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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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krümmte sich und taumelte mit einem atemlosen »Uuuf« einen Schritt zurück.
    Ich warf mir das Haar aus den Augen und sah mich nach der Prinzessin um. Sie stolperte über ihre Röcke und den Umhang, während sie versuchte, aufzustehen und sich zu dem Ziegenhirten zu flüchten. Ihr Kleid war zerknautscht, ihre Frisur aufgelöst. Sie schluchzte, und ich kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, du hast unsere Lage noch nicht ganz begriffen«, sagte ich und stürzte ihr nach.
    Ein Schatten warf sich zwischen uns, und ich prallte gegen Kavenlow.
    »Kavenlow!«, rief ich und blieb stehen. Er war wie ein Jäger gekleidet, in schwarzes Leinen und Leder. Den Dolch trug er offen, nicht wie sonst verborgen, und sein Blasrohr steckte in seinem Hutband, bereits geladen. Seine Stirn war besorgt gerunzelt, der Mund wirkte missbilligend schmal.
    Angst flackerte in mir auf, dann Wut. »Ihr habt mich belogen!«, rief ich, und all der Kummer der vergangenen acht Tage stürzte über mir zusammen. »Ihr habt gelogen – und mich dann im Stich gelassen!«
    Seine strenge Miene wich einem verständnisvollen Ausdruck, und er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Immer mit der Ruhe«, sagte er besänftigend. »Natürlich wollte ich nicht, dass du es so erfährst. Aber findest du wirklich, die Prinzessin zu ohrfeigen, sei der beste Weg, sie näher kennenzulernen, Tess?«
    Als ich meinen Namen hörte, brach etwas in mir. »Das ist nicht mein Name!«, schrie ich, außer mir vor Wut. Ich schlug gegen seine Schulter, um ihn zu vertreiben, doch er ließ mich nicht los. »Das ist ihr Name!«, rief ich und stieß mit der Handfläche gegen seine Brust. »Ich habe nicht einmal einen eigenen Namen. Ihr habt mich belogen. Mein ganzes Leben ist eine Lüge!« Es schnürte mir die Kehle zu, und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, obwohl ich mich dafür verabscheute.
    »Psst«, raunte er, als mir die erste Träne über die Wange rann. »Alles wird gut.«
    »Nein, wird es nicht!«, begehrte ich auf und versuchte erneut, ihn wegzustoßen, doch er zog mich noch näher zu sich heran. Der vertraute Geruch nach Pferden und Tinte ließ Erinnerungen an Bücher und Reitstunden, an lange Abende der Unterhaltung und Zerstreuung in mir aufsteigen. Meine Wut verrauchte allmählich, weil ich mir eingestehen musste, dass alles verloren war. Alles.
    Ich hielt den Atem an, und mir dröhnte der Kopf. In meiner Kehle staute sich ein Schrei auf, der sich schließlich Bahn brach. Meine Eltern waren tot. Mein Leben war wie weggewischt. Er war der Einzige, der mir noch blieb. Ich klammerte mich an seinen Umhang und barg den Kopf an seiner Brust. Heftiges Schluchzen schüttelte mich, als sich das letzte bisschen Willenskraft endgültig auflöste.
    »Psst«, sagte er und drückte sacht meinen Kopf an seine Brust, wie er es früher getan hatte, wenn ich einmal vom Pferd gefallen war. Seine Hand, die über mein Haar strich, fühlte sich beruhigend und vertraut an. »Es ist alles gut. Alles wird wieder gut.«
    »Aber ich weiß nicht, wer ich bin«, schluchzte ich und konnte nicht mehr aufhören zu weinen. »Warum habt Ihr es mir nicht gesagt? Warum?«
     
    22
     
    Kavenlow drückte mir einen Becher Tee in die Hand. Ich nahm ihn an, ohne aufzublicken. Meine Hände waren steif vor Kälte, doch die Wärme des Bechers half nicht gegen das Frösteln, das mich überkommen hatte. Ich fühlte mich leer und saß wie betäubt auf dem Baumstamm am Feuer. Die Prinzessin warf mir vom anderen Ende des Lagers aus dem Schutz des Karrens hervor finstere Blicke zu, während sie sich den Schmutz aus dem Haar bürstete. Der Ziegenhirte, oder vielmehr Thadd, stand neben ihr und wirkte lächerlich fehl am Platze. Eine Seite ihres Gesichts war von meiner Ohrfeige gerötet, und sie hatte eine Beule an der Stirn, weil ich sie zu Boden geworfen hatte.
    Ich seufzte leise. Sie hatte meine Geduld reißen lassen wie einen seidenen Faden, und ich hatte mich aufgeführt wie das Gossenkind, als das sie mich beschimpft hatte. Aber sie hatte behauptet, sie hätten mich nicht geliebt.
    Duncan unterhielt sich mit gedämpfter, aber drängender Stimme mit Kavenlow. Schließlich gab er einen entschlossenen Laut von sich und verstummte. Stoff raschelte, und Kavenlow setzte sich neben mich. »Du hast dir das Haar abgeschnitten«, sagte er anstelle einer Begrüßung und zutiefst bekümmert.
    Mir drehte sich das Herz im Leibe um, und ich fragte mich, ob er mich schlagen würde. Verdient hätte ich es gewiss.

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