Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
wieder so, als sei seine Beziehung zu Paul so eng gewesen wie ihre.
    »Letztlich bleibt uns nichts anderes übrig, oder?« Er trug die Tassen zum Tisch und fragte sie, ob sie Kuchen wolle. Die Frau, die für ihn koche, backe phantastisch.
    Helen hatte bereits gegessen und sich schon zweimal übergeben.
    »Sie haben sich gestern gut gehalten«, sagte er. »Sie wirkten stark, wenn ich das sagen darf. Stärker als die meisten von uns. Da wurde schon die eine oder andere Träne verdrückt, lassen Sie sich das gesagt sein.«
    Helen nippte am Tee und verbrühte sich dabei fast. Sie fand den Schmerz angenehm. Sie wollte nicht über die Beerdigung plaudern, sie wollte eigentlich überhaupt nicht plaudern, sondern direkt zum Thema kommen. »Haben Sie von diesen Schießereien in Lewisham gehört?«
    Er nickte und legte die Hände um die Tasse. »Lässt sich nicht vermeiden, sind ständig in den Nachrichten.«
    »Vier Morde in knapp zwei Wochen«, sagte sie.
    »In zwölf Tagen.«
    »Das glaub ich Ihnen aufs Wort.«
    »Etwas muss getan werden«, sagte Linnell. »Nicht nur von Ihren Leuten. Von denen weiter oben … damit das ein Ende
hat.« Er schüttelte den Kopf. »Ich will nicht herzlos klingen, aber mich macht das krank, verstehen Sie, was ich meine? Da wird jemand wie Paul beerdigt, und da draußen laufen Leute herum und tun so, als ob ein Menschenleben nichts wert wäre. Das ist zum Haareraufen …«
    Er schien es ernst zu meinen. Vielleicht war das Menschen wie Frank Linnell möglich, dachte sie, vielleicht konnten sie zwischen ihren eigenen Taten und den Taten anderer einen Trennstrich ziehen. Oder vielleicht ging er solche Situationen von klein auf frontal an.
    »Es waren die Jungs in dem Wagen«, sagte sie. »Die erschossen wurden. Sie saßen in dem Cavalier, als Paul starb.«
    Linnell strengte sich nicht zu sehr an, geschockt zu wirken. »Als Jungs kann man die schwerlich bezeichnen.«
    »Der Jüngste war vierzehn Jahre alt.«
    Er zuckte die Schultern. »Meinen Sie nicht, man gibt jeden Anspruch auf Mitgefühl auf, wenn man seinen Lebensunterhalt so verdient? Wenn man mit Waffen rumläuft?«
    »Finden Sie das?«
    »Hören Sie, Sie verstehen sicher, dass mir deshalb nicht das Herz bricht. Sie sollten das zumindest verstehen.«
    »Sollte ich das?«
    »Waren Sie denn nicht ein kleines bisschen froh, als Sie dahinterkamen?«
    Helen wich seinem Blick aus und sah hinüber zur Kommode in der Ecke. Darauf standen ein Dutzend oder mehr Fotos in bunten Rahmen: ein Schwarz-Weiß-Schnappschuss einer alten Frau mit einem Baby; ein Foto neueren Datums einer anderen Frau mit einem jungen Mädchen; Linnell selbst mit mehreren Männern in Anzügen. Und mehrere Fotos einer jungen Frau. Sie war ungewöhnlich schön, mit langen braunen Haaren, riesigen Augen und einem Lächeln, als sei sie sich ihrer Schönheit nicht wirklich bewusst. Helen wusste
nur sehr wenig über Linnells Privatleben und fragte sich, ob das wohl seine Tochter war.
    Linnell wandte sich um und folgte ihrem Blick. »Ich hab auch irgendwo ein paar Fotos von Paul, wenn Sie die sehen möchten.«
    »Nein danke.«
    Sie sahen beide woandershin.
    »Hören Sie, ich weiß, warum Sie so sauer sind«, sagte er.
    »Ach ja?« Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung?, dachte Helen. Verstehst du auch nur eine Sekunde, dass die Jungs trotz allem, was sie in dem Auto taten und wobei sie mitmachten, nicht verdienten, was du ihnen angetan hast? Glaubst du ernsthaft, dass das, was du tust, sich auch nur im Ansatz rechtfertigen lässt oder auf eine perfide, eigennützige Art ehrenhaft ist?
    »Sie finden die Vorstellung unerträglich, dass Paul sich mit Leuten wie mir abgab.«
    Helen schluckte. »Was Paul machte, ging nur ihn etwas an.«
    »Ich sage nicht, dass ich Ihnen das vorwerfe.«
    »Ich bin nicht gekommen, um über Paul zu reden.«
    »Daraus schließe ich, Sie haben herausgefunden, was er getan hat.« Er wartete ab, doch Helen schwieg. »Und das heißt, Sie sind stinksauer, weil er mit mir darüber gesprochen hat und mit Ihnen nicht.«
    »Warum, glauben Sie, tat er das?« Sie hatte unbedingt ruhig bleiben wollen, aber nun wurde sie etwas lauter und schriller. »Er sprach mit Ihnen darüber, weil Sie Teil der Operation waren, weil er hoffte, dass Sie nützlich wären. Das ist alles.«
    »Wenn es das ist, was Sie glauben möchten, bitte. Aber falls Sie mir zuhören, wird es Ihnen wesentlich besser gehen.«
    »Ich brauche Sie nicht, damit es mir besser geht.«
    »Ich war der einzige

Weitere Kostenlose Bücher