Top Secret - Der Auftrag
zusammen musste eine Geschichte ergeben, die Sinn machte und von soliden Beweisen untermauert wurde.
Jeder bekam etwas zu tun. John fuhr zum Campus zurück, um die Berichte über Wills Tod zu lesen und Zara nach Sondermitteln zu fragen. Dave sollte an Pete und Leon dranbleiben. Millie musste ihre verletzten Gefühle verbergen und weiter normal mit Michael Patel zusammenarbeiten, während sie gleichzeitig nach Beweisen für seine Verfehlung suchte.
Obwohl er Mitleid mit Millie hatte, war James guter Laune, als er mit Dave nach Palm Hill zurückfuhr. Er war nicht nur optimistisch, dass die Mission erfolgreich sein würde, er freute sich auch, dass John ihn gebeten hatte, sich nicht mehr so sehr auf Max und Liza zu konzentrieren, sondern mehr über Will herauszufinden. Das hieß, dass er mehr Zeit mit Hannah verbringen musste, was ihm ausgezeichnet gefiel. Als er durch
die Wohnungstür trat, hatte er bereits einen Plan für ein mitternächtliches Treffen ausgeheckt.
An diesem Abend bekam James beim FIFA-Turnier kräftig eins auf die Mütze. Sie spielten zwei gegen zwei: James und Max für Arsenal gegen Liza und Charlie für Chelsea. Liza hatte kein Händchen für Computerspiele. Ständig brachte sie die Knöpfe für Pässe und Schüsse durcheinander, und sie spielte nur, weil sie mit Charlie zusammen sein wollte, der die Schwächen seiner Partnerin allerdings mehr als wieder wettmachte. Er spielte jeden Pass wunderschön überlegt, gab hervorragende Schüsse von außerhalb des Strafraums ab, und meistens hatte er auch noch Glück.
Als Arsenal im dritten Spiel in Folge drei Tore im Rückstand war, wurde Max sauer und behauptete, Charlie betrüge sie mit einem Trick um die Tore. Er schleuderte seine Steuerung an die Wand und stürmte aus seinem Zimmer.
»Was für ein verwöhntes Blag.« Liza schüttelte genervt den Kopf. »Max meint, dass er immer seinen Willen bekommt, nur weil er Onkel Leons Liebling ist.«
»Wollt ihr zwei gegen einen spielen?«, fragte James.
Liza schmiegte sich an Charlie und lächelte ihn an.
»Vielleicht verziehen wir uns lieber in Lizas Zimmer.« Charlie gab Liza einen flüchtigen Kuss.
James nickte. »Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.«
»Das würde ich nie wagen«, erklärte Charlie. »Leon würde mich plattmachen.«
Liza strich Charlie sanft über den Kopf und ermahnte ihn, nicht unhöflich zu sein, als sie einander glücklich angrinsend aus dem Zimmer verschwanden. James war nicht so glücklich darüber, mit Max alleine zu bleiben. Max war kein schlechter Kerl, aber doch recht langweilig, und manchmal benahm er sich mehr wie zehn als wie fast vierzehn.
Verlegen kam Max mit zwei Dosen Cola und einer riesigen Tüte scharfer Tortilla-Chips zurück ins Zimmer. Er wollte gerne weiter FIFA spielen, aber James hatte keine Lust, dass er sich wieder aufspielte, wenn er verlor, also sahen sie sich Jackass -DVDs an, während James ihm ein paar grundlegende Griffe zur Selbstverteidigung beibrachte.
Gegen Mitternacht zog James sich durch eine Holzfalltür über der Tür der Tarasovs in den Kriechraum zwischen Decke und Flachdach. Er bahnte sich den Weg über Glasfaserisolierungen, bevor er eine zweite Falltür aufbrach und sich nach draußen auf das Dach zog. Hannah wartete schon und half ihm hinaus.
»Wow«, stieß James beeindruckt aus, nachdem er sich einmal im Kreis gedreht hatte.
Er sah hinauf zu den Sternen, hinüber zu den Wolkenkratzern vom Canary Wharf und dann zu Hannah, die einen superkurzen Jeansrock und ein enges gelbes Oberteil trug. Sie umarmten sich und tauschten einen langen Kuss.
»Ich hatte gerade den heftigsten Streit aller Zeiten mit meinem Dad«, erzählte Hannah, als sie James losließ. »Meine Klassenlehrerin hat angerufen und ausgeplaudert, dass ich gestern geschwänzt habe. Jetzt sagt er, dass ich für den Rest der Sommerferien Hausarrest habe.«
»Heftig«, fand James.
»Ich habe ihm gesagt, dass er sich das abschminken soll. Er kann mich nicht davon abhalten rauszugehen, wenn er und Mum auf Arbeit sind. Also sagte er: Ich bringe ein Vorhängeschloss an deiner Tür an, wenn es sein muss! Da hab ich ihm aufs Butterbrot gestrichen, dass ich weglaufe und schwanger werde, nur um ihn zu ärgern.«
James musste lachen. Er liebte Hannahs schrägen Humor. »Ich wette, das kam gut an.«
»Er ist so ein Idiot, James. Er führt sich nur so auf wegen dem, was Will passiert ist. Er will mich wie eine Porzellanpuppe in einer Schachtel aufbewahren. Aber Will war
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