Top Secret - Der Auftrag
diesem Tisch essen.«
Schnell schlüpfte Sonya in den Bademantel und zog den Gürtel fest. Dann ließ sie sich aufs Sofa fallen.
»Dave, ich bitte dich, mach nicht für meinen Dad die Drecksarbeit.«
Achselzuckend zog sich Dave das T-Shirt an. »Er bietet mir eine Chance, Sonya. Sieh dir doch das Loch an, in dem wir wohnen. Ich brauche Geld, um es einzurichten, und mit dem, was ich in irgendeinem Supermarkt oder Fast-Food-Restaurant verdiene, dauert das fünfhundert Jahre.«
»Aber was ist, wenn sie dich schnappen? Dann lochen sie dich mit Sicherheit ein und James wahrscheinlich gleich mit, oder er muss wieder ins Heim.«
»Dann darf ich mich eben nicht erwischen lassen«, sagte Dave.
Er wollte Sonya mit einem Kuss beschwichtigen, aber davon wollte sie nichts wissen.
»Mein Vater sollte dich nicht da mit reinziehen«, schimpfte Sonya. »Er hat so etwas gar nicht mehr nötig, er besitzt zwei gut gehende Pubs und den Gebrauchtwagenhandel obendrein. Er nutzt dich nur aus, Dave. Wenn er dir wirklich helfen wollte, dann könnte er dir einen richtigen Job anbieten oder jemanden finden, der das kann.«
»Sonya, ich kenne dich erst seit zwei Tagen«, erinnerte sie Dave. »Ich mag dich wirklich, aber du kannst nicht über mein Leben entscheiden.«
»Gut, ignorier mich«, meinte Sonya achselzuckend. »Aber ich warne dich: Meinem Vater geht es nur ums Geld und ich werde dich hinter Gittern nicht besuchen.«
»Schau, Sonya«, bat Dave. »Ich weiß, du machst dir nur Sorgen um mich, aber ich brauche dieses Geld.«
»Mein Vater ist wie Teflon: An ihm bleibt nichts hängen. Weißt du, was letztes Jahr passiert ist? Er hat einen Mega-Coup gelandet, den größten seines Lebens. Meine Mum war krank vor Sorge, dass die Polizei hinter ihm her ist, aber sie hatten ihn nie am Wickel.«
»Was hat er getan?«, fragte James unschuldig.
»Das hat er uns nie erzählt, aber wir glauben alle, dass er an einem Riesenraub beteiligt war«, sagte Sonya. Erschrocken sah sie plötzlich auf die Uhr. »Oh verdammt! Es ist schon halb neun und ich bin noch nicht mal angezogen. Ich werde viel zu spät in die Schule kommen.«
20
Während Dave mit Pete zum Schrotthändler ging, blieb James in der Wohnung. Es hatte nicht viel Sinn, sich an einer der hiesigen Schulen anzumelden, da es nur noch zwei Tage bis zu den Sommerferien waren.
Solange Max, Liza und die anderen in der Schule waren,
konnte James für die Mission nichts tun, doch dieser Umstand war unglücklicherweise auch Zara aufgefallen, die daraufhin einige seiner Lehrer gebeten hatte, ihm Hausaufgaben mitzugeben.
James begann, auf seiner Playstation FIFA 2005 zu spielen. Er hatte ein Spiel gespeichert, bei dem Arsenal mit fünf Punkten Vorsprung die Premier League anführte, und er baute diesen Vorsprung durch einen Sieg über Chelsea auf acht Punkte aus. Er wusste, er sollte besser seine Hausaufgaben machen, aber die Tore purzelten nur so, und bis James Liverpool, Charlton und Aston Villa vom Platz gefegt hatte, war es bereits Mittag. Nach einem enttäuschenden Spiel gegen Tottenham, in dem sich der Computer bei 2:2 Gleichstand mit einem Strafstoß in der Nachspielzeit belohnte, verlor James die Lust.
»Scheißelfmeter!«, schrie er, kickte gegen den Couchtisch, warf die Fernbedienung weg und schaltete ärgerlich das Gerät aus. »Dämliches Scheißspiel … von einem Spurs-Fan programmiert oder so einem Idioten.«
Nachdem er sich beruhigt hatte, stellt er fest, dass er Hunger hatte. Er strich Nutella auf Toastscheiben und krönte das Ganze mit Sprühsahne. Bis er sich an die Hausaufgaben setzte, war es fast ein Uhr mittags.
James lümmelte auf dem Bett und fragte sich, wie sein Lehrer trotz der Fülle an Schlachten, Kulturen und Katastrophen im Lauf der Geschichte auf die Idee kommen konnte, ihm einen Tausendfünfhundert-Wörter-Aufsatz
mit mindestens drei Illustrationen zum sterbenslangweiligen Thema »Wasserversorgung im viktorianischen Zeitalter« aufzubrummen. James hasste es, lange Aufsätze zu schreiben, zumal Mr Brennan sich ständig über seine Linkshänderschrift beklagte und ihn ganze Aufsätze noch einmal schreiben ließ.
Daher wandte er sich dem einzigen Fach zu, in dem er wirklich gut war. Die meisten Schüler beginnen erst ab vierzehn mit Mathematik für die Mittelstufe, aber James hatte im letzten November die Prüfung mit einer Eins plus bestanden und bereitete sich auf die Fortgeschrittenenkurse vor. Mit einem Klemmbrett und einem dicken Schulbuch im Schoß
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