Topchter der Köingin Tess 1
und an Bord. Jecks Pferd stellte die Ohren auf und folgte Tuck von ganz allein. Atemlos wartete ich an der Reling auf den Wallach und hoffte nur, dass er nicht auf den schleifenden Führstrick treten und sich furchtbar erschrecken würde. Aber der Schwarze nahm die steile Rampe wie ein erfahrenes Streitross.
Duncan fluchte leise, als er bemerkte, dass Jecks Rappe einfach von selbst an Bord kam, aber ich freute mich sehr, vor allem als das schwarze Pferd an Deck sogleich zu mir kam und die Nase in meine Hände schob. Meine Handflächen kribbelten wieder, und das Pferd schien die Wärme an seiner empfindlichen Nase zu genießen. »Du bist ein feines Pferd«, raunte ich. Da kam der Erste Offizier auf uns zu.
»Duncan?«, bellte der Mann, und Jecks Pferd legte kurz die Ohren an. Der Mann würdigte mich keines Blickes, doch seine Feindseligkeit war deutlich zu spüren.
Ich warf Duncan einen Blick zu, der aus tiefstem Herzen seufzte. »Ja«, sagte er tonlos.
Der Erste Offizier runzelte die Stirn. »Das heißt ›Jawohl, Herr Offizier‹«, sagte er. »Oder du verlierst deine Bierration.«
»Jawohl, Herr Offizier«, brummte Duncan, der sich über die Aussicht auf Bier nicht so zu freuen schien, wie ich gedacht hätte.
Der Mann brummte, offenbar zufrieden. »Binde die Pferde an der Kombüsenwand an, verstau deine Sachen, und dann kommst du zu mir«, befahl er. »Der Kapitän hat gesagt, ich soll dafür sorgen, dass du beschäftigt bist und niemandem in die Quere kommst.«
»Jawohl, Herr Offizier«, wiederholte Duncan mürrisch.
Der Erste Offizier ließ den Blick von meinen schmutzstarrenden Stiefeln bis hinauf zu meinem halb gelösten Haarknoten wandern. Abschätzig rümpfte er die Nase und wandte sich ab. Das war das einzige Anzeichen dafür, dass er mich überhaupt zur Kenntnis genommen hatte. Während ich früher auf einer Entschuldigung bestanden und ihn bis nach Brenton mit äußerster Herablassung herumkommandiert hätte, war ich nun eher geneigt, mir auf die Zunge zu beißen. Das fiel mir nicht so schwer, wie ich geglaubt hatte. Diese Kerle waren doch alle Esel, bis auf den Kapitän.
»Wo ist diese Schohgrube von einer Kombüse?«, fragte Duncan so übellaunig, dass ich erschrak.
Ich tätschelte Jecks Pferd ein letztes Mal. »Da drüben vermutlich«, sagte ich und ging auf die kleine Hütte am Bug zu. Meine Pferde klapperten hinter mir drein. Ich fragte mich, was Duncan so aufgebracht hatte, denn inzwischen glaubte ich nicht mehr, dass es nur das entgangene Bier sein konnte.
Zwischen der Kombüse und dem zweiten Mast war kaum Platz für alle drei Pferde, doch zumindest waren sie hier vor dem Wind geschützt. Und die in der Wand verankerten Ringe verrieten mir, dass auf diesem Schiff schon zuvor Tiere transportiert worden waren. Ich ignorierte Duncans halblaute Bemerkungen darüber, wer wohl hinter den Pferden herputzen würde, schnallte die Bündel ab und legte sie auf einen Haufen.
»Wohin?«, fragte Duncan barsch, Reitkissen und Bündel schon in Händen.
Ein Ruf vom Steuerrad her ließ uns herumfahren. »Unter Deck!«, brüllte der Erste Offizier und deutete auf die Erhöhung, die fast die gesamte Mitte des Decks einnahm. Sie war über kniehoch und sorgte dafür, dass der Raum darunter Stehhöhe hatte. An einem Ende befand sich eine lukenähnliche, niedrige Tür, und dorthin zeigte der Erste Offizier. »Und beeil dich!«, fügte er hinzu.
Mit zusammengebissenen Zähnen stapfte Duncan über das Deck. Ich wurde immer unsicherer und beeilte mich, ihm mit meinen Sachen zu folgen. Die Mannschaft bewegte sich ohne viele Befehle um uns herum und bereitete alles zum Ablegen vor. Duncan warf die Sachen durch die Öffnung nach unten, drehte sich dann um und stieg rückwärts die steile Leiter hinunter. Während ich wartete, bis ich dran war, versuchte ich mich zu erinnern, ob ich irgendetwas getan hatte, das ihn so wütend machte.
Ich stieg nach ihm hinunter und zögerte unwillkürlich, als der saubere Geruch von Wind und Salz feuchtkalter, muffiger Luft wich. Es roch nach nassem Tau, Moder, ungewaschenen Männern, feuchter Wolle – und Ratten. Ich hatte gewusst, dass es unter Deck unangenehm sein würde, aber das hier war grauenhaft. Ich warf Duncan einen Blick zu und war froh, dass ich heute Nacht an Deck frieren würde.
Duncan brummte vor sich hin und suchte nach einem geeigneten Platz für seine Sachen. Langsam gewöhnten sich meine Augen an das wenige Licht, das durch schmale Lüftungsschlitze zwischen
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