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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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werden.
    Kapitän Borlett beobachtete aufmerksam die beiden größeren Schiffe vor uns. »Wir haben noch Zeit, ehe wir in deren Windschatten geraten«, sagte er und bedeutete mir, ihm zu folgen. »Ich zeige Euch meinen Schreibtisch.«
    Mir fiel auf, wie viel besser die gedrungene Statur des Kapitäns wirkte, während er sich selbstsicher über das Deck bewegte. Der Blick des Ersten Offiziers war beinahe spürbar, als wir uns dem Steuerrad und dem halb im Deck versenkten Raum davor näherten. Meine Haut kribbelte, doch ich ignorierte den Mann, als ich an ihm vorüberging, um zu der Luke zu gelangen. Kapitän Borlett kletterte vor mir hinab und bot mir gut gelaunt die Hand, um mir zu helfen. Bei der Erinnerung an den Gestank in der anderen Kajüte hielt ich den Atem an. Doch mein erstes zögerliches Schnuppern entlockte mir ein Lächeln. Der kleine Raum roch nach Leder, Zwirn und Polierpaste.
    Zwei Stühle und ein kleiner Tisch, übersät mit Karten und glänzenden Instrumenten, über die ich nicht das Geringste wusste, nahmen einen Großteil der Kajüte ein. Eine prachtvolle Karte der gesamten Küste und der vier angrenzenden Königreiche bedeckte die vordere Wand fast vollständig, und ich beneidete den Kapitän darum, dass er beinahe jeden dargestellten Punkt schon selbst gesehen haben musste. Der Raum hatte zwei Türen, und Kapitän Borlett öffnete eine davon. »Dies ist meine Kabine«, sagte er. »Die andere gehört meinem Ersten Offizier.«
    Ich raffte die Röcke, als ich über die erhöhte Schwelle trat. Er folgte mir nicht, sondern blieb in der Tür stehen, und dafür war ich ihm dankbar. Seine Kabine war gar nicht einmal so klein, aber derart mit wunderbaren und seltsamen Dingen vollgestopft, dass für ihn kein Platz mehr gewesen wäre. Wenn ich es nicht schon vermutet hätte, wäre mir spätestens jetzt klar geworden, dass der Kapitän gern kostbare und schöne Dinge sammelte.
    Kapitän Borlett beugte sich durch die Türöffnung. Er zog einen Mantel von dem unordentlichen Schreibtisch und warf ihn auf das schmale, in die Wand eingebaute Bett. Sein Versuch, etwas aufzuräumen, bewirkte rein gar nichts, doch nun konnte ich die Papiere sehen, unter denen irgendwo die Tischplatte verborgen war. Durch drei kleine Fenster auf Kopfhöhe hatte man einen Ausblick aufs Deck aus etwa kniehoher Perspektive, doch das ganze Durcheinander wurde hauptsächlich von einer Öllampe erhellt, die schwenkbar aufgehängt war. Ich schluckte, nun doch ein wenig beunruhigt. Wenn der Zustand seiner Kabine darauf schließen ließ, wie er seine Bücher führte, steckte ich in Schwierigkeiten.
    »Ein Teil der Aufzeichnungen ist in der Tasche da«, sagte er und deutete darauf. »Aber die meisten liegen auf dem Schreibtisch. Papier ist in der Schublade – glaube ich.« Dem stämmigen Mann schien das Durcheinander nicht im Mindesten peinlich zu sein, im Gegenteil – er rieb sich erfreut die Hände. »Ihr findet mich an Deck, falls Ihr meine Schrift nicht entziffern könnt.«
    »Ja. Danke sehr.« Ich griff nach einem bekritzelten Zettel. Fünf Kisten Granit … nein, Getreide aus Geants. Ich runzelte die Stirn. Es musste aber etwas aus Granit sein, wenn es aus Geants kam. »Kapitän?«, rief ich, als er im Vorzimmer verschwand.
    Er steckte nur halb den Kopf durch die Tür, als könne er es kaum erwarten, den Papieren zu entkommen. »Ja, ja. Was gibt es denn?«
    Ich hob den Blick von der beißend riechenden Tinte. »Die Fässer im vorderen Laderaum …«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Das Bier? Ich habe Euch gesagt, dass Ihr Euch selbst versorgen müsst.«
    »Ich möchte mich nach dem Wasser erkundigen«, erklärte ich geduldig. »Wie viel steht mir davon zu?«
    »So viel Ihr trinken wollt, würde ich sagen. Aber nichts zum Waschen für Euch oder Eure Kleidung.« Ein Lächeln erschien auf seinem runden Gesicht. »Euer Bursche kann meinen Ersten Offizier um die Reste bitten, die ihm von seiner Arbeit übrig bleiben, falls Ihr etwas davon haben wollt. Er wird bald genug das Deck schrubben. Aber Haron ist knauserig mit dem Wasser. Es ist ihm einmal auf hoher See ausgegangen, und er wäre gestorben, wenn er nicht Fallen an Bord ausgelegt und darin Vögel und Ratten gefangen hätte. Bei dem geht kein Wasser über die Reling, ehe es so schwarz ist, wie mein Bart früher war.«
    Ich runzelte die Stirn und ertappte mich dabei, wie ich mir Regen wünschte. Ich hatte kaum noch Geld, aber ich versuchte nun schon seit vier Tagen, endlich zu baden.

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