Top Secret 2 - Heiße Ware (German Edition)

dieser Gerüchte werden von den Bullen selbst gestreut, weil sie hoffen, dass es dadurch zu Reibereien innerhalb der KMG kommt. Wir rächen uns dann dadurch, dass wir behaupten, ehrliche Bullen würden Bestechungsgelder annehmen.«
    »Hast du jemals jemanden umgebracht?«, fragte Junior.
    »Ich habe gelegentlich Probleme, und dann sage ich meinen Leuten, sie sollen mir sie vom Hals schaffen«, antwortete Keith. »Aber es geht mich nichts an, ob sie dafür jemanden so lange an den Füßen kitzeln, bis er verspricht, brav zu sein, oder ob sie ihn aus einem Fenster im zehnten Stock werfen.«
    »Cool«, grinste Junior.
    »Kennt ihr die Szene aus den Filmen, wo das Auto auf die Klippen zurast, verfolgt von den Bullen?«, fragte Keith. »Jeder glaubt, ich wäre in dieser Position. Aber die Bullen wissen eins nicht...«
    »Was?«, fragte Junior.
    »Ich bin das Auto losgeworden«, verkündete Keith. »Jeder glaubt, dass ich hier bin, um Drogen zu kaufen und zu versuchen, die KMG wieder auf die Beine zu stellen. Ich habe in dieser Richtung ein paar Andeutungen gemacht, aber in Wirklichkeit zahle ich nur Schulden und regle meine Finanzen. Ich werde ein paar Monate in den Staaten bleiben, bis die Sache zu Hause etwas abgekühlt ist, und dann werde ich mich auf meinen Lorbeeren ausruhen. Mal ehrlich, wie viele Millionen braucht man denn noch?«
    »Das ist Klasse, Dad«, lächelte Junior. »Ich will nämlich nicht, dass du im Gefängnis landest.«
    »Und was wird ohne Sie aus der KMG?«, fragte James.
    »Ich schätze, sie zerfällt in tausend Teile«, vermutete Keith. »Einige Leute werden in den Knast wandern, ein paar von denen, die draußen bleiben, werden mit meinen Lieferanten in Übersee Kontakt aufnehmen und selbst anfangen, Kokain zu importieren. In ein oder zwei Jahren wird sich niemand mehr an mich erinnern. Die Leute, die die Lieferungen machen und auf der Straße Koks verkaufen, werden dieselben sein, für sie sind es nur andere Gesichter, die den Stoff liefern und das große Geld auf ausländische Konten zahlen. Höchstwahrscheinlich wird nach fünf Jahren irgendeine Gruppe die Oberhand gewonnen haben, eine Art neuer KMG. Dann wird die Polizei eine neue ›Operation Snort‹ starten und die Organisation zerschlagen. Und dann beginnt der Kreislauf von neuem.«
    »Aber das Ende der KMG muss doch irgendwelche Auswirkungen auf den Kokainhandel haben«, wunderte James sich.
    »Die Polizei muss sich mit Budgetkürzungen und Erfolgsquoten herumschlagen, während die Drogendealer Milliarden von Pfund beiseite schaffen«, erklärte Keith. »Es ist, als ob das schwächste Kind aus der siebten Klasse es mit dem gesamten Footballteam der zwölften aufnehmen wollte. Gelegentlich kann die Polizei zwar einen Treffer landen, aber letztendlich ist es immer sie, die angeschmiert ist.«
    »Meinen Sie, Sie kommen um den Knast herum?«, fragte James.
    »Ich zahle genügend Bestechungsgelder und auch legale Gebühren«, meinte Keith. »Also wollen wir das Beste hoffen.«
    Die Bedienung kam mit den drei Gerichten.
    »Na ja«, sagte Keith, während er die erste Gabel voll Pasta nahm, »das ganze ernsthafte Gerede wird mir noch den Appetit verderben. Wollt ihr zwei heute Abend ins Kino oder so?«

    James wartete, bis Junior schlief, bevor er sich aus dem Hotelzimmer schlich und von einer Nische am Ende des Flures, in der eine Eiswürfelmaschine und ein paar Pepsi-Automaten standen, seinen nächtlichen Anruf bei John Jones tätigte. Er erzählte ihm von Keiths Ruhestandsplänen.
    »Mithilfe der Informationen, die du aus Keiths Computer kopiert hast, konnten wir sein Geld zurückverfolgen«, sagte John. »Ich hatte bereits vermutet, dass Keith nicht wegen eines Drogendeals in Miami ist, und was du sagst, bestätigt das nur. Aber ich glaube nicht, dass er dir die ganze Wahrheit gesagt hat.«
    »Wieso?«
    »Wir haben eine Transaktion von einem seiner Bankkonten zurückverfolgt. Keith hat für eine halbe Million Dollar US-Schatzbriefe im Namen von Erin Moore gekauft. Wir haben bei der Bank Einzelheiten angefragt. Keith hat die Anleihen bei der Bank hinterlegt und verfügt, dass sie an Erins achtzehntem Geburtstag verkauft und das Geld an seine Tochter ausgezahlt werden soll. Ähnliche Transaktionen hat Keith Moore für Junior, April und Ringo verfügt. Auch für seine Exfrau hat er einen Treuhandfonds eingerichtet. Er hat die Hypotheken für die beiden Häuser in England bezahlt und das Haus in Miami weit unter seinem eigentlichen Wert verkauft,