Top Secret - Der Auftrag
offensichtlichen Gründen nicht und mit den normalen Bürgern haben wir nur in emotional stark aufgeladenen Situationen zu tun. Bei einem Unfall oder nach einem Einbruch, wenn sie nicht verstehen können, warum wir nicht unser gesamtes Einsatzkommando losschicken, um ihren gestohlenen Fernseher wiederzubeschaffen. Ständig werden wir von irgendjemandem angegriffen. Daher neigt man dazu, für die Kollegen
einzustehen, denn das sind die Einzigen, die sich jemals auch für dich einsetzen würden.«
»Wahrscheinlich erinnere ich mich nicht mal mehr an unsere Kabbelei, wenn ich dieses Sandwich und die Schokolade vertilgt habe.«
»Das ist nett von dir, James«, freute sich Millie. »Ich habe es John noch nicht gesagt und bin ehrlich gesagt nicht sehr scharf darauf zuzugeben, dass ich mich wie eine Idiotin aufgeführt habe. Ich lasse dir diese Unterlagen hier, dann kannst du sie Dave zeigen, wenn er wiederkommt. Aber pass auf, dass du sie nicht herumliegen lässt, wo sie jemand anderes einsehen kann.«
»Möchten Sie eine Tasse Tee?«, fragte James.
Millie sah auf die Uhr und biss ein undamenhaft großes Stück von ihrem Sandwich ab. »Lieber nicht, ich habe in einer halben Stunde ein Meeting auf der Wache. Aber ich habe dir noch etwas mitgebracht, das du sehen solltest.«
Aus ihrer Tasche zog sie ein weißes Blatt Papier. »Dave hat mich angerufen. Er erzählte mir, was Sonya über ihren Vater und seine Beteiligung an einem Riesenraub gesagt hat. Das hier ist eine Liste der größten unaufgeklärten Diebstähle zwischen März und Juli letzten Jahres. Es sind insgesamt sechsundachtzig, aber wir schätzen, dass Leon zur Bezahlung seiner Schulden und für den Kauf des zweiten Pubs mindestens zweihunderttausend Pfund brauchte. Daher bleiben eigentlich nur vier Fälle übrig.«
»Und ist Leon als Verdächtiger in einem davon wahrscheinlich?«
Millie schüttelte den Kopf. »Wir glauben nicht. Bei drei der Fälle hat das Sonderkommando eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer die Verdächtigen sind, aber sie haben nicht genügend Beweise für eine Verhaftung. Der letzte Überfall galt einem Geldtransporter, der mit drei Millionen in alten Banknoten zur Bank von England unterwegs war, wo die Scheine vernichtet werden sollten. Aber dieser Raubüberfall war ein ziemlicher Hightech-Coup und mit großer Sicherheit ein Job für einen Insider.«
»Das klingt schon ein bisschen nach Leon Tarasov«, meinte James.
»Ja, sicher«, stimmte Millie zu. »Es wurde viel über einen Diebstahl unter den hiesigen Dieben gesprochen, aber wenn du mich fragst, dann ist das alles nur eine von Leon inszenierte Show, um uns abzulenken. Es gibt nur einen Weg, auf dem ein Schmalspurgangster wie Tarasov leicht zu zweihunderttausend kommen kann.«
James beendete den Satz für Millie. »Drogenhandel.«
»Du nimmst mir das Wort aus dem Mund, James.«
Als er sich wieder an die Arbeit machte, hielt James es für das Beste, zumindest einen Versuch mit seinem Aufsatz über die viktorianische Hygiene zu unternehmen.
Er begann damit, das betreffende Kapitel in seinem Buch zu lesen, setzte seinen Stift auf den Block und schrieb seinen vollen Namen und den Titel des Aufsatzes auf das Papier, was ihm schon mal ganze elf Wörter einbrachte.
Dann begann er den ersten Absatz:
In viktorianischer Zeit lief überall durch die Straßen von London jede Menge Abwasser. Die Menschen bekamen sehr viele Krankheiten, die wir heute gar nicht mehr ham haben, wie Malaria, Pest, Rachitis und Typhus, die damals weit verbreitet waren. Mit der Zeit wurde es besser, weil die Viktorianer Abwasserkanäle bauten und für mehr eine bessere Wasserqualität sorgten.
James zählte vierundsechzig Worte, einschließlich seines Namens und des Titels. Er strich Pest aus und ersetzte es durch den Schwarzen Tod , da es ihm noch ein Wort mehr eintrug. Obwohl er noch mindestens eintausendvierhundertdreiunddreißig Wörter schreiben musste, hatte er das unangenehme Gefühl, zum Thema der viktorianischen Hygiene bereits alles gesagt zu haben, was er wusste.
Seine einzige Chance bestand darin, etwas aus dem Internet zu klauen, und James wollte gerade sein Laptop unter dem Bett hervorziehen, als es klingelte.
Es war Hannah, in weißen Strümpfen, einem langen grauen Rock, einer hellgrünen Bluse und einer gestreiften Krawatte.
»Lass mich schnell rein!«, quiekte sie, drängte sich an ihm vorbei und schloss die Tür.
»Warum so panisch?«, erkundigte sich
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