Top Secret - Der Verdacht
beschlossen, der ihnen helfen sollte, die Wahrheit über Denis Obidins illegale Waffenverkäufe ans Licht zu bringen.
James’ Anwesenheit war ärgerlich, hielt aber weder Sebastian Hilton noch Boris oder Isla von ihrem Ziel ab. Ihr Plan blieb derselbe: Boris und Isla würden Denis Obidin ermorden und dann aus Aero City flüchten und erzählen, sie hätten ihn in Notwehr nach einem heftigen Streit getötet. Der Umstand, dass James höchstwahrscheinlich festgenommen und von Vladimir Obidin gefoltert und getötet werden würde, rührte sie so wenig, dass sie es nicht einmal für nötig hielten, ihn unter einem Vorwand am Abend des Mordes aus der Stadt zu schicken.
Nach dem Mord wären Boris und Isla nach England zurückgekehrt und hätten Lord Hiltons Geld eingesteckt. Im Anschluss an eine kurze Untersuchung, bei der sie die einzigen glaubwürdigen Zeugen abgegeben hätten, wäre James’ Tod dann als Begleiterscheinung eines tragischerweise schiefgelaufenen Einsatzes deklariert worden.
Zum Glück für James hatte sich Sebastian Hilton verrechnet. Boris und Isla waren getötet worden, während James entkommen war. Und was noch unangenehmer war: Niemand beim MI5 hatte gewusst, dass ein CIA -Team in Aero City arbeitete, das nicht nur Boris, Isla und James als Agenten des britischen Geheimdienstes enttarnt hatte, sondern auch noch eindeutige Videobeweise für den kaltblütigen Mord an Denis Obidin besaß.
James war erleichtert, endlich die Wahrheit zu kennen – zumindest zum größten Teil –, aber ein ungutes Gefühl blieb. Ewart kannte die Fakten seit mehreren Tagen, manche bereits seit einer Woche; trotzdem hatte er ihn im Unklaren gelassen und ihn sogar darauf hingewiesen, dass es mit seiner CHERUB -Karriere vorbei sein könnte.
Zuunterst in seinem Stapel stieß James auf ein letztes Blatt mit handschriftlichen Notizen von Ewart.
»Verabredungen!«, rief er so euphorisch, wie man es nach vier Stunden Speedreading nur sein kann.
»Is was, Doc?«, fragte Dana.
»Das Wichtigste musste ja ganz unten im Stapel sein, oder?« James hielt das Blatt hoch. »Erinnerst du dich an die beiden Leute auf der Liste, die nicht tot sind? Sieht so aus, als hätte sich Ewart morgen mit beiden verabredet. Die erste Verabredung hat er um halb zehn mit unserem Journalistenfreund Jason McLoud. Und anschließend geht er mit der geheimnisvollen Sarah Thomas essen.«
»Dann wissen wir jetzt also, wohin er unterwegs ist«, meinte Dana. »Aber wir wissen immer noch nicht, was er vorhat. Für jemanden, der dich hereinlegen will, scheint mir das immer noch eine ziemlich gründliche Untersuchung zu sein.«
»Das schon«, sagte James. »Aber ich werde von der Hälfte der Kids auf dem Campus aufgezogen, ich liege praktisch jede Nacht mit Bauchschmerzen wach, und das alles nur, weil Ewart es nicht für nötig hält, mir zu sagen, dass er weiß, dass ich unschuldig bin. Da muss doch etwas faul sein!«
»Es ist eindeutig merkwürdig«, stimmte ihm Dana zu. »Doch was hätte er dabei zu gewinnen?«
»Geld wahrscheinlich«, vermutete James achselzuckend. »Die Hiltons sind Milliardäre, und Sebastian könnte eines Tages Minister für den Geheimdienst, vielleicht sogar Premierminister werden. Wenn Ewart den Hiltons hilft, könnte sein Lebensstandard sehr viel angenehmer werden.«
»Und du meinst, Zara macht da mit?«
Diesen Aspekt konnte James nicht so ohne Weiteres schlucken. Zara hatte immer zu seinen Lieblingspersonen auf dem Campus gezählt. »Keine Ahnung«, meinte er. »Vielleicht … vielleicht hat Ewart ja auch vor, mit einer Stripperin durchzubrennen oder so.«
»Vielleicht ist er auch nur vorsichtig und wartet ab, bis er sich seiner Untersuchungsergebnisse absolut sicher ist.«
»Aber warum lügt er mich an?«, beharrte James. »Die Videobeweise sprechen mich eindeutig frei. Warum lässt er mich noch eine ganze Woche Höllenqualen leiden? Ich habe Ewart nie gemocht, und ich würde meine linke Nuss darauf verwetten, dass er irgendetwas im Schilde führt.«
»Da gibt es nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, behauptete Dana.
»Und die wäre?«
»Wir wissen, wo Ewart morgen früh um halb zehn ist. Wir können ihm folgen, um zu sehen, was er vorhat und mit wem er zusammenarbeitet.«
»Das ist riskant«, fand James.
Lachend sah Dana auf die Stapel streng geheimer Dokumente. »Das hier etwa nicht? McLouds Haus ist nur etwa eine Stunde von hier entfernt. Ich gehe jetzt los und bringe die Papiere zurück ins
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