Top Secret - Der Auftrag
mit Farbkugeln beschossen habt?«
Bevor Kerry antworten konnte, ertönte Jakes piepsige Stimme von draußen: »Da kommen vier Leute vom anderen Ende der Straße an. Lasst uns verschwinden, bevor der dritte Weltkrieg ausbricht.«
»Ich hab Gabrielles Eier zerstört«, sagte Dana. »Los, weg von hier!«
James stellte fest, dass er nicht mehr genug Zeit hatte, im Stockdunkeln die Triebfeder aus Kerrys Gewehr zu fummeln, und die Waffe war zu sperrig, um sie mitzunehmen. Also nahm er das Gewehr am Lauf und schlug es so fest wie möglich gegen die Wand. Als er sich wieder umdrehte, warf sich Kerry auf ihn. Dana gab einen Schuss ab, aber weil sie so vorsichtig zielte, damit sie James nicht traf, verfehlte sie am Ende beide.
Kerry war zwar kleiner und leichter als ihr Freund, aber ihre Kampftechniken waren weit besser als seine,
und fünf Jahre CHERUB-Training hatten sie stärker gemacht, als ein dreizehnjähriges Mädchen üblicherweise sein sollte. Als James zu Boden stürzte und Kerry auf ihn fiel, explodierte ein paar Türen weiter eine Betäubungsgranate.
Kerry drückte James nieder, und er konnte Dana gerade noch zurufen: »Nimm Jake und verschwinde hier!«
James’ Logik war einfach: In diesem Kampf zählten letztendlich nur Eier. Er hatte nur eines, während Jake noch sechs heile Eier besaß. Es war besser, wenn Jake machte, dass er wegkam, bevor er in größeres Getümmel geriet, auch wenn James es dann allein mit den Mädchen aufnehmen musste.
Kerry drückte James’ Schultern herunter und Gabrielle nahm ihm das Gewehr weg. Dana schlüpfte aus dem Fenster und verschwand mit Jake. Kerry stieß James’ Helm auf den Betonboden und zerschlug dabei das Nachtsichtgerät. Auf der Straße knallten Schüsse, als das defekte Gerät James in Dunkelheit stürzte.
»Du hältst dich wohl für superschlau, was?«, meinte Kerry zuckersüß. »Erinnerst du dich an das Kampftraining, James? Wie oft habe ich es dir gesagt? Wende dich nie von deinem Ziel ab und lass keine Sekunde die Deckung runter.«
Gabrielle zertrat James’ letztes Ei und Kerry drehte ihm den Arm auf den Rücken.
»Soll ich dir wehtun, James?«
»Kerry«, stieß James hervor. »Bitte! Du hast meine Eier, du musst mich gehen lassen.«
»Warum beschwerst du dich nicht bei der Uno?«, säuselte Kerry, ließ seinen Arm los und stieß ihn mit dem Ellbogen in den unteren Rücken.
Während James vor Schmerz aufheulte, rief Gabrielle glücklich: »Er hat jede Menge Munition in seinem Rucksack!«
»Klasse«, fand Kerry, hob Gabrielles Gewehr auf und schob einen Clip hinein. »Lass uns hinten rausgehen und sehen, ob wir die beiden anderen kriegen.«
James lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Betonboden. Kerry hatte ihn an der gleichen Stelle getroffen wie zuvor das Geschoss und sein Rücken schmerzte höllisch.
Mit dem Geschmack von Rauch im Mund wachte James aus einem merkwürdigen Traum auf. Ein Speichelfaden lief ihm im Visier herunter. Die Sonne war bereits aufgegangen, obwohl er erst nur Licht durch die Ritzen seines immer noch am Helm befestigten kaputten Nachtsichtgerätes sehen konnte.
Ein brennender Schmerz im Rücken erinnerte ihn an Kerrys Ellbogen, als er versuchte, sich aufzurichten. Vorsichtig rollte er sich auf die Seite und versuchte, das Nachtsichtgerät abzunehmen, doch der Befestigungsclip war kaputtgegangen, als Kerry ihn auf den Boden gestoßen hatte, sodass es sich nun nicht mehr vom Helm lösen ließ. James drehte daran herum, doch letztendlich musste er rohe Gewalt anwenden, und als sich
das Gerät endlich vom Helm löste, flogen überall Plastiksplitter herum.
Nachdem sich seine Augen an das Tageslicht gewöhnt hatten, schob James den Ärmel seines Schutzanzuges zurück und sah auf die Uhr. Es war Viertel vor sechs. Das bedeutete, dass er etwa vier Stunden lang bewusstlos gewesen war und die Übung noch zwei Stunden dauerte. James konnte sich nicht mehr genau erinnern, aber ihm wurde klar, dass ihn die Mischung aus Schmerz und Erschöpfung hatte ohnmächtig werden lassen. Niemand schläft freiwillig mitten während einer Übung ein, wenn er mit Adrenalin vollgepumpt ist und der Puls auf hundertachtzig ist.
Da er keine Ahnung hatte, wie sicher seine Umgebung war, krabbelte James über den Betonfußboden zur nächsten Wand und setzte sich auf, um die bunten Flecken zu untersuchen, die anzeigten, wo er getroffen worden war.
Ihm war leicht schwindelig und er hatte Durst, doch seine Trinkflasche war im Rucksack mit der Munition
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