TOP SECRET - Die Sekte
erwiderte John. »Aber denkt daran, wenn es gefährlich wird, ist das Wichtigste eure Sicherheit. Schnappt euch die Schlüssel vom erstbesten Fahrzeug, und macht, dass ihr wegkommt. Chloe und ich waren schon da draußen und haben die Arche ausspioniert. Wir haben eine alte Farm etwa zwanzig Kilometer weiter gemietet. Wir werden Autos vor Ort brauchen. Ich schätze also, dass wir uns gleich morgen früh auf den Weg machen. Abends sollten wir da sein.«
»Wie sieht es mit unserer Verbindung aus?«, wollte James wissen.
»Dazu wollte ich gerade kommen. Die Mini-Funkgeräte sind auf dem Flug von Melbourne hierher. Die Ingenieure von ASIS haben jede Menge Tests durchgeführt, um sicherzustellen, dass sie robust genug sind, um die Stöße und die Feuchtigkeit im Inneren eines Schuhs auszuhalten, und die Herren Wissenschaftler glauben, dass sie die Lösung gefunden haben.«
»Und wie erhalten wir sie?«
»Heute Abend klappt das auf keinen Fall mehr. Die Arche selbst ist streng abgeriegelt, aber jeden Tag machen die Kinder einen Morgenlauf um das Anwesen, so wie ihr in Brisbane um das Einkaufszentrum. Versuch, hinter der Meute zu bleiben, und halte Augen und Ohren offen nach einem Zeichen oder einem versteckten Päckchen.«
»Was für ein Zeichen?«
»Das wissen wir noch nicht.«
»Das klingt nicht gerade beruhigend, John.«
»Das ist mir klar, James. Es tut mir leid. Bei diesem Einsatz passiert alles sehr kurzfristig. Noch etwas: Wenn ihr über die Mission sprecht, benutzt keines der Telefone in der Arche. Mehrere Patienten von Miriam haben ihr berichtet, dass Eleanor Regan die Zentrale verwanzt hat. Es geht auch das Gerücht, dass die Büros und Zimmer der leitenden Sektenmitglieder ebenfalls verwanzt sind. Wenn ihr also miteinander über den Einsatz sprecht, dann tut es leise und möglichst im Freien oder an öffentlichen Orten.«
»Verstanden«, sagte James. »Ich gebe es an Lauren weiter.«
»Gut«, meinte John. »Viel Glück.«
James schüttelt den Kopf. »Hört sich an, als könnten wir es brauchen.«
In der Propellermaschine saßen sechs Passagiere. James und Lauren hockten eingezwängt in der dritten Reihe.
Hinter ihren Köpfen waren Frachtpaletten aus Aluminium festgezurrt. Als sie abhoben, war es bereits dunkel, und der zweieinhalbstündige Flug führte über siebenhundert Kilometer absolutes Nichts: schwarze Wüste, keine Beleuchtung, nur gelegentlich schien der Mond auf eine felsige Gebirgskette.
Das Bewusstsein der riesigen Entfernung und Isolation sowie die auf Kühlschranktemperatur eingestellte Klimaanlage ließen James einen Schauer nach dem anderen über den Rücken laufen. Er wollte Lauren eine Million Dinge sagen, aber mit vier Survivors in den Sitzen vor ihnen mussten sie still sein. Die Rückenlehnen waren senkrecht eingestellt und der Platz insgesamt so knapp, dass an ein Schläfchen nicht zu denken war; daher musste sich James damit begnügen, die Fluglektüre durchzublättern: einen zerlesenen Katalog mit kitschigen Souvenirs der Arche und DVDs der besten Reden von Joel Regan, dessen Zahnpastalächeln von jedem Cover strahlte.
Beim Durchblättern stellte er fest, dass Laurens Kopf an seine Schulter sank, dann legte sie die Hand unter der Armlehne auf sein nacktes Knie. James legte seine eigene Hand darüber, verschlang die Finger mit ihren, und so blieben sie Ewigkeiten sitzen.
Während der letzten hundertfünfzig Kilometer des Fluges erhellte ein orangefarbenes Leuchten den Horizont, das immer größer und heller wurde, bis man drei gigantische Turmspitzen erkennen konnte, golden angemalt und in gelbem Licht erstrahlend, und dazwischen
erhob sich eine der größten Kuppeln der Welt. An jeder Ecke der sechseckigen Umgrenzung stand ein dicker Turm, gekrönt mit einem dreißig Meter hohen Kreuz, um die Teufel abzuwehren.
James hatte schon Fotos von der Arche gesehen, aber auf dieses gigantische Ausmaß war er nicht vorbereitet. Die Arche war eine Mischung zwischen Festung und Las-Vegas-Glamour und auf jeden Fall das Letzte, was man mitten im australischen Outback zu sehen erwartete. James hielt nicht viel von Joel Regan und der Art, wie er sein Vermögen durch Gehirnwäsche und Betrug gemacht hatte, aber dieses Schauspiel beeindruckte ihn unwillkürlich.
Als der Pilot eine scharfe Kurve flog, um die Landebahn anzusteuern, flüsterte Lauren: »Das ist das Verrückteste, was ich je gesehen habe.«
Das kleine Flugzeug war auf einer grasgesäumten Piste gestartet, senkte sich aber auf
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