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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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»Sollte einfach nicht passieren.«
    Easy zuckte die Schultern. Er aß schnell, und als er fertig war, warf er den Plastikbecher Richtung Abfalleimer. Er drehte sich zu Theo um und breitete die Arme aus, während der Hund neben ihm seinen Schwanz zu fassen suchte. »So ist das nun mal, Alter. Verstehst du? So soll es sein.«
    »Was? Dass man sich vor Angst in die Hose macht?«
    Easy kniff die Augen zusammen, schlang sich die Hundeleine ums Handgelenk und zog den Hund näher zu sich heran. »Wer pisst sich in die Hose?«

    Theo sah auf die Straße.
    »Isst du das?«
    Theo gab ihm seinen McFlurry, den er noch nicht angerührt hatte. Dann schloss er die Augen und versuchte, sich an den Geschmack von Starkbier auf einem zugigen Balkon zu erinnern. Und er genoss eine halbe Minute lang die Sonne auf seinem Gesicht, während er wartete, bis Easy fertig gegessen hatte.

    Sie und Paul hatten nie wie Kletten aneinander gehangen. Sie hatten sich gegenseitig Platz gelassen, und es hatte ihnen gefallen. Jeder hatte seine eigenen Freunde, und sie hatten es nie für nötig befunden, dem anderen jedes Gespräch zu berichten oder zu fragen, wer am Telefon gewesen war, wenn der andere den Hörer auflegte. Sie mussten ihre Termine nur selten aufeinander abstimmen und besaßen eigene Konten. Diese Unabhängigkeit war ihnen leichtgefallen, später allerdings hatte sie etwas Gezwungenes gehabt, vor allem, was Paul betraf. Die Folgen von Helens Affäre.
    Sie sagte sich das, um sich die Existenz des Computers schönzureden, den sie auf dem Heimweg in Kennington abgeholt hatte und der nun schmal und grau auf dem Tisch vor ihr lag. Um sich die Angst zu nehmen, als sie ihn hochfuhr.
    Sie hatte alle Fenster in der Wohnung aufgerissen, trotzdem war es schwül, eng , hätte ihr Vater gesagt. Sie schwitzte in der weiten Hose und in einem von Pauls alten T-Shirts. Ein Glas kühler Wein – oder besser noch ein Bier – wäre mehr als angenehm gewesen.
    Bescott hatte im Parkhaus auf sie gewartet.
    Er hatte sie in sein Büro begleitet und ihr den in eine Plastiktüte gewickelten Laptop gegeben. Er war eigentlich ganz freundlich, aber wie immer ließ sich nur schwer sagen, inwieweit das an ihren … Umständen lag. Irgendwas an seinem
Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er sich anstrengte. Und Helen kam nicht umhin, sich zu fragen, ob er, und andere weiter oben, nicht denselben Verdacht gegen Paul hegte wie sie. Wie lange würde es dauern, bis einer der Typen von der Internen Ermittlung sich die Sache genauer ansah?
    Einer von den Gummisohlen.
    Der Bildschirm des Mac wurde blau, als sie das System hochfuhr.
    Wie genau würde die Interne hingucken, wenn der fragliche Beamte tot war? Bestand die Gefahr, dass sie selbst in die Fänge der Ermittlung geriet? Sie wusste, wie diese Typen tickten und dass sie durchaus auf den Gedanken kommen könnten, sie als Pauls Partnerin für eine Mitwisserin zu halten.
    Sie klickte das Icon über Pauls Namen an und sagte sich, wie albern sie sei. Worst-Case-Szenario – wahrscheinlich würden sie Pauls Sachen durchsehen, und vor allem würde sie interessieren, was sich auf seinem Computer befand. Sie würden nach Dreck suchen.
    Genau wie sie.
    Der Desktop erschien, und Helen stockte der Atem: ein körniges Foto von ihr und Paul, auf dem sie beide in eine Kamera in einer griechischen Taverne grinsten. Das war vor drei Jahren gewesen. Paul hatte die Haare kurz geschnitten gehabt, und er war ganz rot im Gesicht. Ihre Titten stiegen beinahe aus dem Bikinioberteil, das sie besser nie angezogen hätte.
    »Du Wichser«, flüsterte Helen und hackte auf die Tastatur ein. »Jetzt fühl ich mich noch schlechter, wie kannst du nur?«
    Sie öffnete Pauls privaten Ordner und sah sich darin um. Die Standarddateien waren dort, wo sie sein sollten. Weder im »Bilder«-, noch im »Filme«- oder im »Dokumente«-Ordner befand sich etwas Ungewöhnliches.

    Der Mac war kaum benutzt worden.
    Sie hatten sich zu Hause einen IBM-Rechner geteilt und auf demselben System zwischen den Benutzern hin- und hergewechselt. Pauls Arbeitsplatz umfasste ein Durcheinander an Dokumenten und Clippings, diverse Ordner voller heruntergeladener Songs und leicht anstößige Videoclips, die er Gary Kelly und anderen Arbeitskollegen verdankte. Bei ihr waren die Ordner sauber beschriftet nach »Rechnungen«, »Baby« und »Steuerunterlagen«.
    Es war nicht schwierig, den Ordner zu finden, nach dem sie suchte. Er enthielt ein einziges Dokument namens »Victoria«.

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