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Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Titel: Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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Reifen eines Antonow-Frachtflugzeugs ohne Heck. Ganz gelassen sog er an seiner Zigarette und zählte seine dreitausend Dollar ab. Gleichzeitig beobachtete Ning, wie sich ein Konvoi aus einem Mercedes der E-Klasse und zwei verbeulten Minibussen mit einem Haufen Gepäck auf dem Dach näherte. Alle drei Fahrzeuge hatten chinesische Nummernschilder.
    »Alles da«, stellte Maks fest und steckte das Geld ein. »Wenn du ins Flugzeug steigst, setz dich hinten hin auf den Einzelplatz. Sprich mit niemandem und verrate deinen Namen nicht.«
    »Dan hat mir auf dem Markt Bücher gekauft«, sagte Ning. »Ich werde lesen. Wie lange dauert der Flug denn?«
    »Acht Stunden mit einem Tankstopp in Volgograd. In Pilsen bringe ich dich durch den Zoll und setze dich in ein Taxi, das dich zu einer Frau namens Chun Hei bringt.«
    Ning sah ihn verwirrt an. »Dan sagte, Sie gehen mit mir?«
    »Njet, njet«, erwiderte Maks kopfschüttelnd. »Ich bin der Pilot. Ich muss ein oder zwei Stunden später wieder zurückfliegen. Keine Angst, du bist sicher.«
    Nings Transportmittel war eine fünfunddreißig Jahre alte Antonov AN-24 aus der ehemaligen Sowjetunion. Da die Turbopropmaschine mit fünfzig Plätzen regelmäßig nach Tschechien flog, musste sie den europäischen Sicherheitsstandards genügen und war in wesentlich besserem Zustand als der Schrotthaufen, mit dem sie aus China herausgeflogen war. Der Rumpf war weiß mit roten und goldenen Streifen gestrichen  – den Nationalfarben Kirgistans  – und an der Seite stand Clanair .
    Ning folgte Maks vorbei an etwa vierzig Leuten, die versuchten, ihre Sachen im Gepäckraum des Flugzeuges unterzubringen. Abgesehen von dem elegant gekleideten Paar aus dem Mercedes waren alle anderen Passagiere Frauen zwischen fünfzehn und Anfang zwanzig.
    Es waren sowohl Chinesinnen als auch Nordkoreanerinnen. Die chinesischen Mädchen sprachen Dialekte aus den armen Provinzen Sezuan und Qinghai. Sie hatten bunte Kleider, rollten Koffer hinter sich her und schnatterten wie auf einem Schulausflug. Die Koreanerinnen waren stiller, trugen triste Kleidung und hatten ihre wenigen Habseligkeiten in altmodischen Koffern oder Plastiktaschen.
    Aber eines hatten alle Frauen gemeinsam: Schönheit. Einige waren klein und kurvenreich, andere groß und laufstegdürr, aber es gab keinen einzigen Schnurrbart, keine platte Nase, fehlende Zähne, Hängebusen oder schlaffe Bäuche.
    Da Ning die Nachrichten über ihren Vater im Fernsehen und in den Zeitungen verfolgt hatte, wusste sie von seiner Menschenschmuggelorganisation. Schaudernd wurde ihr klar, dass sie sich inmitten erstklassiger menschlicher Fracht befand, die für den europäischen Sexhandel bestimmt war.
    Bislang hatte Ning sich mit dem Gedanken getröstet, dass mit der Verhaftung ihres Vaters zumindest Tausenden von jungen Frauen Leid erspart wurde, aber offensichtlich florierte der Handel mit hübschen Mädchen auch ohne ihn.
    Am Fuß der Treppe ins Flugzeug stand ein kirgisischer Zollbeamter. Die Frauen mussten ihm einen kleinen Betrag in chinesischer oder kirgisischer Währung geben, bevor er ihre Pässe prüfte und sie abstempelte. Ning war besorgt, weil sie nur Dollar hatte, aber Maks machte eine Geste, als hebe er ein Glas an den Mund, und der Beamte ließ sie durch, ohne ihren Ausweis auch nur aufzuschlagen.
    Ning ging an dem reichen Paar vorbei, das in einer der vorderen Reihen mit besonders viel Beinfreiheit saß, und setzte sich, wie Maks befohlen hatte, auf den Einzelsitz ohne Fenster hinten im Flugzeug. Daneben befand sich eine kleine Küche, aber Kühlschrank, Herd und Wasserkocher waren abmontiert worden, und die Löcher waren mit Müll gefüllt.
    Sie warf ihren Rucksack in das Gepäckfach über ihrem Kopf, steckte den kirgisischen und den chinesischen Pass in ihre Jeans und schloss den Sitzgurt. Die Nordkoreanerinnen kamen an Bord und starrten die Inneneinrichtung des Flugzeugs an, als wäre es ein Raumschiff. Sie setzten sich erst, als eine breithüftige Stewardess sie auf Koreanisch anbrüllte.
    Ning legte den Kopf an den Rumpf. Sie versuchte nicht an Dan zu denken, weil sie fürchtete, dann weinen zu müssen. Alles um sie herum wirkte korrupt und schmutzig, und nach allem, was sie in den letzten zehn Tagen durchgemacht hatte, schien das schon fast zur Normalität zu werden.
    Sie hoffte, dass es besser werden würde, wenn sie in Europa landeten, aber sie war sich nicht sicher.

23
    Montag ging Ethan das erste Mal wieder in die Schule und Ryan blieb

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