fielen nach ein paar Schritten in Gleichschritt.
    »Wahrscheinlich hatten Sie gestern Abend recht«, sagte Thorne. »Es war jemand, den sie kannte. Nicht unbedingt gut kannte … Das muss nicht sein. Vielleicht arbeitet er in einem Laden in der Gegend, erledigt die Gartenarbeiten beim Nachbarn, so etwas in der Richtung.«
    »Ein bekanntes Gesicht.«
    »Das reicht. Sie haben gehört, was Walker gesagt hat. Wenn es ein anderer Tag gewesen wäre. Klingt ganz so, als hätte der Mörder, wer immer es ist, Emily beobachtet. Und zwar eine Weile. Er kannte ihre Gewohnheiten, wusste, wann der Zeitpunkt

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