Top Secret 8 - Der Deal (German Edition)
Rücken.
»Ich werde dich auch vermissen«, antwortete Kyle, und eine Träne lief ihm über das Gesicht. »Zehn Jahre sind so schnell vergangen, weißt du? Wenn ich vom Campus runterfahre, packt mich die Angst.«
»Das ist beschissen.« James nickte verständnisvoll. »Aber du hast noch dein ganzes Leben vor dir. Du bist siebzehn, und du wirst auf Reisen gehen, was absolut spitze werden wird. Und dann startest du auf die Uni, und das wird der Hammer sein. Warte mal ein Jahr ab, dann fragst du dich, was so toll daran war, auf einem Gang mit einem Haufen lärmender Irrer wie mir zu wohnen.«
»Du bist ein guter Freund, James«, sagte Kyle und rieb sich mit dem Handrücken die Augen. »Ich habe dich anfangs für ein verwöhntes Blag gehalten. Ich habe dir das nie erzählt, aber als CHERUB dich aus dem Nebraska-Haus rekrutiert hat, habe ich empfohlen, dich nicht aufzunehmen. Ich glaube, diese Psychiaterin, Jennifer Mitchum, hat mich überstimmt. Sie hat gemeint, du hättest Potenzial.«
»Du Mistkerl!«, rief James lachend. »Warum umarme ich dich eigentlich noch!«
»Hab mich wohl geirrt«, meinte Kyle feixend und klang schon wieder mehr wie er selbst, als die Jungs sich losließen. »Ich habe übrigens mit Meryl gesprochen. Sie sagt, wenn ich erst mal an der Uni studiere, könne ich für die Weihnachtsferien und so auf den Campus zurückkommen. Sie will sich auch darum kümmern, dass ich hier im Sommer einen Job bekomme, im Sommerlager helfe oder so. Aber sie wollte noch ein wenig warten, bevor sie mit Zara darüber spricht, weil ich gerade nicht sonderlich beliebt bin, nachdem ihre Haustür eingetreten wurde.«
»Wir werden uns sicher häufig sehen«, meinte James.
»Ich mache mal lieber weiter«, sagte Kyle und bückte sich nach Kevins Kiste. »Übrigens, Dana sucht dich. Sie hat unten im Speisesaal gegessen, als ich gekommen bin.«
»Wann war das?«
»Vor zehn Minuten. Du erwischst sie bestimmt noch.«
»Meine Mission fängt am Montag an, also muss ich ein paar Monate heiße Liebe in die nächsten drei Tage packen«, erklärte James und eilte zum Lift. Nach drei Schritten drehte er sich um und rief Kyle nach: »Hey!«
»Was?«, fragte Kyle.
»Du musst am Samstag einfach da sein. Du hast nur noch zwei Tage hier und den Rest deines Lebens woanders.«
Kyle lächelte. »Kevin hat gesagt, dass er und die anderen neuen T-Shirtträger eine Party feiern wollen. Ich glaube schon, dass ich noch bleiben kann. Ich will ja nicht, dass mein letzter Eindruck hier der eines ungeselligen Kerls ist.«
Die Party begann um acht Uhr und endete gegen drei Uhr am Sonntagmorgen. Kyle verbrachte seine letzte Nacht in James’ Bett, während James sich auf das Sofa in Danas Zimmer warf. Er erwachte mit einem steifen Hals und einem leichten Kater. Außerdem hatte er eine SMS auf dem Handy, in der es hieß, er solle Chloe baldmöglichst anrufen.
Er rief sie von Danas Toilette aus an.
»Guten Morgen, James«, sagte sie fröhlich. »Wie geht es deinem Kopf?«
»Hab schon Schlimmeres überlebt«, gähnte James.
»Hör zu, wir haben Junior Moore von Zivilbeamten beobachten lassen. Offensichtlich hat er morgen früh ein Treffen mit seinem Bewährungshelfer. Seine Schule ist überbelegt, sodass wir keine Chance hatten, dich dort unterzubringen. Aber er ist gerade erst aus der Jugendhaft entlassen worden und muss sich jeden Montag bei seinem Bewährungshelfer melden. Wir denken, dass dies die beste Gelegenheit für dich ist, ihn wie zufällig zu treffen.«
»Kann ich machen«, meinte James. »Es wird zwar ein bisschen knapp, wenn wir erst morgens ins Halfway House einziehen, aber...«
»Genau darum geht es«, unterbrach ihn Chloe. »Das Treffen mit dem Bewährungshelfer ist um zehn Uhr morgens, und das heißt, dass du mit Bruce schon heute umziehen müsstest.«
James schrak zurück. »Aber heute ist Kyles letzter Tag. Wir wollten alle zusammen essen ...«
»Ich weiß«, antwortete Chloe mitfühlend. »Wenn dir das wirklich so wichtig ist, finden wir sicher noch eine andere Gelegenheit.«
»Nein«, antwortete James. »Ich glaube, die Party war die Hauptsache. Beim Essen wird es wahrscheinlich sowieso nur deprimierend.«
»Wenn du dir sicher bist«, meinte Chloe. »Ich weiß dein Engagement zu schätzen.«
»Weiß Bruce schon Bescheid?«
»Ja. Er sagt, er wäre bereit, wenn es für dich in Ordnung ist.«
»Cool. Wann sollen wir uns auf den Weg machen?«
»Nun, es ist fast Mittag, also denke ich, sobald ihr gefrühstückt
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