Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
Vom Netzwerk:
zu hören.
    Panisch sog ich die Luft ein. Jeck prallte gegen mich und riss mich von Garrett fort. Der Geruch von Pferden drang mir scharf in die Nase. Ich rammte Jeck den Pfeil in den Körper, an einer Stelle, wo sein Wams leicht offen stand und Haut entblößte.
    »Verdammt«, hörte ich ihn keuchen, doch seine Finger packten mich umso fester, statt schlaff herabzufallen, wie ich erwartet hatte. Er drückte mich zu Boden. Mein Arm war noch frei, und ich tastete verzweifelt nach einem weiteren Pfeil. Warum fiel er nicht endlich um?
    In Panik kratzte ich ihn mit dem neuen Pfeil so heftig am Hals, dass Blut hervorquoll. Seine Finger erschlafften. Es presste mir den Atem aus der Lunge, als sein Gewicht auf mich herabfiel. Sein Atem ging keuchend. Ich konnte die beginnenden Krämpfe in ihm spüren.
    Hastig schob ich ihn von mir, meinen letzten Pfeil schon in der Hand. Ich wartete einen atemlosen Moment lang tief geduckt, raffte dann meine Röcke und schlich zum Durchgang. Als ich um die Ecke spähte, fand ich den Bankettsaal leer und verlassen vor. Da ich nun sicher war, dass niemand etwas gehört hatte, drehte ich mich um.
    Garrett war bewusstlos, Jeck jedoch nicht. Er war nicht nur wach, sondern hatte es sogar geschafft, sich an der Wand in eine sitzende Position hochzuschieben. Er beobachtete mich, obwohl sein Blick immer wieder verschwamm. Seine Körpermasse allein konnte nicht erklären, dass er die Wirkung zweier Giftpfeile so gut abwehren konnte. Er musste eine gewisse Immunität besitzen, und ich fragte mich, wo er die erworben hatte. Der Ausdruck in seinen Augen zeigte deutlich die Überzeugung, dass ich jetzt seinen Prinzen ermorden würde.
    Innerlich zitternd ging ich zu dem niedergestreckten Garrett hinüber. Ich hockte mich hin und schob ein wenig Stoff beiseite. Die Haut darunter war noch nicht vom Alter gehärtet, sondern weich und sommersprossig. Er war nicht älter als ich. Meine Finger zitterten. Ich hatte noch nie jemanden getötet.
    Auf einmal war mir schlecht. Ich schloss die Augen, als mein Rachedurst bitter Vergeltung forderte. »Er hat meine Eltern ermordet«, flüsterte ich und versuchte, wütend zu werden. Garrett erschauerte in seiner Ohnmacht. Ich verfluchte meine Unentschlossenheit, meine Schwäche. Für das, was er getan hatte, verdiente er den Tod.
    »Nein«, sagte ich, stieß den Atem aus und rückte von ihm ab. Ihn jetzt zu töten, wäre ein Fehler. Garretts Männer hielten den Palast und die Garnisonen. Ich musste mindestens den Palast wieder unter meine Kontrolle bringen, denn sonst würde König Edmund mit einem Rachefeldzug über uns herfallen und zu Ende bringen, was sein Sohn begonnen hatte. Und den Palast konnte ich nicht allein zurückerobern. Ich brauchte Hilfe.
    Mein Kopf hob sich, während sich mir der Magen umdrehte. Ich brauchte den Kanzler. Ich brauchte Kavenlow.
    Also steckte ich den letzten Pfeil wieder in mein Haar und ging zu Jeck hinüber. Er zitterte von dem Gift. Ich war beeindruckt – er hätte tot sein müssen. Er beobachtete mich, und in seinen Augen stand Schmerz, aber keine Angst, als wartete er darauf, aus welcher Richtung der Wind wehen würde. »Ich werde mein Volk nicht einem Krieg aussetzen, der sich am Tod eines einzelnen Dummkopfs entzündet«, flüsterte ich. »Ich fliehe nicht vor Euch, sondern ich gehe fort, um Hilfe zu holen – und um Garrett eine Chance zur Flucht zu geben. Sagt Eurem König, dass ich das Leben seines Sohnes ein Mal verschont habe. Wenn ich in meinen Palast zurückkehre und ihn immer noch hier vorfinde, werde ich ihn töten.« Ich blickte auf, als ich den Koch im Durchgang zur Küche hörte.
    »Aber Ihr seid … nicht die … Prinzessin vom Roten Mond«, stieß Jeck ächzend hervor, und sein Oberlippenbart zuckte vor Anstrengung, die Worte über die Lippen zu bringen.
    Da hatte er recht. Ich blinzelte überrascht. Das hatte ich vergessen. Ich beugte mich vor, obwohl mir bewusst war, dass mir nur noch Augenblicke blieben. »Jetzt schon«, sagte ich, stieß ihn um und sorgte dafür, dass er nichts sehen konnte als die Wand.
    Ein Laut der Empörung entfuhr mir, als ich den Griff meines beinernen Messers unter dem Saum seines Wamses hervorlugen sah. »Das gehört mir!«, sagte ich und nahm es in einem Anfall gerechten Zorns an mich.
    Es lag leicht in meinem Griff, doch ich fühlte mich damit gleich sicherer, so wenig es mir gegen ein Schwert auch nützen mochte. Garretts Halskette ließ ich liegen, wo sie war. Ich wollte nichts bei mir

Weitere Kostenlose Bücher