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Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Titel: Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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anzuziehen und die Kopien ihrer Papiere aus dem Schließfach zu holen, dann brachte Lucy sie nach unten.
    Auf dem Weg zum Verwaltungsgebäude kamen sie an einem belebten Hof mit Schaukeln und einem Karussell vorbei. Der Besprechungsraum selbst war klein und es war immer stickig und ein paar Grad zu warm. Nings Sachbearbeiter hieß Steve. Er hatte rotes Haar, Ausschlag von der Rasur, und durch sein dünnes weißes Hemd konnte man seine Nippel sehen.
    »Tag, Ning«, begrüßte er sie höflich. »Setz dich doch.«
    Ning setzte sich auf einen orangen Plastikstuhl, während Lucy an der Tür stehen blieb.
    Steve klickte auf seinen Kugelschreiber und sagte: »Ich muss hier die üblichen Dinge ankreuzen. Zunächst einmal: Ist es richtig, dass du Englisch sprichst und keinen Dolmetscher brauchst?«
    »Ja«, antwortete Ning.
    »Zweitens: Dein Rechtsvertreter kann heute Nachmittag nicht hier sein, wird aber über dieses Treffen informiert werden. Wenn du es wünschst, kannst du nachher am Telefon mit ihm sprechen.«
    Ning nickte. Steve setzte einen weiteren Haken auf seiner Liste und tippte dann auf die Papiere auf seinem Schreibtisch.
    »Nun«, meinte er ernst, »ich komme heute mit unangenehmen Neuigkeiten. Ich werde eine Erklärung vorlesen, da das rechtlich so vorgeschrieben ist: Nach eingehender Prüfung Ihres Antrags auf britische Staatsbürgerschaft wurde entschieden, dass es für Sie keine beweisbare Grundlage dafür gibt, die britische Staatsbürgerschaft zu erlangen oder sich aus einem anderen Grund weiterhin in Großbritannien aufzuhalten. Sie erhalten noch die ausführliche Begründung unserer Beschlussfindung. Sie haben ein begrenztes Einspruchsrecht auf Grundlage des Einwanderungs- und Nationalitätsgesetzes von 2002. Wir haben die chinesischen Behörden von unserer Absicht, Sie in die Volksrepublik China zurückzubringen, in Kenntnis gesetzt.«
    Ning hatte das Gefühl, als hätte sie einen Schlag bekommen.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte sie bebend. »Ingrid war Britin und sie hat mich legal adoptiert.«
    Steve kippte seinen Stuhl zurück und verschränkte die Finger.
    »Unglücklicherweise ist es uns nicht gelungen, irgendwelche Angaben zu dieser Ingrid zu finden.«
    »Sie hat als Stripperin gearbeitet«, sagte Ning. »Vielleicht war Hepburn ihr Bühnenname. Wollten Sie nicht auch bei der Armee nachfragen?«
    »Das Militär hat keine Unterlagen über eine Ingrid Hepburn«, antwortete Steve. »Ich habe auch einen Beamten zu der Adresse in Bootle geschickt, wo angeblich deine Tante wohnen soll. Die jetzigen Bewohner leben dort schon seit zwei Jahren und frühere Mieter konnten wir nicht ausfindig machen.«
    »Und was ist mit meinem Akzent?«, fragte Ning verzweifelt. »Die anderen hier ärgern mich immer, weil ich Englisch spreche wie ein Liverpool-Chinese. Das habe ich von Ingrid, woher denn sonst?«
    »Ein Akzent ist keine Grundlage für eine Staatsbürgerschaft«, erklärte Steve. »Es tut mir leid. Ich habe deine Aussagen gründlich überprüft, aber es gibt keinen Grund, dich in Großbritannien bleiben zu lassen.«
    »Und was ist mit Mitgefühl oder einem Flüchtlingsstatus?«, mischte Lucy sich ein.
    Steve sah sie verlegen an. »China hat ein funktionierendes Fürsorgesystem für Kinder. Bei ihrer Landung in Peking wird Ning von Mitarbeitern des Jugendschutzes in Empfang genommen werden.«
    »Jugendschutz«, meinte Ning verächtlich, »die werden mich in irgendeiner Reformschule im Nirgendwo abladen.«
    »Ning, ich kann dich gut verstehen«, sagte Steve. »Aber ich muss im Rahmen gewisser Richtlinien und Gesetze handeln. Ich habe keinen persönlichen Spielraum.«
    »Was soll das Ganze überhaupt?«, schrie Ning, sprang auf, packte den Schreibtisch und ließ ihn kräftig auf den Boden knallen. »Warum sollte mich das alles überhaupt interessieren?«
    Lucy legte Ning beruhigend die Hand auf die Schulter.
    »Es gibt nur einen Flug täglich von Edinburgh nach Peking«, sagte Steve. »Und ich glaube, für den morgigen Flug sind noch Plätze frei.«
    Ning zitterte, und Tränen traten ihr in die Augen, als sie mit Lucy wieder über den Hof ging.
    »Wahrscheinlich ist es in China gar nicht so schlimm, wie du glaubst«, sagte Lucy, als sie Ning an ihrer Zellentür ablieferte.
    Sie meinte es nur gut, doch Ning war gereizt, denn sie hatte schließlich die ersten vier Lebensjahre in einem chinesischen Waisenhaus verbracht, während Lucy keine Ahnung hatte, worum es ging.
    »Du siehst niedergeschlagen aus«,

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