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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sich, so gut er konnte, kam aber nicht aus der Ecke heraus.
    Vor ein paar Wochen hatte sie gesagt: »Wird jetzt wahrscheinlich noch schlimmer, wenn du selber Vater wirst!«
    »Greg kommt normalerweise nicht oft hierher.« Die junge Frau, die das sagte, hatte sehr kurz geschnittene blonde Haare und einen Ring in der Unterlippe, auf den Phil Hendricks stolz gewesen wäre. »Ich glaub nicht, dass ich ihn im letzten Trimester überhaupt hier gesehen habe.«
    »Ich hab ihn ein Mal gesehen.« Ein aufgeschossener, schmaler Junge mit Stoppelbart. »Er wirkte nicht so, als ob es ihm Spaß macht.«
    Nicken und zustimmendes Murmeln in der Runde. Es waren sieben, die im Hauptraum der Rocket Bar in einer Ecke zusammensaßen: vier Mädchen und drei Jungs. Ein paar starrten in ihre Kaffeebecher, und drei teilten sich eine große Flasche Wasser. Es stank nach Bier, und der teppichfreie Fußboden vor dem Tresen war klebrig.
    »Greg blieb lieber zu Hause und lernte«, sagte Holland. »War es das?«

    Der schmale Junge zuckte die Achseln. »Ja, er lernte ziemlich viel. Aber er war kein verrückter Streber oder so. Ich glaub einfach, er hasste die Musik hier.«
    »Er mochte Jazz«, sagte das blonde Mädchen. »Seltsames skandinavischen Zeug. Wir haben ihn ziemlich verarscht, weil es scheiße klang.«
    Thorne versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. Anscheinend hatten er und Greg Macken etwas gemeinsam: einen Musikgeschmack, den andere nicht teilten. »Und warum war er am Samstag hier?«
    »Und am Samstag zuvor«, sagte der Junge. »In diesem Trimester war er schon ein paarmal hier.«
    »Was hat sich geändert?«
    Nach ein paar Sekunden verlegenen Schweigens, Füßescharrens und Kaffeetrinkens ergriff schließlich ein übergewichtiges pakistanisches Mädchen mit einer lila Haarsträhne das Wort. Sie griff nach der Wasserflasche und lächelte traurig. »Er fuhr total auf diesen Typen ab«, sagte sie.
    »Den Mann, mit dem ihn einige von euch sahen?«
    Nicken in der Runde.
    Thorne konnte das Zögern gut nachvollziehen. Es war merkwürdig, aber das, worüber man normalerweise gerne tratschte, ließ sich nur schwer ansprechen, wenn der Betreffende ermordet worden war. »Sie sahen ihn mit demselben Typen schon früher hier?«, fragte er.
    Das pakistanische Mädchen bejahte die Frage. »Ich glaube, die ersten Male kam er hierher, um ein Auge auf seine Schwester zu haben, wissen Sie? Dann sah er diesen Typen, er fuhr auf ihn ab und kam immer wieder.«
    »Haben Sie die beiden schon früher miteinander reden sehen?«
    »Nein, erst am Samstag.«

    »Was genau passierte am Samstag?«
    »Ich glaube, Greg brauchte einfach so lange, um sich ein Herz zu fassen.«
    »Er war nicht gerade … selbstsicher.« Das Mädchen mit dem Lippenring fing an zu schluchzen. Der Junge mit dem Bart rückte seinen Stuhl näher zu ihr und legte ihr den Arm um die Schultern. »Musste sich wahrscheinlich erst Mut antrinken.«
    Thorne nickte. Schwul oder hetero, achtzehn oder achtzig, er wusste, wie das lief. So schüchtern und zurückhaltend Greg Macken bis Samstagabend war, das Selbstvertrauen seines Mörders überraschte Thorne dann doch. Geduldig sein Opfer auszuspionieren und dann darauf zu warten, dass das Opfer den ersten Zug macht.
    »Glauben Sie, Greg war betrunken?«, fragte Holland. »Als er ging?«
    Die Pakistanerin schüttelte den Kopf. »Er hat sich vielleicht etwas Mut angetrunken, das schon, aber mehr nicht. Eine halbe Stunde bevor ich ihn nicht mehr sah hab ich mit ihm gesprochen. Da wirkte er ganz normal.« Sie ließ den Kopf sinken. »Er war … aufgeregt.«
    Nach der Autopsie würden sie wissen, wie viel Greg Macken an dem Abend getrunken hatte, an dem er starb. Auch der toxikologische Befund interessierte Thorne. Es gab die Hypothese, dass der Mörder Macken etwas in den Drink getan hatte - Rohypnol oder K.-o.-Tropfen -, obwohl Thorne sich fragte, warum der Mörder es dann für nötig befunden hätte, Macken den Kopf einzuschlagen.
    »Hat jemand die beiden zusammen gehen sehen?«
    Das blonde Mädchen meinte, sie könne es nicht beschwören. »Aber Greg war nicht mehr da und der Typ auch nicht, mit dem er geredet hat, wissen Sie.«

    »Ich hab sie an der Tür gesehen«, sagte der dünne Junge. »Als ich wieder hinsah, waren sie weg. Daher dachte ich …«
    Thorne hob die Hand als Zeichen, dass das nicht so wichtig war. Wenn die Aufnahmen von der Videoüberwachung etwas brachten, spielte es überhaupt keine Rolle. »Erzählen Sie mehr über diesen

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