Top Secret - Der Ausbruch
sowohl an ihm selbst als auch an seiner Familie auf brutale Weise rächen würde. Außerdem
berichteten zwei Beamte aus Curtis’ Einrichtung, dass ein mysteriöser Biker auf sie zugekommen war und ihnen jeweils 1500 Dollar im Monat geboten hatte, wenn sie versprächen, ein Auge auf Curtis zu haben und ihm gelegentlich etwas in seine Zelle zu schmuggeln.
Obwohl Jane Oxford alles tat, um für ihren Sohn zu sorgen, wurden die Hoffnungen des FBI, dass sie sich so weit vorwagen würde, ihn zu besuchen, nie erfüllt. Außer seinem Anwalt standen auf Curtis Keys genehmigter Telefon- und Besucherliste nur zwei Männer aus Las Vegas, die behaupteten, seine Onkel zu sein. Heimliche DNA-Tests ergaben, dass sie mit ihm nicht blutsverwandt waren. Die Männer wurden dennoch auf die Liste gesetzt und die Gespräche mit ihnen wurden abgehört.
Curtis schien seine Besucher gut zu kennen und sie hatten offenbar eindeutig Kontakt zu seiner Mutter. Diese Männer werden immer noch vom FBI überwacht. Unglücklicherweise ergab die Überwachung noch keinerlei brauchbare Hinweise über die Aktivitäten oder den Aufenthaltsort von Jane Oxford.
Nach Curtis’ ersten Monaten im Gefängnis gelangte das FBI zu der Überzeugung, dass sich ihr großer Durchbruch als Sackgasse erwies. Um das ohnehin schon kleine Risiko, dass jemand Curtis etwas antat, weiter zu verringern, erzählten seine Besucher der Gefängnisleitung, dass Curtis Keys richtiger Name Curtis Oxford sei, und sie baten den Jungen, den Mithäftlingen
seine wahre Identität zu offenbaren. Nachdem das Geheimnis gelüftet war, sank die Möglichkeit, dass Jane ihren Sohn je besuchen würde, auf null.
FLUCHT UND UNTERWANDERUNG
Nachdem Jane Oxford ihren Sohn nicht im Gefängnis besuchte, war das Nächstliegende, Curtis freizulassen, damit ihm jemand zu seiner Mutter folgen konnte. Das FBI zog eine Reihe von Möglichkeiten in Betracht, ihn aus der Haft zu entlassen. Man suchte nach gesetzlichen Schlupflöchern, die eine vorzeitige Haftentlassung ermöglichen würden, und zog sogar einen Plan in Betracht, bei dem die Polizei von Arizona auf wunderbare Weise neue Beweise entdecken sollte, die Curtis unschuldig erscheinen ließen.
Das Problem war aber, dass das Videoband eindeutig zeigte, wie Curtis den Besitzer des Schnapsladens erschoss; zudem hatte er sich vor Gericht für schuldig erklärt und auch auf die Gefühle der Angehörigen seiner drei Opfer musste man Rücksicht nehmen. Außerdem hatte Jane Oxford die letzten dreißig Jahre damit verbracht, den Fallen des FBI aus dem Weg zu gehen. Wenn ihr Sohn auf wundersame Weise freikam, würde sie hundertprozentig einen Hinterhalt vermuten.
Das FBI erkannte, dass Jane allerdings kaum Verdacht schöpfen würde, wenn ihrem Sohn die Flucht aus dem Gefängnis gelang. So arbeiteten sie einen komplizierten Plan aus, der »Flucht und Unterwanderung« hieß. Dafür mussten Undercover-Agenten ins Arizona Max
eingeschleust werden. Die Agenten sollten Curtis’ Vertrauen gewinnen und ihm dann mitteilen, sie hätten einen Fluchtweg gefunden. Sie würden Curtis anbieten, zu fliehen, dafür sollte Curtis Jane Oxford dazu bringen, sie zu schützen und ihnen in einem anderen Land eine neue Identität zu verschaffen.
Jane Oxford würde zwar misstrauisch sein, aber das FBI ging davon aus, dass sie anbeißen würde, wenn Curtis’ Flucht bis ins Detail realistisch wäre, einschließlich eines getürkten Mordes an einer Aufsicht und einem großen Polizeieinsatz zur Wiederergreifung der Flüchtlinge.
Wenn die Agenten die Flucht erfolgreich umsetzten und Curtis und Jane dazu brachten, ihren Teil der Abmachung einzuhalten, würde das FBI so viel Einblick in die Organisation bekommen wie noch nie und vielleicht sogar Kontakt zu Jane selbst.
Das FBI gibt zu, dass der Plan riskant ist. Die Chancen stehen seiner Meinung nach bei weniger als eins zu eins, und die Undercover-Agenten gehen ein hohes Risiko ein, von anderen Polizeieinheiten, die die Flüchtlinge wieder einzufangen versuchten, getötet oder verletzt zu werden. Das größte Hindernis bislang ist jedoch, dass nach den Gesetzen von Arizona ein Jugendlicher zwar wie ein Erwachsener verurteilt und inhaftiert werden kann, aber er darf nicht »in Sicht- oder Hörweite« erwachsener Strafgefangener untergebracht werden. Wenn das FBI Undercover-Agenten einschleusen wollte, die sich mit Curtis Oxford anfreunden, dann müssten
sie warten, bis er achtzehn ist und in der Erwachsenenabteilung des Arizona Max
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