Topchter der Köingin Tess 1
aus dem Gesicht, während der Prinz allmählich wieder zu Bewusstsein kam. Seine Hände versuchten vergeblich, die beiden wegzuschieben. »Sie hat sich in Luft aufgelöst«, sagte einer der Gardisten mit bekümmerter Miene. »Sie ist weder durch die Küche noch durch den Saal gekommen!«
»Narr«, sagte Jeck barsch und trank noch einen Schluck Wein. »Sie ist nur schneller als ihr.« Er stellte das Glas ab, als Garrett so heftig zu husten begann, dass es ihn am ganzen Leib schüttelte.
»Helft ihm auf«, befahl Jeck, und Garrett wurde aufgerichtet, bis er auf dem Tisch saß. Der Prinz sah ekelerregend aus, blass und mit Erbrochenem bekleckert, und er zitterte immer noch von dem Gift. Auf der Brust, wo der Pfeil seine Haut durchbohrt hatte, breitete sich ein geschwollener Bluterguss aus. Den würde er vermutlich noch tagelang haben, und ich wusste, dass er den linken Arm womöglich noch länger nicht richtig würde gebrauchen können.
»Wo ist sie?«, keuchte Garrett, dessen blutunterlaufene grüne Augen immer wieder glasig wurden.
Olen nahm steif Haltung an, und die Sorge war seinem runzligen Gesicht deutlich anzusehen. »Wir suchen –«
»Findet sie!«, schrie Garrett. Dann krümmte er sich, weil er mit seinem Geschrei einen heftigen Hustenanfall ausgelöst hatte. Er stieß die Wachen, die ungeschickt um ihn herumsprangen, beiseite und rollte sich auf einen Stuhl.
Garrett und Jeck saßen an demselben Tisch, und meine Augenbrauen hoben sich. Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann stand Jeck schwankend auf. Der große Mann stützte sich schwer auf den Tisch. »Du und du«, sagte er und deutete auf zwei Wachen. »Begleitet Prinz Garrett zu seinen Gemächern.
Schürt ein ordentliches Feuer. Und bleibt bei ihm. Er könnte wieder Krämpfe bekommen.«
In meinem Versteck nickte ich zustimmend. Garrett erholte sich zu schnell, um keinen Rückfall zu erleiden.
Jeck trank gierig noch einen Schluck Wein. »Olen, zieh alle Männer von ihren Posten ab, die nicht die Eingänge bewachen. Sucht von den Mauern aus einwärts. Wer weiß, wie weit sie schon gekommen ist. Besetzt auch die Innenseite der Mauer. Gib den Männern aber keine Fackeln. Damit würden sie sich nur selbst blenden.«
»Jawohl, Hauptmann.«
Jecks Stimme klang fest und gelassen und schien die Luft in meiner Brust zum Beben zu bringen. Garrett stöhnte und krümmte sich vor Schmerzen. Ich sah es mit Befriedigung. Ich hatte gut daran getan, ihn am Leben zu lassen. Der Tod wäre zu gnädig gewesen. Wenn ich ihn schließlich tötete, würde es ein schmerzhafter Tod sein. Ich schloss unwillkürlich die Augen, als ich an Mutters warmes Blut an meinen Händen und die Angst in Vaters Stimme dachte. Ich würde ihm Schmerzen bereiten. Ich würde ihn leiden lassen.
»Weg von mir!«, protestierte Garrett, als die beiden Wachen versuchten, ihn hochzuheben. Er lallte, und seine Augen wurden glasig. »Nehmt eure – dreckigen – Hände von mir!« Die Gardisten wichen zurück, zu jung und unerfahren, um zu wissen, wie sie sich verhalten sollten. »Ich will diese Hure, sofort!«, befahl er mit leerem Blick.
Jeck legte die Hände in den Rücken und richtete sich auf. Sein Gesicht wirkte abgehärmt, hatte aber wieder seine normale Farbe angenommen. Diese Immunität konnte kein Zufall sein, und das machte mir Sorgen. »Wir suchen nach ihr, Euer Hoheit«, sagte er. »Ich habe die Männer einen –«
»Nichtsnutziger Bauer!«, schrie Garrett so laut, dass ich vor Schreck zusammenfuhr. Ich stieß mir die Schulter an dem rußgeschwärzten Stein. »Du hast zugelassen, dass sie mich vergiftet! Mit einem Schohschaufler wäre ich sicherer als bei dir!«
Jeck biss sichtlich die Zähne zusammen und starrte krampfhaft auf eine Stelle über Garretts Schulter.
»Wer hat ihre Gemächer durchsucht?«, fragte Garrett mit giftiger Stimme und unsicher wackelndem Kopf.
»Das war ich, Prinz Garrett«, antwortete Jeck knapp.
Ein Zittern überlief Garrett, als das Gift sich wieder bemerkbar machte. »Bringt mir eine Peitsche«, sagte der Prinz. Niemand rührte sich. »Ich will eine Peitsche!«, brüllte er und stand schwankend auf.
Mir blieb der Mund offen stehen, als Olen den Raum verließ. Garrett würde Jeck auspeitschen? Mir wurde übel. Ich war noch nie Zeuge einer solchen Züchtigung geworden, sondern hatte draußen auf den Straßen nur die Folgen gesehen.
Die beiden jungen Gardisten näherten sich Jeck, wichen aber wieder zurück, als er ihnen einen mörderischen Blick
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