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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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schrägen Latten zu beiden Seiten des im Deck versenkten Raums hereinfiel. In der Mitte war ein kleiner freier Platz mit einem Tisch, der am Boden befestigt war. Darum herum zog sich eine Reihe schmaler, niedriger Schlafkojen, die direkt in die Schiffswand eingebaut waren. Die wenigen persönlichen Habseligkeiten, die ich sah, waren sorgfältig zurechtgelegt, und neben den meisten Betten stand eine verschlossene Truhe.
    Vor und hinter diesem Wohnquartier waren Lagerräume, und ich ließ Duncan allein, um mich umzusehen. Fässer zogen sich in der Mitte des Schiffsrumpfs entlang, und die eingebrannten Symbole sagten mir, dass einige Wasser enthielten, die meisten jedoch Bier. Beutel hingen wie Früchte von der Decke. Ich entdeckte ein paar Schaffelle, die in einer Ecke aufgestapelt waren, und fragte mich, ob der Kapitän sie für einen besonderen Kunden zurückgehalten hatte. Nein, entschied ich dann, als ich mich weiter umsah, der Kapitän hatte offenbar ein bisschen von allen seinen vergangenen Ladungen aufbewahrt.
    Ich fand ein kleines Fass hervorragenden Weins mit einem Stempel aus Lovrege darauf, eine Kiste Töpferwaren von den unteren Inseln und drei Säckchen reinen, weißen Sand für die Glaserei. Die meisten Strände des Königreichs waren felsig, solcher Sand also sehr selten. Der Kapitän war offensichtlich weit herumgekommen.
    Plötzlich waren laute Stimmen zu hören, donnernde Schritte hasteten über das Deck, gefolgt von dumpfem Gesang und rhythmischem Geklapper. Etwas stieß seitlich gegen den Schiffsrumpf.
    Die erhobenen Stimmen klangen nicht zornig, nur laut. Ich spürte, wie sich der Boden bewegte, und vor Aufregung sog ich zischend den Atem ein.
    Duncan bemerkte meine Begeisterung und warf mir einen müden Blick zu. Mit zusammengepressten Lippen wandte er sich der Leiter zu und brummte etwas über seine Hände. Ich eilte ihm nach und nahm mir vor, mir von seiner Laune nicht meine erste Segelfahrt verderben zu lassen. Kavenlow hatte mich nie aufs Meer hinausgebracht, sosehr ich auch darum gebettelt hatte. Die Macht von Costenopolis lag auf dem Wasser, und ich hatte seine Weigerung immer als furchtbar ungerecht empfunden.
    Als ich hinter Duncan aus der Luke stieg und ins seltsame, silbrige Licht dieses Sonnenuntergangs blinzelte, fiel mein Blick auf die Takelage. Das Großsegel war gesetzt und blähte sich in einem leichten Wind. Langsam senkte ich den Kopf. Wir hatten bereits vom Pier abgelegt, und ich sah ihn erleichtert hinter uns zurückbleiben. Ein weiteres Hindernis zwischen Jeck und mir, eines weniger zwischen mir und Kavenlow.
    Vor uns waren zwei Schiffe, deren Masten sich scharf vor den Wolken abhoben. Dahinter war nur eine schwarze Linie zu sehen, der Horizont der weiten Bucht. Das Glitzern der Abendsonne auf der Wasseroberfläche vor dem Hintergrund der violetten Wolken war atemberaubend. Meine Schultern entspannten sich beim Anblick solcher Schönheit. »Wäre ich doch nur als Mann geboren worden – dann könnte ich zur See fahren«, murmelte ich.
    »Ja«, ertönte die Stimme des Kapitäns hinter uns, und Duncan und ich fuhren herum. Ich legte eine Hand vor den Mund und spürte, dass mein Gesicht vor Verlegenheit warm wurde. »Sie ist … schön«, sagte der gedrungene Mann zögerlich, und es war offensichtlich, dass er seine Gefühle ungern offenbarte. »Ich fand schon immer, dass das Meer, ganz gleich bei welchem Wetter, einen Anblick bietet, den man nicht beiläufig abtun darf. Aber das kann ich diesen Rüpeln nicht sagen.« Er warf einen Blick auf seine Mannschaft, die sich in zwei Gruppen geteilt hatte und das zweite Segel hisste. Ehe ich etwas erwidern konnte, straffte er die Schultern und nahm eine offizielle Haltung an. »Habt Ihr Eure Sachen verstaut?«, fragte er, und ich nickte.
    Duncan öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch jemand rief seinen Namen, und er drehte sich um. »Was ist?«, rief er, bemerkte dann, dass er mit dem Ersten Offizier sprach, und fügte hinzu: »Ich meine, jawohl, Herr Offizier?«
    »Ich rede mit dem Kapitän, nicht du!«, brüllte der Mann vom Steuerrad her. »Du bist hier Matrose, nicht Passagier. An die Schoten mit dir!«
    Duncan ließ die Schultern hängen. »Genau deshalb habe ich mir meinen Beruf ausgesucht«, brummte er so leise, dass nur ich ihn hören konnte, als er sich abwandte. »Ich hasse es, wenn mir jemand Befehle erteilt.«
    Ich seufzte mitfühlend, als mir klar wurde, woher seine üble Laune kam. Für ihn würden das zwei lange Tage

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